Der Leuchtturmwärter und ich

Cover: Der Leuchtturmwärter und ich

Ein Leuchtturm, ein bruttliger Wärter und ein verletzter Puffin – dieses Buch hat meiner Meinung nach alles, was eine schöne Geschichte braucht. Steffi, von „Nur Lesen ist schöner“ hat dieses Büchlein in ihrem Blog vorgestellt und eigentlich hatte sie mich schon am Haken, als das Wörtchen „Leuchtturm“ fiel. Denn, wenn ein Leuchtturm auf einem Buch drauf oder drin ist, dann muss ich es haben. Alte Regel. 

Titelseite: Der Leuchtturmwärter und ich

Nun ist dieses hier obendrein noch ganz zauberhaft illustriert, mein kleines Leuchtturmwärterinnen-Herzle ist sehr zufrieden. Als ich nach dem Buch bzw dem Auto suchte, stellte ich erstaunt fest, dass Werke wie „Gefährten“ aus seiner Feder stammen und ich damit vertraut bin. Das bedeutet, ich kenne und schätze den Autor schon lange, ohne es zu wissen. Das muss man auch erst mal hinkriegen. 😉 Ich habe überprüft, was ich schon gesehen und/oder gelesen habe, und nach dieser kleinen Recherche musste „Elefantenwinter“ auch noch auf meine Lese-Liste. Ganz klar. 

Inhalt:

Ein kleiner Junge erleidet mit seiner Mutter Schiffbruch. Direkt vor den Scilly-Inseln. Benjamin Postlethwaite, der Leuchtturmwärter wagt sich mit einem kleinen Boot hinaus und rettet 30 Männern, Frauen und Kindern das Leben. Der Junge erzählt seine Lebensgeschichte, er beginnt mit diesem Ereignis, im Präsenz, schnörkellos und schlicht. Nachdem er diese prägende Nacht überlebt hat, muss er immer wieder an den Leuchtturmwärter auf Puffin Island. Egal, wo es ihn hin verschlägt – er befindet sich im übertragenen Sinn immer noch auf hoher See, wird immer noch von den Wellen hin und her geworfen und sehnt sich nach der Ruhe und Geborgenheit zurück, die er im Leuchtturm von Benjamin Postlethwaite gefunden hat. Seine Briefe bleiben unbeantwortet, seine Gedanken wandern immer wieder zu Benjamin. Viele Jahre später kehrt er zurück und dann braucht ein anders, armes Geschöpf Hilfe und Obhut. Ein Papageientaucher hat sich das Füßchen gebrochen. Ben und der Junge, der inzwischen erwachsen ist, pflegen ihn gesund. Die drei helfen sich gegenseitig, der kleine Puffin will fliegen, Ben will Gesellschaft und der Junge, will Künstler werden. Das Leben tost, die Wellen schlagen hoch, das ist alles gar nicht so einfach. 

Puffin mit gebrochenem Fuß

„Der Leuchtturmwärter und ich“ ist eine zeitlose Geschichte, die zum mehrfachen wieder-lesen einläd, weil die emotionale Wahrheit darin ganz einfach ist: Wir brauchen alle hin und wieder einen Ort, wo wir ausruhen und gesunden können. ★★★★★

  • Michael Morpurgo
  • Der Leuchtturmwärter und ich
  • Illustriert von Benji Davies
  • Aus dem Englischen von Hennig Ahrens
  • Magellan
  • 120 Seiten
  • Ab 8 Jahren
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3734841095

Doppelseite aus dem Buch. Ben, der Junge und der verletzte Papageientaucher

Leuchtturm Haul

Ich war auf der Webseite von Leuchtturm1917 und wollte eigentlich nur die Buch Box kaufen. (Schade, dass es die nicht in gelb gibt. Und DIN A5 wär auch ein praktisches Format, aber man kann nicht alles haben, gell?) Jedenfalls. Es blieb nicht bei der Buch Box, mein Haul wurde etwas umfangreicher. Den Drehgriffel und Bleistift musste ich auch noch haben, und wenn ich eh grad dran bin, warum nicht noch das Visitenkartenetui und den Reporterblock? Eben, so lohnt es sich wenigstens. Mit der Box kann ich jetzt den Krimskrams auf dem Schreibtisch aufräumen, der Rest kommt in meinen Rucksack. Das ist mein Unterwegs-Equipment.

