Keiner anderen Lesebühne gelingt so mühelos die Verknüpfung von Literatur, Kabarett und Comedy wie der umtriebigsten Lesebühne Süddeutschlands. Acht Autor*innen schreiben in wechselnder Besetzung regelmäßig neue Kurzgeschichten: literarisch, scharfzüngig und saukomisch. Von Alltagskomik bis skurrilen Begegnungen ist alles drin, und zwischendurch gibt’s Livemusik.
Schreiben, während die Welt geschieht – tust Du das auch?
Zum 1. Stuttgarter Literaturfestival vom 11. – 21. Mai 2023 ruft das Merlin auf zu einem Lesebühnenkurzgeschichtenschreibwettbewerb. Wenn Du schreibst, während die Welt geschieht und Du dich inspiriert fühlst von diesem Satz, dann mach mit!
Egal, über was du schreibst, während die Welt geschieht, aber die Kurzgeschichte sollte nicht länger als 600 Wörter sein. Unterhaltsam, witzig, spannend, innovativ und vortragsreif. Acht Texte werden von einer Jury ausgewählt, die Lesung findet am Samstag, den 13. Mai 2023 im Kulturzentrum Merlin statt. Die besten Autor*innen erwarten Ruhm & Ehre, Applaus und ein anerkennendes Honorar.
Also sieh/hör/fühl, was in der Welt geschieht und schreibe los. Bitte reicht die Texte bis zum 10. April 2023 als PDF bei info@merlinstuttgart.de (pro Person max. 1 Text!) und haltet euch für den Lesebühnenauftritt am Sa.13. Mai 2023 bereit.
Seit über zehn Jahren existiert die kabarettistische Lesebühne Get Shorties. Insgesamt acht Autorinnen und Autoren schreiben in wechselnder Besetzung Texte zum Lachen, Schmunzeln und Nachdenken. Immer abwechslungsreich, immer unterhaltsam. Dazu gibt´s Live-Musik.
THROWBACK THURSDAY: Gestern waren wir in Rottweil. Meine Kollegen sind den weiten Weg gefahren um mir einmal einen Heimvorteil zu ermöglichen. Sonst fahre ich immer weite Strecken. Dieses mal saßen auch meine Eltern im Publikum. Der Vater fragte schon oft:
Was machst du da?
Was ist den eine Lesebühne?
Was wieso machst du da mit?
Ich habe also darüber nachgedacht und bemühe mich um eine gute Antwort: Das, was wir da machen ist ein Spagat zwischen Kabarett und Literatur. Ich fühle mich der Literatur näher als dem Kabarett, denke aber oft, es gibt so viele grausige, blutrünstige Geschichten, wahre und erfundene, da muss ich nicht auch mitmachen. Ich möchte unterhalten, die Leute zum Lachen bringen. Ich möchte Geschichten erzählen, die ein bisschen wahr sind, aber nicht seicht, sondern trotzdem gut geschrieben, zur Unterhaltung.
Ich bin da gut aufgehoben, bei den get shorties. Ich mag das Gemeinschaftsgefühl – wir klopfen uns gegenseitig auf die Schulter, vor dem Auftritt. Ein neuer Text ist auch immer neue Aufregung. Hinterher geben wir uns Feedback; was war gut, was kannst du das nächste Mal besser machen. Als AutorIn lernt und scheitert man vor Publikum. Das ist in der Gruppe, mit KollegInnen, die dafür Verständnis haben, weil sie das alles auch durchmachen, besser im Sinne von schöner. Man kann jedes Mal schönere Fehler machen.
Meiner Meinung nach ist jeder Abend, den man ausser Haus bei einer Veranstaltung verbringt, ein guter Abend. Ich will den Fernseher nicht per se verteufeln. Ich liebe es, mich durch Filme und Serien unterhalten zu lassen. Geschichten sind Wunder. Dennoch, eine Lesung, ein Theaterstück, ein Konzert (ganz gleich), ist realer, direkter, näher.
Nick hatte die Idee mit der Wörterbude. Ich betrachte das als Schreibübung. Die Kundschaft, die Texte bestellt, hat ihren Unterhaltungswert und ich meine Übung. Für alle eine Win-Win-Situation.
Ich finde es sehr schön, Teil der Gruppe zu sein, und auch solche Aktionen wie die „Schreibbude“ zu machen. Wir sind keine Einzelkämpfer, das habe ich deutlich gesehen, als wir an unseren Schreibmaschinen saßen und uns gegenseitig Ideen zuriefen, wie man diesen oder jenen Auftrag umsetzten könnte. Wir haben zu zweit oder zu dritt an einem Text gesessen, haben getippt, verbessert, von Hand Korrekturen eingefügt und Spaß gehabt. Und als wir Zäsur hatten, zwischen zwei Schreib-Aufträgen, haben wir nicht pausiert und Löcher in die Luft geschaut, sondern uns gegenseitig Limericks und Gedichte verfasst. Das ist Spaß und gelebte Literatur.
