Ich habe mich nun monatelang in einem sehr klebrigen, tiefen Sumpf befunden und jetzt bin ich mal vorsichtig optimistisch: Das Lesen und die Sache mit der Konzentration klappt wieder besser. Ich habe wieder Lust mich mit Literatur zu beschäftigen, lesend, schreibend, diskutierend. Ich habe sogar wieder Lust Blogbeiträge zu schreiben. Wahnsinn, oder? Jedenfalls. Das ist mein Lese-Monat Oktober, der war sehr hörbuchlastig.
Gelesen
- Stephen King- Holly (Hörbuch gelesen von David Nathan) ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
- Erna Endres – Zur Freude des Tages ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
- Charlotte Blum – Das Fräulein vom Amt ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Walter Moers – Prinzessin Insomnia (gelesen von Andreas Fröhlich)– abgebrochen- Anika Decker – Wir von der anderen Seite (gelesen von Katja Riemann)
Mein Projekt Stephen King ist noch in vollem Gange. Irgendwann will ich sagen können, dass ich ALLES von ihm gelesen habe. Doch aktuell schreibt der gute Mann noch schneller, als ich lesen kann. 😉 Jedenfalls. Als ich gesehen habe, dass es was Neues gibt, und dass es um Holly geht, war ich sehr aufgeregt. Ich habe x-Mal nachgesehen, wann denn endlich das Hörbuch (gelesen von David Nathan) endlich erhältlich ist, weil King ohne Nathan, das geht ja gar nicht. Ich will die beiden nur noch in Kombination. Ich ess ja auch keine Pommes ohne Ketchup. Holly ist eine meiner Lieblingsfiguren. Sie teilt sich diese Position mit ein paar Figuren aus dem Dunkle-Turm-Universum. Allerdings, meine Freude über das neue Buch wurde jäh eingebremst. Stephen King hat da sehr viel Zeitgeist hinein gepackt. Meiner Meinung nach völlig unnötig. Die ganze Corona-Thematik tut nichts für die Handlung, treibt sie nicht an, beeinflußt sie nicht. Die Geschichte könnte auch 2018 spielen, ganz ohne Impfung, Maske und Ellenbogen-Bump-Begrüßung. Ich finde es zu früh, zu unnötig, überhaupt, ich will davon nichts lesen. Ich habe Herrn King irgendwann verziehen, weil die Geschichte so spannend war, dass mir die blödsinnigen Dialoge, wer mit welchem Mittelchen geimpft ist und wie viel Abstand hält, dann doch egal waren. Ich hab es über mich ergehen lassen, damit ich weiter komme.
Zu Holly, mit all ihren Spleens und Zwangsneurosen passt es ja, das muss ich zugeben. Herr King hat Holly aber insgesamt etwas zurückhaltender gestaltet, sie wirkt in diesem Buch viel normaler, aufgeräumter. Die Entwicklung, die Holly, nicht zuletzt wegen Bill Hodges durchgemacht hat, gefällt mir sehr gut, ich bin ihr gern gefolgt. Ich als Leserin werde mitten hinein geworfen: Hollys Mutter stirbt, gleichzeitig, oder um sich abzulenken, nimmt Holly einen neuen Auftrag an. Eine junge Frau ist verschwunden. Die Polizei ermittelt nicht wirklich, weil man Bonnie für eine Ausreisserin hält.
Wir begegnen wieder Jerome und auch seiner Schwester Barbara. Das Leben ist weiter gegangen, aber die beiden unterstützen Holly immer noch, gelegentlich. Jerome hat sein Buch geschrieben und ist mitten in den Verhandlungen um es bei einem Verlag unterzubringen. Barbara studiert und arbeitet an einem Geheimprojekt. Uns LeserInnen ergeht es wie den Zuschauern im Kasperle-Theater, wir wissen immer ein bisschen mehr als die handelnden Personen. Bonnie verschwindet, auch andere Personen sind wie vom Erdboden verschluckt. Wir sehen den Zusammenhang, doch Holly ermittelt und folgt den Brotkrumen in den dunklen Wald. Die Spannung steigt und stiegt, man will ihr dauernd zurufen: „GEH DA NICHT HIN, DA IST DER MÖRDER!“
Übersinnliches fehlt dieses Mal, das macht aber nichts, das Böse ist gruselig genug. Ich habe weite Strecken große Angst um… ach, keine Spoiler, ne. Ich hab Angst gehabt, Punkt.
Ich finde ja, „ES“ ist mit Abstand sein bestes, gruseligstes Werk und daran messe ich alle anderen Bücher von King. Holly ist nicht so gut wie ES. Aber doch ziemlich nah dran. ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
„Spiel auf Leben und Tod“ ist der dritte und meiner Meinung nach der beste Band aus der Das-Fräulein-vom-Amt-Reihe. Inzwischen fühle ich mich ganz heimisch in Baden-Baden, Emmchen und Alma sind mir ans Herz gewachsen, diese Frauenfreundschaft macht wirklich Spaß und ich habe schon sehnsüchtig drauf gewartet, dass Alma wieder über eine Leiche stolpert. Dieses Mal kommt eine Arbeitskollegin auf sie zu, ihre Cousine ist in einer Wäschetrommel zu Tode gekommen. Die Polizei, wie kann es anders sein, geht von einem Unfall aus, vielleicht auch Selbstmord. Alma Täuber fällt natürlich gleich auf, dass sich die Luke nur von aussen schließen lässt. Sie steckt also bald wieder in einem Fall, gerät noch selbst in Gefahr, weil sie einer Diebesbande in die Quere kommt, während ganz Baden-Baden in Aufregung ist wegen dem internationalen Schach-Tournier. Alma gerät aber zwischen weitere Fronten: Ihre Arbeitsstelle verändert sich, die politische Lage wirft dunkle Schatten voraus und dann ist da auch noch Ludwig. Schwere Entscheidungen stehen an. Ich habe das unheimlich gerne gelesen. Die Fälle von Alma sind alle relativ unblutig, man muss sich als LeserIn nicht mit ekelhaften, langatmigen Beschreibungen einer blutrünstigen Tat rum schlagen. Alma ermittelt, das ist spannend. Emmi sorgt für die nötige Portion Humor und ist ein schönes Gegengewicht zu Alma mit ihrer Neugier, die sie regelmäßig in Schwierigkeiten bringt. Und Ludwig sorgt für hübsche, kleine Schmetterlinge in der Magengegend. Schön, schön. ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Mit „Wir von der anderen Seite“ bin ich noch nicht ganz durch. Bis jetzt gefällt es mir sehr gut, das sind mindestens vier Sterne, aber ich lege mich noch nicht fest. Weil, ich muss ja wissen, wie es ausgeht, dann kann ich eine Lobeshymne schreiben und vielleicht sogar fünf Sterne vergeben. 😉 Stay tuned.
Und du, was hast du gelesen? War da was Gutes dabei?