Stephen King – Brennen muss Salem (Hörbuch gelesen von Jürgen Kluckert) ⭐️⭐️⭐️
Das Buch gehört definitiv nicht in meine Favoriten-Liste. Die Story ist nicht schlecht, aber mir war es teilweise zu langatmig, und dieses Mal hatte ich auch Schwierigkeiten die Figuren auseinander zu halten. Auf der einen Seite gab es also (zu) lange Passagen, warum Barlow kein Vampir sein kann bzw. es keine gibt, wir sind hier ja alles ganz vernünftige, rationale Menschen, jaja. Und auf der anderen Seite waren mir die Charaktere nicht genug ausgearbeitet. Und Jürgen Kluckert und ich werden keine Freunde.
Diana Hillebrand – Heute schon geschrieben? Band 6 (eBook) ⭐️⭐️⭐️⭐️
Ich mag die Reihe und werde auch gleich mit Band 7 weiter machen. Aber ich habe inzwischen schon einige Schreibratgeber gelesen, deshalb war bei Band 6 – für mich – nichts Neues dabei.
Hübsche Idee, ich habe mir auch ein paar Notizen gemacht, aber bis jetzt hat die Idee allein mich noch nicht in die Handlung gebracht. Ich weiß noch nicht, ob ich die Methode ausprobiere, auch wenn sie mich (in der Theorie) anspricht.
Svenja Hold – ADHS bei Erwachsenen (eBook) ⭐️⭐️⭐️
Das Buch ist ADHS-freundlich geschrieben, das liest sich ratzfatz weg, bleibt meiner Meinung nach aber theamtisch an der Oberfläche. Ich finde es ist ein guter Einstieg, viel mehr aber auch nicht. Die Tipps sind ganz nett. Wenn man sich aber mit Achtsamkeit beschäftigt, dann sind die auch nicht neu. Es gibt noch ein paar weiterführende Links, die ich mir noch anschauen werde. Dieser 5-Wochen-Plan ist putzig, den habe ich in einer halben Stunde gelesen und gedacht, jaja, süß. Als wenn ich mit ADHS fünf Wochen an dem Büchlein dran bleiben würde… Manches davon habe ich schon ausprobiert, manches mache ich tatsächlich. Zumindest manchmal. Dieses Buch ist das erste, dass ich zu dieser Thematik gelesen habe, aber es bleibt wohl nicht das letzte. Aus Gründen.
Stephan Porombka – Schreiben unter Strom ⭐️⭐️⭐️⭐️
Diesen Schreibratgeber aus der Reihe „DUDEN – Kreatives Schreiben“ habe ich schon an anderer Stelle rezensiert: HIER Ich mag die Reihe sehr, ich bleibe dran. Im Moment bin ich mit „Schreiben dicht am Leben“ beschäftigt. Später mehr.
Bill Watterson – Calvin und Hobbes Band 4 ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Hach. Die Zwei. ❤
J. K. Rowling – Harry Potter und das verwunschene Kind ⭐️⭐️⭐️⭐️
Ich habe das Screenplay endlich gelesen, weil ich besitze nämlich Karten für das Theater in Hamburg, und da will ich ja vorher wissen, was auf mich zu kommt. Natürlich ist so ein Theater zeitlich und örtlich begrenzt, die Geschichte muss quasi in vier Stunden (und an zwei Abenden) erzählt sein, daher ist das schon Recht, alles. Aber nicht ansatzweise so raffiniert und komplex wie die Bücher. Das geht ja auch gar nicht, is klar. Ich habe die Geschichte gern gelesen und bin nun sehr gespannt, WIE diese ganze Geschichte umgesetzt wird. Auf der Bühne. Das wird aufregend und ich freu mich drauf.
Shirley Jackson – Spuk in Hill House (Hörbuch gelesen von Richard Barenberg) ⭐️⭐️⭐️
Uff, naja. Wenn ich bei einem Buch daneben greife, maule ich nicht, ich sage folgenden Satz: „Ich bin nicht in der Zielgruppe.“ Andere finden das sicher gruselig. Ich fand’s langweilig.Vermutlich war das 1959 bahnbrechend und herausragend. Aber jetzt kann ich nur müde mit den Schultern zucken. Von den 7 Figuren gingen mir 5 auf die Nerven.
