Hubert und ich.

Leuchtturm_scheinIn meinem Seelenhaus ist viel los. Vielleicht sollte ich das erklären. Betrachten wir meine Welt mal global, also von oben, wie ein auktorialer Erzähler. Ich hab den Überblick, aber nicht unbedingt in jeder Situation das Sagen. Ich habe also ein Haus, mit Herzkammer, ich hab ein Oberstübchen, ein geheimes Zimmer (nicht mal Hubert hat einen Schlüssel) einen Keller, und einen hübschen Garten. Es ist aus Holz, mein Haus, mit roten Fensterläden und nicht sehr groß. Viel brauche ich ja nicht, und egal wo mich der Regen hin spült, ich bin immer daheim. Wenn es mir nicht mehr gefällt, stehe ich auf, und gehe einfach, so wie ich will.

Mein Haus hat rosige kleine Kinderfüße, die werden nie müde. Selbst, wenn sie schlafen zucken sie noch, und träumen vom Laufen. In meinem Haus ist Platz für Besuch, es wächst, es ist ja aus Holz. Mit jedem lieben Menschen wächst ein neues Zimmer. Die Möbel sind alt und schäbig, in meiner Seele ist schon Herbst. Ich mag ihren gebrauchten Zustand und die Glasränder von Kaffeetassen und Weingläsern, ausgetrunken vor tausend Jahren. Ich mag die Schrammen an meinen Möbeln, vom Herumtragen und Neuarrangieren. So wie mein Haus laufen kann, so trage ich meine Möbel spazieren. Wenn mir der Esstisch im Schlafzimmer gefällt, warum soll er dann nicht da stehen? Mein Bett steht im Sommer draußen, es hat Räder, ich stelle es unter einen schönen Stern, der auf mich aufpasst, wenn ich schlafe.

Und wenn mir langweilig ist, pinsle ich alle Fußnägel an, gelb und violett, oder knallrot. Alle Füße, alle Zehen. Meinen Füßen ist nie kalt. Da, wo ich wohne, ist es schön. Meistens höre ich irgendwo das Meer rauschen. Ja, ich mag auch Kitsch. Bestimmt steht irgendwo auch ein Gartenzwerg. Wenn du ihn findest, darfst du ihm einen Namen geben.

In Zeiten von Facebook, in denen der Begriff „Freunde“ ausgelutscht ist und keine Bedeutung mehr hat, muss ich also, zur Verdeutlichung erklären, dass Menschen wie E. (Buhu, wie geheimsnisvoll! Nein, Quatsch, nur Datenschutz) ein eigenes Zimmer bei mir haben. (In meinem Seelenhaus ist noch Platz.)

In meinem Kopf lebt ein Hamster namens Hubert. Hubert ist Colaholiker, ernährt sich nur von Kinderriegel und wenn er gut drauf ist, betreibt er mein Hamsterrad. In dem Fall ist im Oberstübchen alles im grünen Bereich. Wenn er keinen Bock hat (oft), müde ist (sehr oft), oder launisch (sprich ihn ja nicht drauf an!) dann stellt er den Betrieb ein und ich funktioniere nur noch auf Standby. Da ist dann nichts mehr zu wollen.

Dann übernimmt Bentley, mein Schweinehund, das Kommando.

Bentley ist eine pechschwarze, dänische Dogge, groß wie ein Pferd. Wenn er gut drauf ist, dann schmeißt er sich auf mich, sabbert mich voll und lässt mich für Stunden nirgends mehr hin. Dann muss ich einen Film gucken oder zwei oder fünf. Oder ein Buch lesen.

Wenn also Bentley gerade Gassi geht, ohne mich, und Hubert wie wild in seinem Laufrad rennt, weil er einen Liter Cola getrunken hat und sich gerade vorstellt, er würde in Cola baden, oder von mir aus auch in einem Topf Spaghetti (Komischer Kauz!), dann ist John zu besuch. Wir reden dann über Texte, ich erzähle ihm von meinen Ideen, er sagt dann: „Schreib das auf.“

Manchmal mache ich es. Wir sitzen dann auf der Terrasse in der Sonne und ich habe erst den Prolog geschrieben, zu der Geschichte, die noch in mir schlummert. Er wird nicht müde, zu sagen: „Schreib das auf.“

Und irgendwann, da erzähle ich dir von Richard.

5 Kommentare zu „Hubert und ich.

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