Ich mag die Schreib- und Erzählart von Oliver Ménard, ich mag seine Figuren, allen Voran den nerdigen Albert. Was ich nicht mag, ganz grundsätzlich, sind Thriller und die damit verbundene künstliche Aufregung – der Spannungsbogen aus Gewalt und der Frage: Kommt der Mörder davon oder nicht? (Dieses nicht-mögen hat wenig mit „Federspiel“ zu tun, die Gründe dafür finde ich aber alle wieder. Ich habe Federspiel gelesen, weil ich in gerne das Blog „Wirre Welt Berlin“ verfolge, so als ginge es um meine Nachbarn. Das verwirrte Berlin ist lustig, Federspiel ist es nicht.)
Ich mag also meine Zeit nicht damit verbringen, mich von Mord und Totschlag unterhalten zu lassen. Das hat hier alles prima funktioniert: Eine kleine zierliche Hauptfigur, mit der man bald mitlebt, die offenen Auges in ihr Unglück rennt. Ich sehe Christine also zu, mit klopfendem Herzen und laut schimpfend: „Geh da nicht hin, da wartet der Mörder auf dich!“
Wie oft habe ich das schon Filmfiguren zugebrüllt? Keine Sau hört auf mich. Und dann muss ich mir die Augen zuhalten, wenn es blutrünstig wird. (Dieses Satthaben von Gewalt kommt maßgeblich von „Game of Thrones“. Aber das ist ein anderes Thema.)
Das Augen zuhalten klappt bei Filmen wesentlich besser als bei Büchern. Jedenfalls. Die Geschichte, die Motive und der Hergang der Geschichte sind alle nicht neu. (Braucht es das? Das Rad neu erfinden? Vermutlich nicht.) Dass eine Tochter vom Vater unterwiesen wird in Sachen Kriminologie habe ich zum Beispiel schon bei „Crossing Jordan“ gesehen. Soweit so gut. Dass die Ermittlerin a) keine Polizistin (mit Waffe) ist und b) lebensmüde in gefährliche Situationen tappt um dann gerettet werden zu müssen, habe ich nun schon so oft gesehen und mich darüber geärgert, dass ich mich nun wiederholt frage: Gehört das zum Genre? Dürfen Autoren sich keine andere Methode einfallen lassen? Ist das verpönt?
Ich gucke Christine also drei Mal zu, wenn man den Fall vor dem Fall mitzählt, zu wie sie sich strunzdämlich in Gefahr begibt, weil sie ja so clever ist und sonst keinen braucht. Ach doch, den guten Albert, der muss es richten.
Wer also genau das will, diese Aufregung und das Fürchten, wer dem Mörder nah kommen will um festzustellen „Der Mann hat Mundgeruch!“, der ist hier genau richtig. Für mich wird es erst mal der letzte Ausflug in das Genre „Thriller“ gewesen sein.
PS: Damit wir uns richtig verstehen: Das Buch und die Geschichte sind spannend, solide erzählt, es ist alles dabei was ein guter Thriller braucht. Nur ich brauche gerade keinen guten Thriller. Ich möchte wieder unblutige Geschichten, mit Hoffnung und Happy End lesen.
Edckdaten:
- Oliver Ménard
- Federspiel (Thriller)
- ISBN-13: 978-3426516560
- Taschenbuch
- 9,90€