Ich habe Karten für das Theaterstück in Hamburg. Die Karten habe ich schon seit zwei Jahren, das Buch auch. Aus Gründen, du weißt ja bescheid, war ich nicht in Hamburg. Ich will nichts verschreien, ich bin da inzwischen vorsichtig und ebenfalls aus Gründen plane ich nicht mal mehr eine Woche voraus, aber… Jahahah! Aber. Ich bin gerne vorbereitet. Sollte es dieses Jahr doch noch was werden, also gehen wir das durch: Sollte es klappen, dass ich das Haus verlasse und sogar das Ortsschild hinter mir lasse, mit dem Zug nach Hamburg brause und dann noch das Theater anschauen kann, ja dann würde ich gern sagen: „Das war im Buch ja ganz anders.“ – Gut, das klappt dieses Mal nicht, weil die Darsteller GENAU das machen, was im Buch steht, aber es geht ums Prinzip. 😉
Ich habe gestern meine Nase ins Buch gesteckt, und gleich mal 100 Seiten weg gelesen. Und wenn ich nicht so strunzdoofe Dinge wie Nachtschlaf nötig hätte, dann wäre ich inzwischen wohl durch mit dem Buch. Und so eine Bühnenfassung zu lesen, das ist ideal für Leute wie mich. Das heißt, mein ADHS-Hirn erzeugt die richtigen Bilder, das Lesen geht flott, aber ohne das ganze schmückende Beiwerk. Also unnötige Beschreibungen und langweilige Passagen. 😉 Ich habe mir von anderen sagen lassen, die Bühnenfassung zu lesen sei doof. Das kann ich nicht bestätigen. Es ist wie für mich gemacht. Und jetzt freue ich mich: Über die Geschichte, über meine Theaterkarten und über mein Handy, dass die Taschenlampe einschält, wenn ich „Lumos“ sage. Es sind die kleinen Dinge, nä? Und was gibt es schöneres, als mit einem Buch und der Taschenlampe unter der Bettdecke zu liegen und zu lesen? Eben. Nix. Es ermahnt mich zwar keiner mehr, endlich das Licht auszumachen,, aber ich krieg meine alte Mutter sicher noch dazu, wegen irgendwas zu schimpfen. Ich ruf sie kurz mal an. Wär doch gelacht.
Lass uns über Bücher reden. Ich habe mir das Theaterstück „Medea“ angeschaut und dazu das kleine Reclam-Heftle gelesen, ich habe mir den Stoff also vollumfänglich rein gezogen. Es ist nicht alles schlecht an dieser weltweiten Pandemie. Als nämlich das Theaterstück in London aufgeführt wurde, wollte ich zwar hin, konnte aber keine Karten ergattern, was soweit okay war, Urlaub hatte ich nämlich auch nicht. Jetzt, während alles, was irgendwie mit Kultur zu tun hat, zu ist und die ganze Branche nach Wegen sucht, um die ZuschauerInnen zu erreichen, wird wie wild gestreamt und das Netz glüht. So konnte ich mir das Stück nun für 10 Euronen ausleihen und daheim angucken. So günstig bin ich wohl noch nie an Theaterkarten gekommen. Und jetzt würde ich gern meine Gedanken mit dir teilen, dabei muss ich aber wild spoilern, ohne geht es nicht. Also falls du das Stück noch nicht kennst, aber vorhast, das Buch und/oder das Theaterstück zu gucken und jetzt auf keinen Fall das Ende wissen willst, dann klick jetzt bitte weg. Ich hab genug Beiträge hier, du findest sicher was anderes.
Noch da? Okay. Also. Medea. Wir fallen als Zuschauer mitten hinein: Jason hat seine Frau Medea und die beiden gemeinsamen Kinder verlassen. Natürlich für eine Jüngere, eh klar. Das Froileinchen ist obendrein ein Königskind, das ist auch noch wichtig. Medea, die Gekränkte und Verlassene wütet. Wir erfahren die Umstände, wie sie ihr Vaterland verraten und den Bruder ermordet hat, der Liebe wegen, für Jason. Das nennt man foreshadowing – wenn einem klar wird, was sie alles für die Liebe getan hat, muss man sich nicht wundern, wozu sie aus Rache fähig ist. Allerdings richtet sich ihre Wut nicht in die Richtung, die man vielleicht erwarten würde.