Und vielleicht kann mir noch irgendwer vernünftig erklären, warum Kisten und Aufbewahrungsboxen so eine Anziehungskraft auf mich haben. In jedem Laden, wo es leere Boxen und Kisten gibt, könnte ich völlig eskalieren. Ich hab wohl mehr Ordnungs-Kisten als Kram zum rein räumen. 🤷‍♀️ Geht‘s dir auch so?

Gut vorbereitet

Nächsten Freitag findet unsere Wortreich-Lesung im Vorstadttheater in Tübingen statt. Mit 2G! 

Meine Stammtisch-KollegInnen meinten, es wäre eine gute Idee, wenn wir Namensschildchen hätten, damit das Publikum gleich weiß, wer wer ist. Ich hab mir also die Tage ein Schildchen gebastelt und dazu noch einige Autogrammkarten gedoodelt. Bei solchen Gelegenheiten gebe ich beim Kauf eines Buches gern so eine selbst gestaltete Karte mit. Die lässt sich vor Ort noch ganz g´schwind personalisieren. 

  • Für Wolfgang. 
  • Für Jamin. 
  • Für Ich-will-meinen-Namen-nicht-nennen. 🙂 

Alles klein Problem. Jetzt muss ich nur noch eine Stelle aus meiner Geschichte auswählen, die ich lesen will. Weil die ganze Kurzgeschichte ist für den Abend zu lang. Ich werde also an einem fiesen Cliffhänger aufhören. 😉

Wortreich-Anthologie

Home is where your heart is

Hach, wenn ich so tolle Videos sehe, wird meine Sehnsucht nach London noch größer. Mein Countdown läuft!

Es gab mal diesen einen Nachmittag – ich war in London im Urlaub und besuchte mit einer Freundin einen einwöchigen Sprachkurs. Und dann hatte sie am Nachmittag Unterricht und ich nicht. Ich zog allein los, zum allerersten Mal. Ich wollte das Globe Theatre sehen, am liebsten auch eine Vorstellung besuchen und landete ungeplant im Shakespeare Museum, es war so cool. Ja, ich schreibe Museum UND cool zusammen! 🙂 Anschließend machte ich einen langen Spaziergang und versuchte mich ein wenig wie Helene Hanff zu fühlen, die durch die Stadt flaniert, als wäre es ihre. Überhaupt hat meine Begeisterung für die Stadt viel mit Büchern und Filmen zu tun. Ich versuche schon eine Weile Worte dafür zu finden.

Zum ersten Mal in London war ich mit 17; die Abschluss-Klassenfahrt. Meine Eltern sind sehr reisefreudig und ich wurde früh mit diesem Fieber angesteckt – aber ich kann mich nicht erinnern mich je an einem Ort sofort und in dem Ausmaß wohl gefühlt zu haben wie hier. (Vielleicht noch in Nova Scotia, am Leuchtturm Peggy´s Point. Dieser Tag bzw. der Besuch der Ortschaft Peggy´s Cove prägt mich bis heute. Irgendwann werde ich mal Urlaub machen in einem Leuchtturm um dort zu schreiben, oder ich werde in einem heiraten, je nach dem was vorher passiert und was ich dann zu erzählen habe… aber ich schweife ab.) Damals, mit 17, kam ich mit dem Bus bzw. mit der Fähre an, und mir war noch einen Tag lang kotzübel von der stürmischen Überfahrt. Meine Eltern saßen zuhause, sahen den Wetterbericht und warteten schon sorgenvoll auf die Nachricht ich sei jämmerlich zwischen Calais und Dover abgesoffen. Die gesamte Klasse war erst im MäcDoof an Bord der Fähre, um später geschlossen alles vollzukotzen. Wahlweise die Toiletten, die Fähre oder den Ärmelkanal. Das war ein Fest.