Vor Monaten war ich mit dem Lieblingsneffen in einem Einkaufscenter. Dort stand ein Kasperle-Theater. Meine Schwägerin war in einem der Geschäfte, daher setzten wir uns mitten ins Publikum und obwohl der Lieblingsneffe und ich schon zu groß sind fürs Kasperle-Theater, brüllten wir den Kasper leidenschaftlich an, wenn er uns fragte, ob wir auch alle da seinen. Kinder partizipieren da ganz natürlich, sie nehmen teil und fallen regelrecht in die Geschichte hinein. Erwachsene verlieren dieses Gefühl von Wunder, dieses magische Denken, das Kindern eigen ist. Das ist schade, finde ich.
Nun bin ich selber ein Puppenspieler geworden. Harry Rowohlt hat seine Tätigkeit immer als Vorturnen bezeichnet. Ich fand das schön, auch weil es impliziert, dass Zuhörer und Leser, etwas gehörtes nachturnen. Und das tun sie ja auch – jedes mal, wenn sie jemandem von dem Buch X erzählen oder den Freunden von der Lesung, neulich Abends. Ich mag an dieser Formulierung, dass da eine Beziehung zwischen Publikum und Vortragendem entsteht. Die einen beeinflussen den anderen. Und das geht in beide Richtungen. Bei einem Fernsehfilm bekommen die MacherInnen nicht mit, wie die Geschichte ankommt, ob und wer da mitfiebert, was die Geschichte mit dem Publikum macht. Bei einer Lesung geht das. Ich habe erlebt, wie AutorInnen das schönste Kompliment erhalten haben, das eine AutorIn bekommen kann: Spontaner Applaus mitten im Text für eine gelungene Pointe. Kabarettisten werden das eher kennen. Oder Zauberkünstler.
Autoren schreiben allein, in ihrem stillen Kämmerlein. Ich weiß nichts von einem Elfenbeinturm und glaube nicht, dass ich besonders schwierig im Umgang bin – für mich ist das ein Klischee: Der Autor im Bademantel, den man nicht stören darf, weil er zu jeder Tages- und Nachtzeit von Ideen heimgesucht wird und den man in seinem genialen Wahnsinn machen lassen muss. Jedenfalls.
Ich werde, wenn ich eine Lesung besuche, wieder zum kleinen Kind, das sich vorlesen lässt. Das ist auch eine Form von Aufmerksamkeit, eine von der beide Seiten profitieren. Mir erscheint es sehr natürlich, das Vorlesen, das Geschichten erzählen, das immer wieder Neues hören wollen. Das hat uns die Natur, Gott oder das Universum mitgegeben. Und ich in dankbar dafür. Das Erzählen ist ein wichtiger Teil meines Charakters und damit meines Lebens. Das Schreiben allein, nur das Schreiben an sich, wäre nicht das selbe, ohne die Menschen, die sich diese Geschichten anhören wollen. Sonst würde mir das Tagebuch reichen und den Zuhörern ein einziges Buch, ein einziger Film. Aber so wie es verschiedene Menschen gibt, gibt es auch verschiedene Geschichten und die Stimmen, sie zu erzählen.
Und so bin ich bei der get shorties Lesebühne gelandet, dort habe ich meine Stimme gefunden und einen Platz um dort zu sein.
Das war mein Lese-Monat. Ich habe ja schon ein paar der Bücher rezensiert. Ich würde gern noch was zu „Quiet Girl“ schreiben, aber dafür brauche ich mehr Zeit. Nur soviel: Ich fühle mich gesehen, verstanden.
Das Reportagen-Heft wäre soweit in Ordnung, rein inhaltlich. Aber das Layout der Zeitschrift ist so schlimm, dass es mir nicht möglich ist, dass bequem und mit Genuss zu lesen. Meine Legasthenie kickt da voll rein. Ich muss alles über und unter meiner aktuellen Lese-Zeile mit einem Blatt Papier abdecken, damit ich überhaupt lesen kann, was da steht. Ansonsten sehe ich da nur hüpfenden Buchstabensalat, das ist anstrengend und sehr, sehr unschön. Schade, wir werden keine Freunde.