Beim Theater geht es darum mich als Zuschauerin zu überzeugen. Film und Fernsehen funktionieren anders. Wir sind uns hoffentlich einig, dass es unzählige Filme gibt, die man sich getrost hätte sparen können. Ich meine blödsinnige Handlungen, hölzerne Dialoge und DarstellerInnen, die nur hübsch aussehen. Wie oft müssen die Spezialeffekte solche Dinge ausgleichen? Im Theater ist eine Geschichte aufs wesentliche herunter gebrochen, fast nackt. Da wird nichts kaschiert und es hilft kein Requisit, wenn die DarstellerInnen nicht 100 % geben. Vor ein paar Jahren war ich in London und habe mir „The Goat“ angesehen. Ein Kerl verliebt sich in eine Ziege. Ja, richtig gelesen. Er spricht von einer Liebesbeziehung. Den Rest kannst du, wenn du willst, in diesem Blogbeitrag nachlesen. Worauf ich hinaus will: Entweder die DarstellerInnen oben auf der Bühne machen ihren Job jeden Abend absolut großartig und in dem Fall sitzen Leute wie ich auf der Stuhlkante und hibbeln vor Aufregung, oder es werden 1000 Leute unruhig und zücken ihr Handy um zu gucken wie lange dieser Unsinn hier noch dauert. Ich für meinen Teil saß da im Zuschauerraum und war überzeugt, völlig und gänzlich, dass Martin wirklich in Sylvia verliebt ist. Es ist absurd. Und trotzdem dachte ich keine Sekunde daran, ob und wie eklig das Szenario ist. Ich wollte wissen wie es weiter geht. Ich sehe und empfinde mit den Darstellern, und ich verstehe warum es so kommen muss.
Zurück zu Medea. Sie hat also schon ein paar grausige Taten hinter sich. Nun läßt ihr Mann sie im Stich, wendet sich ab und bricht sein Versprechen. Einzig Kreon, der Vater der Braut schätzt die Lage richtig ein. Er fürchtet sich vor ihr, weil er weiß, wozu sie fähig ist. Also befielt er ihr, dass sie mit den Kindern das Land verlassen muss. Da sie nicht zurück kann, sie hat keine Familie mehr, keine Heimat, wächst ihre Verzweiflung ins Unermessliche. Wohin? Was tun? Allerdings wächst auch die Wut. Sie schmiedet einen Plan, den Ex-Mann und seine Braut zu ermorden. Doch dann fällt ihr etwas anderes ein. Sie bittet Kreon um einen Tag Schonfrist. Schließlich gilt es eine Flucht zu organisieren. Er sagt noch sinngemäß und lapidar: „Gut, was kannst schon Schlimmes an einem Tag anrichten?“
Eine Menge. Sie tränkt ein Kleid in Gift. Sie umschmeichelt ihren Ex und schickt die beiden Kinder mit Geschenken auf das Hochzeitsfest. Sie sollen dort um Gnade bitten, um bleiben zu dürfen. Die Braut begnadigt die Kinder, jeder fasst ihr Auftreten, ihre Geschenke als Versöhnungsgeste auf. Sie zieht das Kleid an, trägt den Schmuck und stirbt schnell und grauenvoll. Kreon, der seine Tochter in den Armen hält, stirbt ebenfalls. In der Zwischenzeit vollendet Medea ihren Racheplan, wahnsinnig geworden, irr vor Trauer und doch ganz klar: Was ist das schlimmste, was sie ihrem Ex-Jason antun kann, ohne ihn zu ermorden? Sie mordet seine Kinder. Es sind auch ihre, aber sie will ihm so sehr weh tun, dass sie sich das selbst antut. Und da schließt sich der Bogen. Im Theater geht es darum zu überzeugen. Das Reclam-Heftchen konnte das nicht. Die Theatervorstellung mit Helen McCroy in der Hauptrolle, konnte es. Es gab keine Möglichkeit und keine andere Chance für diese Frau, für diese Geschichte. Sie musste genau so ausgehen. Ich saß hier, zuhause, auf der Kante meines Sofas und murmelte „Sie wird doch nicht, nein, sie wird doch nicht…“ Und dann: tot. Beide Jungen.
Medea ist keine Frau, die man mag. Das Stück ist keine leichte Kost, kein Vergnügen. Im Englischen gibt es das Wort „Fierce“. Heftig. Ich hab das Stück auf Englisch gesehen, daher fierce. Es war heftig. Intensiv. Helen McCrory zuzusehen, wie sie als Medea wütet und trauert und den Verstand verliert und mordet. Meine Güte, war das heftig. Und glaubwürdig. Ich fühlte mich… und das ist, warum ich so gern ins Theater gehe… ich fühlte mit. Ich verstand es. Das heißt nicht, dass ich ihre Tat gutheiße. In der Theorie, ganz sachlich und klar, würde ich sagen: Niemals, nie nie nie, ist Gewalt akzeptabel oder eine Lösung oder das Mittel zum Zweck. Aber da im Zuschauer(Wohnzimmer)raum, anderthalb Stunden lang, dachte ich, das geht nicht anders. Es musste so kommen. Ich bin überzeugt.