Natürlich zogen wir los diese verdamme Notting-Hill-Tür zu suchen. Wir ließen uns mit einem Bobby fotografieren, versuchten einen dieser Guards aus der Fassung zu bringen und probierten die Baked Beans, die wir von den Gastfamilien zum Frühstück bekamen. Trotz der Fähr-Erfahrung gab es wieder MäcDoof-Essen, wir waren da sehr ignorant. (Ja, ich mochte die Bohnen.)

Wir hatten verhältnismäßig viel freie Zeit, und da wir im September da waren, zeigte sich die Stadt von ihrer besten Seite, die ganze Woche kein Regen. Ich habe sofort die Parks lieb gewonnen und dachte sehnsüchtig, Himmelpoponochmal, reiten müsste man können. Und dann zeigte ich mich von meiner besten Seite mit meinen Landei-Allüren, und grüßte so ziemlich jeden Menschen, der mir begegnete, höflich wie man das auf dem Land eben so macht. Bei uns heißt es allerorts „Grüß Gott“ und ich sagte „Hello“ und „Good day“ und „Welcome, step inside and bring good luck with you!“ Und als das erste Mal jemand mit Akzent und aller Liebenswürdigkeit die ein Engländer aufbringen kann, zu mir sagte: „Oh dear“, war es um mich geschehen. Ich dachte, damals mit 17, ich heirate Hugh Grant und dann sagt er jedes Mal, wenn wir miteinander durch einen der Parks reiten „Oh dear“ zu mir, und ich bin bis an mein Lebensende unfassbar glückselig. Es kam ein bisschen anders. Das macht aber fast gar nichts.

Später habe ich dann Helene Hanff entdeckt, die mir heute noch eine gute Freundin ist. Immer, wenn mich die Schlechtigkeit der Welt fast erdrückt, ziehe ich ihre Bücher aus dem Regal, und lese, wie sie den armen Frank anmault, oder oder mit welchen Hunden sie im Central Park spazieren geht, oder welche Bücher sie liest und liest und liest. Helene ist frei von Sarkasmus, von Bösartigkeit, und dabei klug und liebenswert. Ich mag es, bzw. es tut mir immer wieder gut, zu lesen, dass es Menschen und Situationen gibt, die FÜR eine Sache sind, statt immer nur dagegen. Wenn ich Helenes Worte lese, bin ich nett zu Hunden, lade meine Nachbarn zum grillen ein, und verschenke jedes gute Buch, dass ich besitze.

Mit der Herzogin der Bloomsburry Street zog ich durch London – ich besuchte jeden Ort, den Helene besucht hatte, und bildete mir ein, sie würde mir zuflüstern „Berühr John Donne!“ in der St. Pauls Cathedral, „Ich hab´s auch gemacht!“ 🙂 Und wieder hieß mich die Stadt auf ihre besondere Art Willkommen. Ich saß in einem dieser Liegestühle im Kensington Park, die man für ein paar Pfund mieten kann und ausnahmsweise war ich mal ruhig. Die Sonne schien mir aufs Haupt, angenehm, ich brauchte keine Sonnenbrille um mich zu schützen. Sonst lässt meine Rastlosigkeit mein Bein hibbeln oder beide Beine oder den ganzen Körper, und natürlich immer dann, wenn ich versuche zu schlafen und mein Hirn noch Achterbahn fährt. Hier ruhte ich aus und wollte nirgends sonst sein. Und dieses Gefühl kommt der Liebe verdammt nah.

Oh dear, ich komme wieder. Bald.