Hanns-Josef Ortheil – Schreiben über mich selbst ⭐️⭐️⭐️ [Link: Rezension]
Dr. Anne Fleck – Energy! ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Michael Morpurgo – Der Leuchtturmwärter und ich ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ [Link: Rezension]
Charlotte Blum – Das Fräulein vom Amt (eBook) ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ [Link: Rezension]
Alexandra Stross – Natürliche Darmsanierung ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Heilbronn; das war der Abend, als Rainer sich ne gute Antwort auf die Frage „Was denkst du?“ überlegt hat. Aber er ist leider ein Spielverderber. Das war auch der Abend, als Ich mit einem jungen Hund versucht habe, den Guten vom schnarchen abzuhalten. Volker randalierte mit Roderich durch die Weststadt und ist leider keine 15 mehr. Das sieht man. Ingo ließ uns an den Weisheiten seines Vaters teilhaben, Erziehung ist voll sein Ding. Alles normal hier. Morgen gehts weiter mit der Schreibbude in der Kaffeebucht, Heilbronn.
Knotenpunkt Inselspitze, Heilbronn
Open Air Lesung der get shorties Lesebühne, Heilbronn 2021
Nach Heilbronn zu fahren ist immer eine wilde Fahrerei. Aber ich wurde mit einem schönen Sommerabend belohnt. Open Air Veranstaltungen sind immer etwas besonderes. Einfach einen Tick toller, so insgesamt. Auf der Inselspitze ist der Lärm von der Straße eine ziemliche Ablenkung, doch unser Publikum war ganz bei uns und hat sehr aufmerksam zugehört. Ich hätte da ja Schwierigkeiten. Als Lesende unterliege ich einem gewissen Tunnelblick 😉 Jedenfalls. Ich habe schöne Gespräche geführt, mehrfach Lob bekommen für unsere Darbietung und mich über bekannte Gesichter gefreut. Manche Zuschauer sind so treu, die kommen seit Jahren immer wieder, und fragen dann auch: „Wo ist denn der Nick heute?“ Wir waren in der Urlaubsbesetzung, also mit halber Mannschaft da.
Mein Fantasy-Roman „Das Drachenvolk von Leotrim: Die komplette Trilogie“ ist Kindle Deal des Monats und das heißt, der Sammelband ist hierum 50% günstiger zu haben. Und Nutzer von Prime Reading haben jetzt sogar die Möglichkeit, es gratis zu lesen. Na, ist das was für dich?
Worum geht´s?
Eine wunderbare, bewegende All-Age-Fantasygeschichte – die komplette Drachen-Trilogie im Sammelband!
Diese E-Book-Sonderausgabe enthält die Romane ›Drachenbrüder‹, ›Drachensichel‹ und ›Drachenfrieden‹ aus der beliebten All-Age-Fantasy-Reihe ›Das Drachenvolk von Leotrim‹.
Leserstimmen: »Ich habe gelitten, gelacht, mitgefiebert und wurde verzaubert von dem tollen Buch.« »Flüssig zu lesen, spannend. Für alle Altersgruppen geeignet.« »Toll geschriebene Fantasy, die mich auf den ersten Seiten schon nicht mehr losgelassen hat.« »Die Drachen sind hier nicht furchterregend, sondern die Freunde der Menschen, diese Vorstellung gefällt mir sehr.«
Die Einzelbände der Reihe sind auch als Taschenbuch erhältlich.
Band 1: Drachenbrüder
Unter den Millionen Augen der Lichter lebt das Drachenvolk von Leotrim. Der Drache Norwin hat einen schwierigen Start ins Leben. Eine Amme lässt sein Ei fallen, die Schale ist beschädigt, ein Flügel verletzt. Es wird schnell klar, er wird nie fliegen können. Als er alt genug ist, kommt sein menschlicher Vater, um ihn bei den Menschen leben zu lassen. Die Drachenmutter muss darauf hoffen, dass die jahrhundertealte Verbindung zwischen den Völkern ausreicht, um Norwin einen Platz in ihrer Mitte finden zu lassen. Anfänglich hat sein halbgebürtiger Bruder Ambro Schwierigkeiten, etwas mit seinem Drachenbruder anzufangen. Die beiden passen nirgends hin. Jeder in Leotrim hat seinen Platz, seine Aufgabe. Diese beiden müssen nun selbst herausfinden, wofür sie gut sind.