Man, wie mir das Theater fehlt.
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Das Theaterstück „The Goat“ war der eigentliche Grund für meinen London-Urlaub. Ich mag das ja, das Theater an sich. Eine Geschichte erleben, nicht nur ansehen. Wenn dir vor Aufregung das Herz in den Ohren pumpt, dann ist es richtig. Ich habe im Oktober letzten Jahres die Karten dafür gekauft und den Rest drum herum geplant. Wenn ich mitkriege, dass Damian Lewis wieder auf einer Bühne steht, muss ich hin und mir das ansehen. (So geschehen mit „The Misanthrope“ und „American Buffalo“.) Ich habe dieses Mal sogar noch eine tolle Bekanntschaft gemacht und einen Beitrag für den Blog „Fan Fun with Damian Lewis“ geschrieben. Der Beitrag geht in zwei Wochen online, ich verlinke das dann. (Update: Link) Aber ich möchte noch gesondert von dem Theaterstück berichten.
Ich las das Stück im Vorfeld, um schon vorher zu wissen worum es geht. Meine Englisch-Kenntnisse halte ich für Okay, nicht herausragend, aber okay. Das Problem: Meiner Erfahrung nach sind die Dialoge in einem Theaterstück wahnsinnig schnell. Auf der Bühne erzählte Geschichten haben ein anderes Tempo als Filme und Serien. (Ausnahmen bestätigen die Regel. Zum Beispiel „Warten auf Godot“) Und wenn Gespräche ein bestimmtes Tempo haben, komm´ ich nicht mehr mit. Ich wollte das Stück auf Deutsch kaufen, scheiterte aber kläglich. Eine englische Ausgabe des Buches wäre zu spät bei mir angekommen, also musste das eBook her. Zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass meine Kindle-App zwei tolle Dinge anbietet: Wenn ich ein Wort nicht kenne, kann ich mir die Übersetzung durch antippen, anzeigen lassen. Das begeistert mich sehr, weil es schnell und unkompliziert geht. Und dann stieß ich auf das Wort „Eumenide“ und konnte mir sogar Bedeutung und Synonyme anzeigen lassen. Geilo. Schöne neue Welt. Du siehst, ich lese selten eBooks, noch seltener fremdsprachige Bücher. Aber wenn das so einfach ist, sollte ich das überdenken. Jedenfalls.
Ich wusste worum es geht und konnte mich auf das Schauspiel konzentrieren. Wie erwartet hatten alle vier Darsteller ein irrsinniges Tempo drauf, die Wortgefechte waren ein Sturm an Emotionen. Aber worum geht´s?
Martin hat Geburtstag, er wird 50. Seine Ehe läuft gut, er war nie untreu, der Sohn ist halbwegs gut geraten, im Job ist er sehr erfolgreich. Alles supi soweit. Und doch ist er unglücklich, einsam, er weiß selber nicht so genau, was ihn umtreibt. Aber er ist schon über den Punkt hinaus, zurück zu können, alles noch mal zu überdenken. Martin hat eine Affäre mit einer Ziege. Ja, richtig gehört. Er fährt mit der Abrissbirne in sein Leben – und sieht ganz erstaunt dabei zu.
In einem Wortwechsel, nebenbei, fast im Scherz gesteht Martin seiner Frau Steve, dass er eine Affäre hat. Mit Sylvia, einer Ziege. Steve nimmt ihn nicht ernst, lacht ihn aus. Dann kommt Ross ins Spiel, der beste Freund. Auch ihm sagt Martin, was mit ihm los ist, und Ross flippt ziemlich aus. Während sich Martin darüber sorgen macht, was das mit seiner Frau, seiner Familie macht, treibt Ross der Gedanke um: Was, wenn das heraus kommt? Ross schreibt einen Brief an Steve (ziemlich feige, wie ich finde) und sagt Steve, was mit Martin los ist. Und dann knallt es natürlich. Steve ist erschüttert, weil ihr klar wird: „Er hat es mir gesagt. Das ist kein Scherz!“ Der Konflikt teilt sich, für mich, in zwei Ebenen. Auf der einen Seite ist da Billy, Martins schwuler Sohn. Martin gibt sich tolerant, stichelt aber immer wieder, es ist klar: So tolerant ist er gar nicht. Nun will er aber Verständnis für seine absurde Situation. Billy hat aber absolut kein Verständnis, und sieht zu wie sein Leben auseinander bricht.
