Über UFOs, Baby-Enten und neue Projekte
Mein Kalender ist voll. Die To-Do-Liste auch. Das Problem, dass sich durch diese Umstände ergibt, muss ich nicht extra erklären, oder? Nun ist es so, dass ich es so haben will und auch genieße, mich aber dennoch gestresst fühle und nach Ruhe sehne. Und wenn ich mich für eine Sache entscheide, dann sage ich auch gleichzeitig eine andere ab, weil ein Tag einfach nicht genug Stunden hat. Ich bringe es also fertig, vorfreudig durch die Weltgeschichte zu fahren und meinen schlechten Gewissen im Seelenhaus viel Platz zu machen, während ich über eine neue Geschichte nachdenke, und mich frage ob ich ohne Schlaf auskomme, weil: Verdammt noch mal, wann soll ich denn das noch machen?
Menno.
Aber der Reihe nach. Am Mittwoch war ich bei meinem Autoren-Stammtisch in Tübingen. Wir wachsen und gedeihen, führen tolle Gespräche und empfehlen uns gegenseitig Bücher. Leonore, zum Beispiel, hat mir ein kleines Büchlein geliehen, das „Kurzgeschichten schreiben“ heißt [Jürgen vom Scheidt] und wahnsinnig Lust macht, sofort los zu legen. Ich lese immer mal wieder einen Schreibratgeber, man lernt ja nie aus. Und Kurzgeschichten, das ist ja genau mein Thema. In diesem Büchlein waren tatsächlich noch ein paar Anregungen, die ich noch nicht kannte, und die ich gern umsetzen möchte.

Jedenfalls. Dieses Mal haben wir über Lieblingsbücher gesprochen. Die Abmachung war, jede*r bringt zwei Bücher mit und stellt sie den anderen vor. Es gab Überschneidungen, aber auch ganz neue Schätze und ich finde es ganz wunderbar so angeregt und leidenschaftlich mit Gleichgesinnten zu diskutieren. Mit tut diese Runde wahnsinnig gut. Das Schreiben ist ein einsames Geschäft. Da muss nicht alles drum herum auch so fad sein. Hier fühle ich mich verstanden, das ist toll.
Nächsten Monat wollen wir über unsere eigenen Projekte sprechen. Das bedeutet, ich muss das Thema vorbereiten [und den Arsch hoch kriegen, und zwei wichtige Punkte, die seit Wochen anstehen, abarbeiten, damit ich etwas zu erzählen habe.]

Und dann war ich am Bodensee, genauer gesagt in Kressbronn. Die bucklige Verwandtschaft hat eingeladen. Meine Wetter-App hat behauptet, es würde den ganzen Tag regnen. Als ich ankam, als hätte der Wettergott es geahnt, klarte der Himmel auf; „Willkommen!“
Am Wasser sitzen, einen Hugo trinken und entspannt Leute gucken hat etwas Meditatives. Im Hafen von Kressbronn gibt es mehrere Nester. Also Enten. Bitte frag mich jetzt nicht, weiche Art das ist. Ich kann drei voneinander unterscheiden, aber nicht mit Name und Gattung und überhaupt. Ein kleines Mädchen, 9 Jahre alt, schaute zu mir auf mit diesem Blick: „Du hast keine Ahnung wie toll ich dich finde.“
Und ich schaute auf sie hinunter und dachte: „Du hast keine Ahnung wie toll ich dich finde.“ Wir sind zusammen los gezogen, Enten angucken. Wir waren nicht die einzigen. In einem Nest gab es schon Nachwuchs, an anderer Stelle wurde noch fleißig gebrütet. Menschen pilgerten zu der Stelle zwischen den Booten um „Oh süß!“ zu sagen und Fotos zu machen. Ich finde es ja erstaunlich, welche Verzückung Enten-Kinder auslösen. Man könnte ja meinen, den Menschen würde was an der Natur und ihren Lebewesen liegen… aber das halbe Nest bestand aus Müll und Plastik. Wir, und ich schließe mich da ein, sind so strunzdämlich.
Das ist gar nicht süß. Und wenn der Müll auf den Fotos zu sehen ist, verschwindet er in seiner Wichtigkeit hinter den Baby-Enten. Ich führte dann ein ernsthaftes Gespräch mit dem Mädel über unsere Welt. Das war gut.
Jedenfalls. Der Abend war schön, das essen fabelhaft, die Stimmung ausgelassen. Später fuhren noch etwa 500 Segelboote an uns vorüber. Irgendeine Regatta. Die Details interessieren mich nicht. Es war nett am Ufer zu sitzen und dieser Geschäftigkeit zuzusehen. Da waren Menschen mit Picknick-Korb und Fernglas, die sich fachkundig unterhielten, da war eine Ernsthaftigkeit in der Luft, ich konnte sie fast greifen, also wenn’s mich interessiert hätte. Ich war mit den Kindern unterwegs. Da war nämlich ein wilder Hase. Und wilde Hasen sind mindestens so interessant wie Baby-Enten. Ob der wohl wirklich wild ist? Oder ausgebüchst? Vielleicht sitzt nun irgendwo ein Kind, ein Felix oder eine Leonie in dem kleinen Zimmer unter dem Dach, weint und hat Bauchweh vor Kummer, weil Floppy weg ist. Wer weiß das schon.
Schlimm. Wir hofften, da waren wir uns einig, dass Floppy ein Wilder ist. In Gedanken haben ich ihn mit heim genommen.
Am Samstag habe ich mich mit meinen Verlegern getroffen. Das Ehepaar O’Connell sorgt nun schon seit über vier Jahren dafür, dass aus meinen geistigen Ergüssen schöne Bücher werden. Wir haben uns schon mal getroffen, vor acht Jahren in Dortmund. Lange her. Meine Güte. Da wurde es Zeit endlich mal wieder die Online-Welt auszuschalten und die Bühne des Real Life zu betreten. Wir wollten ja eigentlich einen Ausflug machen. Doch wir hatten uns dann so viel zur erzählen, dass es nur für einen Spaziergang reichte. Die Gespräche waren, wie kann es anders sein, sehr Schreib- und Buchlastig.

Es ging um Ufos und Bücher, um neue Projekte. Und vieles mehr. Ich arbeite an einem neuen Roman, großartige Dinge werden passieren. Den ganzen Tag über habe ich Notizen in mein Handy gehackt, es ist ja eigentlich unhöflich so oft auf die Funkpeitsche zu gucken. Aber all die Anregungen, Lese-Empfehlungen und Pläne für die Zukunft hätte ich mir unmöglich merken können. 😉

Zur Erholung habe ich mir, nach all dem die zweite Staffel von #Dark angesehen. In einem Rutsch. Jetzt habe ich zwar einen Knoten im Kopf von all den Zeitebenen, aber ich habe mich noch selten so gut unterhalten gefühlt. Ich würde gern über die Handlung sprechen… kann aber nicht. Die ist, glaube ich, gar nicht so wichtig. Ich war jedenfalls sehr damit beschäftigt, die einzelnen Personen in den verschiedenen Jahrzehnten zuzuordnen – und wenn ich es kapiert hatte, freute ich mich wie bescheuert. Fühlt es sich so an, ein SUDOKU zu lösen? Hm?
Heute habe ich Karten für „Hannes und der Bürgermeister“. Es wird also nie langweilig.