Band 2: Drachensichel
»Alles Leben beginnt im Wasser…«, flüsterte Dakota. Der Drache ergänzte: »…und endet im Feuer.« Dakota lebt wohlbehütet bei der Chronistin als ihr Mündel. Dies ändert sich an dem Tag ihres sechzehnten Geburtstags. Sie muss losziehen, um endlich hinter die Geheimnisse ihrer eigenen Herkunft zu kommen und spielt dabei manches Mal mit dem Feuer. Gleichzeitig finden auch Ambro und sein Drache Norwin immer mehr Antworten auf die Fragen ihres Lebens – nicht alle davon sind leicht zu ertragen. Und doch ergeben sie – einem Puzzle gleich – nach und nach einen tieferen Sinn. Im zweiten Band der Trilogie laufen bereits mehrere Fäden der aus »Drachenbrüder« bekannten Geschehnisse zusammen, die Protagonisten befinden sich weiter auf dem Weg, sich selbst und Leotrim mit all seinen Bewohnern besser kennenzulernen. Manch eine überraschende Wendung lässt den Leser klopfenden Herzens weiterblättern.
Band 3: Drachenfrieden
›Nicht alle Leben sind gleich viel wert.‹ Kann der Drachenfrieden trotzdem gewahrt werden? Um das herauszufinden, folgt der junge Ambro dem Ruf der Mutter aller Wasser. Zusammen mit seinem Drachenbruder macht er sich auf den Weg zu ihr und wird in den Himmelsbergen mit der folgenschwersten Überraschung seines Lebens konfrontiert. Ambro wird klar, wie blind er bislang war. Nun muss er stark sein. Ist er all dem gewachsen? Im dritten Band der Trilogie kommt auch Dakota hinter so manches Geheimnis ihrer Andersartigkeit und erkennt letztlich, wer sie wirklich ist. Und selbst die Chronistin erfährt die größte Kehrtwende ihres Lebens. Vieles verbindet sich, anderes trennt sich, einiges wird heil – das Leben in Leotrim gerät zwischen die Fugen des Schicksals.
Dieses Buch besitze ich schon seit 30 Jahren. Mindestens. Als Kind kniete ich gern auf dem Boden, das Buch lag aufgeschlagen vor mir und ich blätterte vor und zurück, beeindruckt von den Motiven und Farben. Über die Jahre habe ich einiges ausprobiert, vor allem Buntstift-Motive und Aquarell. Aber so richtig gelesen habe ich es nie. Also von vorne, ein Mal konsequent durch, so wie man einen Roman lesen würde. Neulich habe ich mein Bücherregal entmistet. Mir geht regelmässig der Platz aus, und Sachen die ich nicht mag, die ich definitiv nicht noch mal lese, oder die halt nicht so wichtig sind, können weg. Sie sparken keinen Joy, wie man neuerdings sagt. Bei der Gelegenheit habe ich einiges aussortiert und gleichzeitig festgestellt, dass in meinem Regal Bücher stehen, die ich nicht gelesen habe. Also legte ich, konsequent wie ich bin, die ungelesenen Sachen auf den SUB. Ordnung muss sein.
„Zeichnen und Malen“ habe ich jetzt nachgeholt. Ich war ziemlich überrascht, wie viele Techniken und Materialien es gibt, wie viel Abwechslung. Das Buch bietet eine gute Übersicht, samt Beispielen und Anregungen für Übungen und Experimente. Das Buch ist jetzt ausgestattet mit kleinen Klebenotizen, überall wo meine Neugier geweckt wurde, bappt einer. Es gibt viel zu tun.
Vor jeder Maltechnik, beispielsweise Aquarell, gibt es eine Übersicht mit Dingen, die man dazu braucht, oder eben auch nicht. Zum Beispiel erklärt Brian Bagnall die unterschiedlichen Papiersorten, also was wofür geeignet ist, macht dann weiter mit den Pinsel-Unterschieden und führt durch die Farbenlehre zu den Mischtechniken. Manche Sachen überschneiden sich, aber Öl-Farben reagieren ganz anders als Acryl. Endlich konnte mir jemand Gouache erklären, so dass ich das kapiere. Ich kam zu dem Schluß, dass ich mit Materialien gut ausgestattet bin. Ich gehöre zu den Menschen, die meinen, wenn sie nur genug Kram daheim haben, ergibt sich das mit der Kunst von ganz allein. Das man auch ein klein bisschen Ahnung haben sollte, von dem was man da tut, weiß ich theoretisch. Im Buch lautet das Credo von Brian Bagnall: Üben und ausprobieren, noch mehr üben, rausfinden, was einem liegt, und weiter üben. Das weiß ich eigentlich auch. 😉 Ich gelobe hiermit mehr zu üben. Was mir liegt und wo meine Interessen liegen, weiß ich. Was ich bräuchte, ist ein ein eigener Brian, der mir im Nacken sitzt und ganz nett fragt: „Hast du heute schon was ausprobiert? Hm?“
Katharina Hartwell – Die Silbermeer Saga Band 2 ★ ★ ★ ★ ★
Trilogien; das ist ja schön und gut. Aber man sollte erst mit lesen anfangen, wenn alle Teile erschienen sind. Meine Meinung. Es ist ätzend, dass ich jetzt, vermutlich ein ganzes Jahr, auf den dritten Teil der Reihe warten muss. Ich will wissen wie es mit Edda weiter geht. Bis hier hin bin ich begeistert von Katharina Hartwells schöner, poetischer Sprache und ihrem Ideenreichtum. Das liest sich sehr angenehm. Das Buch ist kein typischer Pageturner, man jagt als LeserIn nicht von einem Höhepunkt zum nächsten – und das sage ich als Lob und Pluspunkt für die Geschichte. Manchmal, gerade bei Fantasy, ärgere ich mich, dass die innere Logik einer Geschichte der Spannung zum Opfer fällt, weil die AutorInnen meinen immer noch eins und noch eins drauf setzen zu müssen. Ich folge Edda und ihren Weggefährten, ahne und vermute wohin die Reise geht, dann läuft die Sache doch ganz anders, hier sind Brotkrumen für jenes Geheimnis und da ist noch ein Fährte in eine andere Richtung und ich hab Zeit die Schönheit der Sprache und Beschreibungen zu genießen und muss mich nicht hetzen lassen. So mag ich das. Nur net hudeln.