Und dann ist da Steve, die bis zu diesem Punkt ein gutes Leben geführt hat, eine treue Ehefrau war und dachte in Martin einen Partner zu haben, der ihr nie wehtun würde. Sie stellt Martin zur Rede, sie will den Streit austragen, bis zum bitteren Schluss. Mit jedem Geständnis und jedem Detail von Martin, schlägt sie einen Teil ihrer Einrichtung kaputt – sinnbildlich für ihr Seelenleben, ihre Ehe. Es ist klar, es gibt kein Zurück. Man kann Fehler machen im Leben, manchmal kommt man damit durch, es ist möglich zu verzeihen. Die Ziege ist aber ein riesengroßes Nein.
Steve und Martin fechten das aus, schreien und gehen sich an die Gurgel, es kann nicht sein, es darf nicht sein. Doch Martin findet nicht, dass er etwas Falsches getan hat, nichts wofür er sich schlecht fühlen müsste. Sich zu Schämen fällt ihm gar nicht ein. Er ist überzeugt: Sylvia liebt ihn. Die ganze Situation ist völlig absurd, unfreiwillig komisch. Und während sie streiten, Steve und Martin, sieht man deutlich: Sie waren und sind eigentlich immer noch ein gutes Team. Immer wieder scheint durch, die letzten 22 Jahre waren keine Lüge, ihre Ehe war echt, sie war gut. Und trotzdem fehlt Martin etwas, dass er bei Sylvia findet.
Am Schluss rennt Steve davon, aber der Streit geht weiter, mit Billy und Ross. Martin bezeichnet seinen Freund als Judas, weil der ihn verraten hat. (Dabei hat er die Affäre ja selbst schon gestanden, es wäre so oder so heraus gekommen.) Und Billy erklärt seinem Vater, dass ihm klar ist, was für ein gutes Leben er hatte, wie viel Glück mit seinen Eltern, die er liebt. Wirklich liebt. Und dann wird es wieder absurd, weil auch Billy einen Fehler begeht. Ohne Zeugen wäre es keine große Sache, nichts, das Konsequenzen hat: Billy küsst seinen Vater. Doch Ross sieht es. „Seit ihr eigentlich alle völlig verrückt?“
Nein, eigentlich nicht. Billy rechtfertigt sich (was Martin die ganze Zeit über nicht getan hat.) Billy sagt, er sei verwirrt, er ist 17 und denkt nur an Sex. Er würde mit jedem schlafen wollen, egal wer. Das schließt seinen Vater mit ein. Er tut es natürlich nicht (Sie tun es nicht miteinander), aber wollen würde er schon. Ross ist völlig von der Rolle. Martin hat Verständnis für seinen Sohn.
„This Boy loves me. I hurt him, but he still loves me.”
Hätte Ross sie nicht gesehen, sie würden auseinander gehen, nichts passiert, vergiss es. Es hat keine Konsequenzen. Wie gesagt, für Ross ist das Schlimmste „Was, wenn das raus kommt? Denk an dein Image!“ Martin ist mit der Frage beschäftigt „Wieso versteht mich keiner?“
Und in dieses Chaos hinein kommt Steve zurück. Sie hat die Ziege getötet.
„Du hast gesagt, dass sie dich liebt, gleichwertig, wie ich. Also musste sie weg.“
…
Vorhang zu. Es steht jetzt jedem offen, sich Gedanken zu machen. Ob diese Tat die Tür geöffnet hat, für ein Zurück – oder eben nicht. Martin hat Steve zerstört. Sie sagte „Wenn du mich zerstörst, nehme ich dich mit.“ Quasi Auge um Auge. Nun sind sie quitt!?
Es war der Wahnsinn. Klug, unfreiwillig komisch. Provokant und großartig. Intense.
Autogramm Damian Lewis
Durch den Seitenausgang landete ich direkt vor der Stage Door. Es waren nur wenig Leute da. Vielleicht zehn. Ich finde das nicht viel, und hätte mehr erwartet. Ich ergatterte ein Autogramm von den Darstellern (Sophie Okonedo ist blitzschnell weg, ihre Unterschrift fehlt leider in meinem Booklet). Und dann stand er da, mein Lieblingsschauspieler, der schon seit 14 Jahren Teil meines Lebens ist. Er weiß es nur nicht.