Ray Bradbury – Der Tod ist ein einsames Geschäft ★ ★ ★ ★ ★
Ich mag keine Krimis. Eigentlich. Das ist mir oft zu viel Mord und Totschlag und unglaubwürdiger Unsinn. Ein Buch, mit einem Ermittler, der natürlich allein unterwegs ist, dem Mörder geradewegs in die Arme rennt und am Schluß mit einem Hase-aus-dem-Hut-Trick im letzten Augenblick gerettet wird, machen mich wütend. Da werd´ ich voll aggro. Das will ich nicht lesen, das ist Zeitverschwendung. Nun kenne ich, dank meines Autorenstammtisches, Raymond Chandlers „Der lange Abschied“ und musste meine Meinung revidieren. Solche Krimis mag ich sehr wohl. Das ist Literatur und spannend, das kann ich sehr gut lesen. Von Chandler zu Bradbury ist der Weg nicht weit, zumindest erscheint es mir so. Dieses Buch habe ich vor Jahren schon geschenkt bekommen, es ewig liegen lassen aus den oben genannten Gründen. Nach Chandler dachte ich, versuchste es halt mal. Und Überraschung, ich finde es großartig. In diesem Roman muss der „Ermittler“ quasi beweisen, dass überhaupt ein Mord geschehen ist. Weil, ist es ein Verbrechen, wenn jemand zu Tode kommt, ohne das der Täter einen Finger krümmt? Ich glaube, dass die Hauptfigur Bradbury selbst ist. Oder halt ein schrulliger Alter Ego. Und der sieht Dinge, die schwer zu erklären oder gar zu Bewiesen sind. Mitten drin zweifelt er an sich; ob er überall wo er hingeht, den Tod mitbringt und ich zweifle an ihm, ob da wirklich ein Mörder ist oder er sich alles nur einbildet. Die Sprache ist gewaltig und bildhaft, die Figuren liebenswürdig und schrullig und echt. Der Tod geht um, aber wer glaubt ihm, dem Schriftsteller denn, dass da etwas nicht mit Rechten Dingen zugeht? Das war subtil und spannend und mal ne ganz andere Geschichte. Vielleicht werde ich doch noch eine Krimi-Leserin.
Euripides – Medea ★ ★ ★ ★ ★
Das Buch bzw. das Theaterstück habe ich an einer anderen Stelle schon rezensiert. Link
Harry Rowohlt liest Flann O’Brien (Hörbuch) ★ ★ ★
Der gute alte Harry-Bär. Der kann mir das Telefonbuch vorlesen, und ich hör mir das trotzdem an. Allerdings, Flann O’Obien und ich werden wohl keine Freunde. Das Hörbuch besteht aus mehreren seiner Kolumnen und ich finde es ist absurd bis hin zu langweilig. Ich weiß, Langeweile ist kein richtiges Kriterium. Die Texte sind nicht schlecht. Weder schlecht geschrieben, noch schlecht gemacht. es interessiert mich nur nicht bzw. ich teile diesen Humor nicht. Mea culpa.
Stephen King – Später (Hörbuch) ★ ★ ★ ★
Das ist nicht sein bestes Buch. Und das sage ich mit folgendem Hintergrund: Das letzte Hörbuch, dass ich von King gehört habe, war „ES“ und das ist streng genommen 30 Jahre alt, allerdings habe ich es erst letzten Monat für mich entdeckt. Und nun kommt da „Später“ daher. Zeitlich wirklich später, inhaltlich aber wieder „ES“. Da ist ein Junge, der kann tote Menschen sehen und trifft dabei auf ein Wesen wie „ES“. Allerdings kommt die Geschichte dieses Mal, und das liegt eindeutig an mir, ich bin nicht objektiv, blass und kurz und banal daher. Es hat nicht wie epische Weite, es hat nicht diese Spannung, nicht dieses gewisse Etwas. Ich hab das gern gehört, versteh mich nicht falsch. Ich fand die Story gut, der alte Mann hat mich wieder gekriegt. Aber es war halt nicht ganz so fulminant.
PS: Ich bin nun schon einige Male, privat, auf mein Lese-Pensum angesprochen worden. Das ist von der Pandemie bestimmt. Da ich nirgends hin kann und keine sozialen Verpflichtungen, kein Ausgehen, keine Lesungen habe, kann ich jeden Abend lesen. Täglich zu lesen gehört zwar grundsätzlich zu meiner täglichen Routine, allerdings ist es im Lockdown mit Ausgangssperre einfacher mehr als eine Stunde Zeit am Tag dafür zu finden. Sobald ich wieder unter Leute darf und auch wieder für die get shorties Lesebühne durch die Lande tingele, ändert sich das wieder.
Der gute Nick hat der get shorties Lesebühne nun auch einen YouTube Kanal erstellt. Jetzt fehlt eigentlich nur noch TikTok. 😉 Jedenfalls. Das bedeutet, du kannst dir unsere Kurzgeschichten auch dort anhören/angucken. Aber was noch wichtiger ist: Wir können nun auch Online-Lesungen anbieten. Die erste get shorties Online-Lesung findet am 5. Februar 2021 statt, um 18 Uhr geht´s los. Jetzt kannst du dir einen Termin in den Kalender schreiben, so wir früher. Toll, oder? 🙂 Klick doch gleich mal rüber, abonniere unseren Kanal und schalte die Benachrichtigungen ein. Dann verpasst du nichts mehr, weil: Wär doch schade, oder?
Bei der Veranstaltung am 5. Februar sind Ingo Klopfer, Rainer Bauck, Regine Bott und Karin Wiemer im Einsatz. Musik macht Jörg Kaier alias Rock ’n‘ Roll Dikatator. Das wird super, versprochen. [Zur Facebook-Veranstaltung]
Und ich habe mal eine Liste zusammen gestellt, wo unser Podcast überall erhältlich ist. Es nutzt ja nicht jeder Spotify. #getshortiespodcast
Achtung: kurzfristige Preisaktion. „Das Drachenvolk von Leotrim: Die komplette Trilogie“ ist hiernur für wenige Tage zu 89 Cent statt 8,99 Euro zu haben! Und Nutzer von Prime Reading (Amazon) haben jetzt sogar die Möglichkeit, es gratis zu lesen.
„Steffi, du bist ein bisschen anders als die Anderen“, sagt Horst, „aber das ist nicht schlimm“.
Ich finde es schon schlimm. Ich wär gern wie die anderen. Aber das sage ich Horst nicht. Genau genommen bin nicht ich anders, sondern nur mein Rüssel. Horst hat versucht es mir zu erklären. Rüssellähme nennt man das was sich habe. Er hat seinen Arm ausgestreckt und gesagt, mein Rüssel und sein Arm wären gleich.
„Schau Steffi“, hat er gesagt, „deine beiden Fingerchen am Ende deines Rüssels, die sind wie meine Hand. Damit kannst du greifen, die kannst du bewegen.“
Stimmt, da hat er Recht, ich kann kleine Stöckchen aufheben, auch eine Erdnuss, obwohl die so winzig sind, aber das schaffe ich.
„Und hier, meine Schulter, die ist wie dein Rüssel oben am Ansatz, das Stück ist auch beweglich“, sagte er und streichelte mich zwischen den Augen und ein Stück darunter. Ich mag das, das weiß Horst auch. Ich mach dann die Augen zu und hoffe, dass er nicht so schnell wieder aufhört.
„Nur das Stück dazwischen, zwischen Hand und Schulter, mein Ellenbogen, der ist gelähmt.“ Nicht Horsts Ellenbogen ist gelähmt, sondern mein Rüssel. Rüssellähme eben.
„Er hat gesagt, da sind ganz viele Muskeln und die würden nicht funktionieren, nicht auf mich hören, wenn ich sie bewegen will. Daher ist mein Rüssel länger als der meiner Geschwister. Er hängt nutzlos herunter, rollt sich auf dem Boden ein Stück zusammen und ich muss verflixt aufpassen, dass ich nicht drauf trete, aus Versehen. Horst kann das nicht, aus Versehen auf seine Hand tappen.