Wie ein Groupie dazustehen, einen Fremden um seine Unterschrift und ein Foto zu bitten, ist sehr absurd, surreal irgendwie. Ich fragte mich kurz, was ich hier eigentlich mache. Ich hatte nicht viel Zeit nachzudenken, stand plötzlich neben ihm blitzdings und das Foto ist fertig, doch mein Verstand war weg. Ich weiß gar nicht genau passiert ist, aber dem Foto sieht man meine Verwirrung an, während er wie immer tippi-top aussieht. Profi eben. Ich atmete kurz durch, schaute, was die anderen machten. Unterschrift, Foto, nächster. Einer stach (für mich) heraus. Muttersprachler, das ist wohl der Trick.
Da war ein Typ, auch Brite, charmant bis unter die Schuhsohlen. Sinngemäß sagte er zu Damian, dass seine Frau ein großer Fan von ihm sei, was für ihn unheimlich schwer auszuhalten ist. Und ob er nicht ein Foto kriegen könnte, für den Erhalt seiner Ehe, und ob es den wirklich sein müsse, dass er so ein toller Typ ist. Ob er wenigstens Schnarchen würde, oder irgendeinen Makel hätte… Es war unheimlich lustig wie die zwei Männer sich unterhalten haben, während sie da stand und ihn anhimmelte.
Damian Lewis wirkt auf mich, wie jemand, der die ganze Sache mit dem Ruhm nicht zu ernst nimmt. Down to earth, schätze ich. Weil berühmt sein, ist wie reich sein bei Monopoly. Das Spiel funktioniert nur mit der richtigen Währung. Zuhause angekommen fragt mich ein Kollege, der mein DL-Foto auf Facebook gesehen hat: „Wer ist denn der Typ da?“
Ich antworte: „Damian Lewis.“
Er: „Muss man den kennen?“
„Band of Brothers? Homeland? Billions?“, frage ich zurück.
Er zuckt die Schultern. „Du siehst sehr glücklich aus.“
Ich habe dieses Video bei YouTube entdeckt und erleichtert gedacht: „Was bin ich froh, dass ich meine Karten schon habe.“ Wenn Damian Lewis auf einer Bühne steht, dann muss ich hin und mir das Ansehen. So geschehen mit „The Misanthrope“ und „American Buffalo“. Jetzt also „The Goat“. Damals, bei den anderen Stücken, habe ich zuhause als Vorbereitung Buch (Der Menschenfeind) und Film (American Buffalo) auf Deutsch gelesen bzw. geschaut, damit ich die Geschichte schon kenne, wenn ich dann im Theater sitze und mich blödsinnig darüber freue mit Damian Lewis in einem Raum zu sein und die gleiche Luft zu atmen. Dieses Mal wollte ich es genau so machen, leider bin ich kläglich gescheitert „Die Ziege“ auf Deutsch aufzutreiben. Auf Englisch könnte ich sie beim großen A bekommen, Liefertermin Mitte Mai. Toll. Natürlich könnte ich auch das eBuch kaufen, das mache ich wohl – vorausgesetzt auch du (die Schwarmintelligenz) lässt mich im Stich. Daher hier die Frage: Gibt es das Manuskript zum Theaterstück „The Goat or Who is Sylvia?“ von Edward Albee auf Deutsch und legal irgendwo zu kaufen? Ich habe beim Theaterverlag eine deutsche Übersetzung entdeckt, muss dort aber angeben, bei welchem Theater ich arbeite. Und da ist traurige Antwort lautet „Bei keinem!“, komme ich dort nicht an das Skript heran. Menno.
Es ist kein Geheimnis, dass ich ein großer Fan von Damian Lewis bin. So groß, dass ich Theater-Karten kaufe und rüber auf die Insel flieg, sobald er eine Bühne betritt. Bisher habe ich „The Misanthrope“ und „American Buffalo“ gesehen. Dieses Frühjahr kommt „The Goat“ dazu und ich freu mich wie Bolle.
Mein London-Ausflug rückt näher, die Aufregung wird größer. Der Countdown to London läuft.
Tick tack. Drei Tage; so viel vor, so wenig Zeit. Mit der besten Freundin habe ich jetzt abgemacht, dass wir uns den Film American Buffalo (mit Dustin Hoffman) von 1996 auf Deutsch anschauen, dann sind wir voll informiert worum es überhaupt geht, und wenn ich dann mit meinem lausigen Schulenglisch im Theater sitze, und nicht jedes Wort verstehe, ist es egal. Vermutlich habe ich aber nur Augen für Damian Lewis, und muss mich darauf konzentrieren, in der Öffentlichkeit nicht zu sabbern, oder grenzdebil grinsend flauschige Herzen zu produzieren.