Mit Rüssellähme sind viele Sachen schwierig. Meine Geschwister, die saugen mit dem Rüssel Wasser auf, wenn sie Durst haben und spritzen sich das dann einfach ins Maul. Ich kann das nicht. Horst hat einen Schlauch, der ist grün und da kommt Wasser raus, wenn er so ein winziges, silbernes Dingelchen aufdreht. Er spritzt mir dann ins Maul, weil ich es nicht selber kann. Wenn ich Durst habe und Horst ist nicht da, dann knie´ ich mich ans Wasserbecken und trinke dort. Meine Geschwister lachen mich aus, wenn sie mich so sehen.
Sie wissen, dass ich Rüssellähme habe, aber sie lachen trotzdem. Beim Fressen ist es genauso. Meine Geschwister heben einfach alles auf und stopfen sich ins Maul was ihnen schmeckt. Heu und Äpfel und Möhren und Salat. Manchmal auch hartes Brot, je nach dem, was die Pfleger uns bringen. Horst muss mir alles mit seiner Hand geben, weil ich mit meinen Fingerchen nicht an mein Maul komme. Ich kann die Sachen greifen, aber nicht aufheben.
Ganz schlimm finde ich es, wenn die Sonne scheint und Horst mich raus schickt. Ich muss dann spielen gehen im Gehege, mit den anderen. Weil ich aber so eine empfindliche Haut habe, cremt er mich mit Sonnenmilch ein. Meine Ohren sind dann ganz weiß von dem Zeug und jeder sieht, dass mit mir was nicht stimmt. Ich kann den Leuten schlecht erklären, dass es am Rüssel liegt. Horst erklärt es den Besuchern, manchmal, wenn er Zeit hat.
Meine Geschwister saugen einfach ein bisschen Wasser auf und spritzen es sich wie eine Dusche über den Rücken. Mit Sand machen sie es genauso. Das ist wie Sonnencreme, nur dass es nicht blöd aussieht. Mit der Wasser-Sand-Mischung kriegen sie keinen Sonnenbrand und die Insekten und Mücken können ihnen auch nichts anhaben. Durch die Dreckkruste kommt keine Schnacke durch.
Horst ist mein bester Freund, das weiß ich. Weil er nämlich weiß, dass ich die Sonnenmilch ganz scheußlich finde. Wenn er ein bisschen Zeit hat, nimmt er den grünen Schlauch und spritzt mich von oben bis unten ab. Oder ich darf ins Badebecken, ganz allein. Hinterher schüttet er mehrere Eimer Sand über mich drüber, der ist irgendwie gelb, aber dann sehe ich genauso aus wie alle anderen. Dann geh ich gern raus.
Horst meint, ich soll den Kopf nicht hängen lassen, einfach nicht hinhören, wenn die anderen lachen. Der hat leicht reden. Der Rüssel hängt ja eh, da ist es leicht, den Kopf hinterher zu hängen. Aber das mit dem weghören, das klappt ganz gut. Manchmal, da hab ich einfach die Nase voll. Nicht mit Wasser, so wie die anderen und genau genommen ist es gar nicht die Nase sondern der Rüssel. Horst sagt, wenn er sich ärgert, er hätte die Nase voll. Horst hat eine ganz winzige Nase, klar dass die schnell voll ist. Ich hab das schon kapiert. Wenn Horst die Nase voll hat und nicht mehr mag, dann geht er nach Hause. Aber wo das ist weiß ich nicht.
Wenn ich den Rüssel voll hab, so wie Horst die Nase, dann mach ich einfach meine Ohren zu. Das ist dann so, als würde ich auch heim gehen. Horst kann dann quatschen so viel er will und die anderen können Lachen bis sie Bauchweh davon haben, ich hör´ nichts. Horst will nämlich immer üben, diese Geschichte mit seinem Ellenbogen und meinen Muskeln, die nicht auf mich hören. Das ist anstrengend. Er macht irgendwas vor, ich schaffe es nicht es nachzumachen und die anderen lachen.
Erst seit er mir das besser erklärt hat, mit der gesunden Hand und der Schulter, klappt es ein wenig. Seither üben wir auch im Elefantenhaus, wenn die anderen draußen sind. Das war ein komischer Tag. Horst sagte, er hätte die Nase voll, aber er ist nicht heim gegangen, sondern hat alle anderen raus gescheucht. „Blöde Geschwister seid ihr“, hat er gesagt. Ich hätte mich das nicht getraut.