Ich will auf jeden Fall gut vorbereitet sein. Damian Lewis also. Ich muss es nochmal schreiben. Damian Lewis. Das Tippen fühlt sich schon toll an. Ich weiß ja ungefähr wie das wird, ich war 2010 im West End, um mir „The Misanthrope“ anzusehen. Ja, ich war auch an der Stage Door. Ja, ich habe ein Autogramm gekriegt, ein Selfie (was für ein bescheuertes Wort) gemacht und ohne Scheiß: den Rest des Jahres hab ich nur noch gegrinst, selbst in Situationen, in denen es gar nichts zu grinsen gab. Mein Zahnarzt war sehr irritiert. Ich sehe, wenn ich glücklich bin, wohl ziemlich psychotisch aus. Ist mir aber egal. Habe ich eigentlich schon John Goodman erwähnt?
Ich bin mit John Goodman aufgewachsen. Er wird das nicht wissen, muss er auch nicht. Robin Williams wusste es ja auch nicht. Es gibt einfach ein paar Leute, die sieht man jahrelang in seinem Wohnzimmer, bis man zum Schluss meint, die gehören zur Familie. Die Serie „Rosanne“ ist da ein gutes Beispiel. Ich fand es als pubertierende Tochter meiner Mutter sehr wichtig zu sehen, dass Darlene ihre Mutter genauso anpflaumt wie ich meine. Ich kam mir dann nicht so alienmässig vor. Nun werde ich John Goodman also live sehen, mir war gar nicht klar – bevor ich Damian Lewis entdeckte – das man das mischen kann. TV-Rollen und Theater. Irgendwie dachte ich: Entweder oder.
Ich bin also gespannt wie ein Flitzebogen. Das wird super.
Theaterbesuch 2010 – The Misanthrope mit Damian Lewis
Freitags gibt es ein Freitagsfoto. Daran ändert sich hier auch nichts.
2015 verspricht viele tolle Dinge, das wird denkwürdig. Ich hoffe, ich kann in zwölf Monaten hier hin schreiben, dass alles so gekommen ist, wie angekündigt. Ganz sicher aber werde ich nach London fliegen, und zwar im Mai, um mir Damian Lewis in dem Theaterstück American Buffalo anzusehen. Die Karten sind gekauft. Ebenso die Karten für die Harry Potter Studio Tour. Ich werde also schwachsinnig „fangirlend“ durch die Stadt taumeln. Jedenfalls. Bis dahin werde ich jeden Freitag ein Foto von meinem letzten London-Trip präsentieren; meinen ganz persönlichen Countdown to London.
Meine Flugangst hielt sich in Grenzen. Mein Bruder fuhr mich in der Früh nach Friedrichshafen zum Flughafen, es hatte Schnee ohne Ende. Mein Flug verzögerte sich um eine Stunde, das Flugzeug musste enteist werden, die Flugbahn wurde von 7 (!) Räumfahrzeugen von Schnee und Eis befreit, dann ging es endlich los. Mir war alles egal. Ich wollte nur nach London.
In London traf ich dann Simone. Wir kannten uns bisher ja nur per Brief und Email. Simone war supernett und wir hatten die drei Tage eine gute Zeit. Na ja, wenn ich ehrlich bin, haben wir hauptsächlich gequietscht – wegen Damian. Wenn man jemanden hat, der solchen Blödsinn mitmacht, ist es lustiger.
Leider funktionierte mein Handy wieder nicht. Ich werde meinen Anbieter zur Sau machen. Die sagten, sie hätten diese Auslandsfunktion frei geschalten. Haben sie nicht. L Ist auch egal. Ich hab Simone auf dem Flughafen gefunden, mit einem Münztelefon zuhause Bescheid gesagt, dass ich angekommen bin und noch lebe, und mehr braucht´s doch nicht!?
Unser Hotel war super. Großes Zimmer, sauber, gute U-Bahn Anbindung (wenn die Bahn den fuhr) und für London echt günstig. Wir sind am Samstag zu Fuß los, und haben uns das Zentrum um Big Ben angesehen, abends waren wir dann im Musical „La Cage Aux Folles“. Im Deutschen heißt das „Ein Käfig voller Narren“. Das Musical war spitze, tolle Story, tolle Musik, tolle Darsteller. Ich hab noch nie erlebt, dass das Publikum so mitgeht. Die klatschten, sangen mit, begrüßten einzelne Darsteller mit Standig Ovations, noch bevor sie einen Ton gesagt oder gesungen haben. Und dann setzten die Leute ein, mit Singen, unisono mit den Darstellern. Ich guckte mich verwirrt um: Habt ihr alle den Text vorher auswendig gelernt? Von Hausaufgaben wusste ich nichts. Oder: Ihr wart schon mal da, gebt es zu!
Ein wirklich gelungener Abend. Leider ohne John Barrowman. Ich hab nicht kapiert, dass er die Hauptrolle nur bis Ende November spielt. Danach spielte das ein anderer. Schade, aber wie gesagt, das Musical war so schön, dass ich das gut verschmerzt habe. J Sonntagabend sah ich ihn dann im Fernsehen, Dr. Who – BBC 3, und grinste mir eins.
Der Sonntag war sehr anstrengend. Wir waren wieder viel zu Fuß unterwegs, ich hab zwei Blasen mitgebracht. Wir haben uns London von oben angeschaut, aus dem London Eye heraus. Das war wirklich toll, ich hab viele Fotos gemacht und konnte gar nicht fassen, was für ein gutes Wetter wir haben. Ja, saukalt, aber fast wolkenlos.
Sonntagabend waren wir dann so erschlagen von unserer Zu-Fuß-durch-London-Tour, dass wir ins Bett fielen und das britische Fernsehen glotzten. Das war auch schön. Montag war dann der große Damian Tag. Ich wollte die Schauspielschule sehen, die er besucht hat. Also waren wir bei der Guildhall School of Music and Drama.
Guildhall School of Music and Drama
Dann waren wir noch im National Theatre Archiv – dort haben sie Videoaufnahmen von diversen Theaterproduktionen. Damian spielte 2006 in „Pillars of the Community“ mit, also haben wir uns das Video davon angesehen. Man kann die Filme nicht ausleihen oder kaufen, nur dort gucken. Ja und abends waren wir dann im Theater und haben Damian bewundert. Von Reihe 11 aus. Ich hab zwei Stunden mit ihm in einem Raum verbracht, dieselbe Luft geatmet und mein Glück kaum fassen können. So nah und in echt ist er noch toller. Das Theaterstück, „Der Menschenfeind“, war klasse. Ich hab es vorher auf Deutsch gelesen, so wusste ich schon, worum es geht und hab dadurch den Zusammenhang verstanden, auch wenn ich nicht jedes Wort verstanden habe. Ich mag den Singsang der englischen Sprache, dieses Auf und Ab. Da klingt das Deutsche für mich viel härter. Monotoner. Ich war auch beeindruckt, was die Darsteller da leisten, zwei Stunden ohne Mikro und trotzdem gut verständlich. Damians Stimme klingt ganz anders, wenn er sarkastisch, ironisch oder richtig böse redet. Geflucht haben sie natürlich auch wie die großen. 🙂 Keira Knightly war auch ganz toll. Gut, entsetzlich dünn und flach wie ein Brett, aber irgendwas ist ja immer. Ich hab mir ein Programm gekauft und ein Poster. Das Poster hängt inzwischen in meinem Schlafzimmer. Eh klar, oder?
Nach dem Stück sind wir raus, zur Stage Door. Die Bodyguards waren total nett und haben uns vorgewarnt, wenn einer der Schauspieler raus kam. Bei Keira waren wesentlich mehr Leute da, ich stand ganz hinten, sah sie nicht und konnte so auch kein Foto machen oder ein Autogramm bekommen. Bodyguards und die Privatlimo brachten sie so schnell weg, ich konnte es gar nicht fassen. Mit ihr waren aber auch ein Großteil der Leute plötzlich weg. Wir unterhielten uns mit einem der Bodyguards und einer Frau aus Hamburg, die auch wegen Damian da war. Er kam dann, ich kämpfte mit der Kamera, meinem Stift (ich ließ ihn fallen), meinem Programm, und Himmel! atmen musste ich ja auch noch. Er hatte dann einen eigenen Stift und ich bekam mein Autogramm.
Simone machte dann ein Bild von der Hamburgerin und Damian. Er wollte schon weiter. Simone und ich, unisono, flehentlich: Damian!
Und er: „One more?“
„Yes, one more, please.“
Und so kamen wir zu unserem Foto. Und er? Ging geradewegs in den nächsten Pub. 🙂
Montag bin ich dann um vier aufgestanden um nach Hause zu fliegen. Na ja, viel geschlafen hab ich nicht. War zu aufgeregt. Ich glaub, Simone ging es ähnlich.
Natürlich sind die Oberleitungen eingefroren, unser Zug stand 25 Minuten irgendwo in der Pampa, weil er keinen Strom mehr bekam und ich hätte beinah meinen Flug verpasst. Ich rannte vom Terminal zur Gepäckaufgabe, zur Sicherheitskontrolle, zum Gate. Alles in zehn Minuten.