Er hatte M&M´s dabei, an dem Tag. „Das sind Nüsse, nur bunt“, hat Horst gesagt. Ich hab Erdnüsse bekommen, die sind nicht bunt, mir aber lieber.
Bunte Nüsse, manchmal spinnt Horst ein bisschen.
Er hat´s also vorgemacht, das Nüsse werfen. Er hat seinen Arm ausgestreckt und gesagt, seine Schulter ist gesund, und die Hand auch, nur der Ellenbogen ist steif. Und dann hat er ein M&M nach dem anderen genommen und sich selbst, im hohen Bogen, einfach in den Mund geworfen. Aus dem Handgelenk, hat er gesagt. Das hat geklappt. Na ja, er hat nicht alle aufgefangen, mit dem Mund, aber fast.
Ich hab es nachgemacht. Nachdem alle anderen weg waren, hab ich mich auch getraut. Ich griff mir mit meinen beiden Fingerchen eine Erdnuss aus Horst´s Eimer und warf, zack, eine nach der anderen in mein Maul. Na ja, ich hab nicht alle aufgefangen, mit dem Maul. Aber fast.
Als das geklappt hat, hab ich mich so gefreut, dass ich plötzlich so ein Tuut von mir gegeben habe. Ein helles Tuut, ganz kurz, das kam aus meinem Hals. Wie das plötzlich ging weiß ich gar nicht. Horst war genauso erstaunt wie ich.
„Ich wusste gar nicht, dass du das kannst, Steffi“, sagte er zu mir. Ich hätte ihm das ja gern erklärt, aber ich wusste ja selber nicht wie ich das gemacht habe.
Mit dem Fuß schob er den Eimer näher zu mir. „Kannst du das noch mal?“
Ich hab eine Nuss genommen, geworfen, getroffen und Tuut gemacht. Ganz kurz. Horst schien sehr zufrieden.
„Steffi kann singen!“, lachte er. Ich und singen? Ich sagte ja schon, manchmal spinnt Horst ein bisschen. Doch dann sagte er was, das hat mich neugierig gemacht.
„Deine Geschwister können das nicht!“ Horst flüsterte, doch ich hab´s genau gehört. Vor lauter Aufregung hab ich wieder Tuut gemacht.
Horst hat mir auch das erklärt. „Woher sollst du denn wissen, dass du singen kannst, wenn dir keiner sagt, dass du singen sollst? Deine Mama ist hier im Zoo geboren, sie kann es nicht, niemand hat es ihr beigebracht. Daher können deine Geschwister auch nicht tuten. Nur du.“
Nur ich.
Horst sagt, mein tuuten klingt wie eine kaputte Trompete. Was eine Trompete ist weiß ich nicht, aber kaputt klingen will ich nicht. Daher üben wir, zum Werfen auch noch Tuuten. Er meint, ich soll versuchen den Ton zu halten, es also länger machen.
*
Ich hab mir das selber beigebracht. Ich habe keine Ahnung, wie ich das angestellt habe, es ist mir auch egal. Denn jetzt ist alles ein bisschen anders, nicht nur mein Rüssel, sondern alles. Wenn meine Geschwister jetzt lachen, wenn ich mich zum trinken hinknie´, dann tuute ich ein bisschen. Dann sind sie gleich still.
Horst sagt, sie sind neidisch, weil sie es nicht können. Sie versuchen es wohl, wenn ich nicht da bin. Die Besucher freut mein Tuuten auch. Die stehen jeden Tag um das Gehege. Früher hab ich mich nicht raus getraut. Ich dachte die lachen und dann tappe ich versehentlich noch auf meine Fingerchen und falle hin.
Nun geh ich gern raus, Horst füttert alle, auch mich, und ich werfe meine Nüsse. Inzwischen kann ich das sogar mit Äpfeln. Nur mit halben, aber immerhin. Und wenn ich getroffen habe, tuute ich. Einfach so.
Und wisst ihr, was noch passiert ist? Ich hab Stoßzähne bekommen. Eines Tages lugten die einfach so raus, links und rechts neben meiner Nase äh… neben dem Rüssel natürlich.
Horst hängt meinen Rüssel nun einfach über einen meiner Stoßzähne, jetzt kann ich auch nicht mehr drauf treten. Horst und ich laufen jeden Tag einmal durch den Park, ich hab meinen Rüssel über dem Stoßzahn hängen, Horst futtert bunte Erdnüsse und jedes Mal, wenn ein Besucher ruft „Steffi sing´“…
Na, was denkt ihr wohl?
Horst hatte Recht. Ich bin ein bisschen anders als die Anderen. Aber das ist nicht schlimm.