Keiner anderen Lesebühne gelingt so mühelos die Verknüpfung von Literatur, Kabarett und Comedy wie der umtriebigsten Lesebühne Süddeutschlands. Acht Autor*innen schreiben in wechselnder Besetzung regelmäßig neue Kurzgeschichten: literarisch, scharfzüngig und saukomisch. Von Alltagskomik bis skurrilen Begegnungen ist alles drin, und zwischendurch gibt’s Livemusik.
Termine, jawohl. Plural. Der gute Ingo hat wieder im Hintergrund gezaubert. In den Jahren vor der Pandemie habe ich mir deswegen gar nicht so viele Gedanken gemacht. Ich hatte Termine im Kalender, ich fuhr hier hin und dorthin, da stellte sich nur die Frage „Wer kommt, wer hat Zeit?“ und so gruppierten wir uns dann.
Jetzt ist es nicht mehr selbstverständlich. Mir fehlt mein Shorties-Freundeskreis, meine AutorInnen-Kollegen, das Lesen, das Publikum, essen gehen, die Reihenfolge ausdiskutieren und die Gespräche, die sich darum drehen wer einen neuen Text dabei hat und deswegen Nervös ist. Und dann höre ich den anderen zu, ja über den „Rodderich“ kann ich auch zum zweihundertsten Mal lachen. Kein Problem.
Die letzte Lesung liegt nun auch schon wieder Monate zurück. Ich glaube ich war zuletzt im Oktober 2021 im Einsatz. Ich müsste nach schauen, ich bin zu faul. Ingo hat immer Termine für uns gemacht, Gespräche geführt, nachgefragt, Infomaterial geschickt, die Presse eingeladen. Und dann, als alles anders wurde, da hat er Termine hoffnungsvoll verschoben, er ist dran geblieben, hat sich weiter gekümmert. All diese Dinge, die im Hintergrund passieren, als wären fleißige Wichtel am Werk, geschehen ja immer noch. Nur noch unsichtbarer als vorher. Falls das überhaupt möglich ist. Nein, das ist ganz und gar nicht selbstverständlich. Ich versuche meine Dankbarkeit zu zeigen, in dem ich was Neues schreibe. Klar, fürs Publikum, aber im Moment und in der Hauptsache für Ingo, der uns zusammenhält oder es zumindest versucht, so weit das in dieser Distanz möglich ist.
Ein neuer Text, das ist schwierig, ich habe nicht Ingos Ausdauer, ich hätte an seiner Stelle wahrscheinlich schon lange alle hingeschmissen. Wie ein trotziges Kind alles vom Tisch gefegt und gebrüllt: Dann halt nicht. Keine Termine, keine Lesungen, keine Kultur. Das Kreativ-sein ist mir schwer gefallen, das tut es noch. Irgendwie habe ich es geschafft ein neues Drachenbuch zu schreiben. Wenn das geht, dann kann ich auch eine neue Kurzgeschichte schreiben, das weiß ich.
Zwischen den Jahren, also nach Weihnachten und vor Silvester hatte ich eine Woche frei. Ich habe geschrieben. Der Fernseher blieb aus, das Internet nutzte ich nur für Recherchen, Synonyme und Rechtschreibung. Ich hatte keine Termine und keine Verpflichtungen. Das war quasi die beste Woche des Jahres. Ich, mein Manuskript und das Gefühl von Zeit. Ich habe mich reich gefühlt. Weil ich das alles machen konnte. Die Welt aussperren und in meine eigene eintauchen. Das funktioniert im Alltag leider kaum. Es muss so gehen. Es wird so gehen. Ich hab Termine im Kalender. Ingo hat sich gekümmert. Lesungen, Schreibbuden, die KollegInnen und ich. Wir werden all das wieder machen. Nervös sein, über den neuen Text reden beim essen, noch mal irgendwo den „Rodderich“ hören. Das wird super. (Man, das habe ich verdammt lang nicht mehr gesagt.)
19. März 2022 / Café Provinz / Marbach a. N. / 20 Uhr
Göppingen; das war der Abend, als Dorothea den Kosmos gefragt hat, aber alles ein Missverständnis war. Volker guckte „Ein Kilt für alle Fälle“ bei Verflixtnet und spoilerte wild. William ist tot. Caro lag unter dem Dachfenster und ist alt genug für den Albverein. Rainer wollte zum Fußball nach Berlin, feierte dann aber keinen Geburtstag. Ingo erstellte eine Facebook-Veranstaltung. Gott gefällt das.
Unser Jörg Rock ‚n‘ Roll Diktator verlor seine Brille, machte aber trotzdem Musik.
Alles normal hier. Weiter geht es am 6. November im Blauen Haus, Böblingen.
Ob ich noch weiß wie das geht? Und schreib ich einen neuen Text bis dahin? Es wird spannend, auch für mich. Seit Monaten schon ist es unmöglich auch nur ne Woche voraus zu planen, aus Gründen. Die Dinge kommen wie sie kommen und ich muss flexibel sein. Voll mein Ding. Nicht.
Also, hier ist ne Liste mit unseren Shorties-Terminen im Oktober. Ich denke, das findet alles so statt, auch mit mir und in Farbe, im besten Fall mit einem neuen Text. Das wird super. Muss ja. 😉
Gruppenbild get shorties Lesebühne 2019
Freitag, 08. Oktober 2021
Kulturzentrum Merlin, Stuttgart / 20 Uhr
Samstag, 09. Oktober 2021
Baden-Württembergische Kulturtage in Ettlingen / ab 19 Uhr bis 22.30 / Blauer Saal
Gestern waren wir „shorties“ in der Stadtbibliothek Heilbronn. Ich kam zu spät. Aus Grünen. Das nervt mich immer sehr. Ihr habt alle solche Freunde, die zehn Minuten vor der Verabredung klingeln, während du noch tausend Dinge machen willst. Tja, ich bin so jemand und ich sage in diese hektische Geschäftigkeit gern: Hallo. Ich bin da. Der Rest ist mir ziemlich egal. Ich bin dann entspannt und du nicht. 🙂
Gestern klappte das also nicht. Ich schlich mich in die letzte Reihe, dort konnte ich schauen; was machen sie denn, die Zuhörer? Sie lachen. Schön. Aber sie tun es ganz leise, versteckt. Wir haben das alle Mal gelernt. In der Bücherei wird net g´schwäzt. Und auf keinen Fall gelacht. Jedenfalls nicht laut. Irgendwoher kam, als wir Kinder waren, immer ein ermahnendes „Pscht“. Das Kind in mir will deswegen immer noch die Zunge raus strecken und irgendein Buch besonders laut zuklappen.
Ich müsste mal wieder mein Notizbuch schnappen und in der Bücherei arbeiten, die Ruhe und Ernsthaftigkeit dieses Ortes in den Text einfließen lassen und dabei ein ungehorsames Kind sein, das Juhui-brüllend durchs Gebäude rennt; „Bücher – so viel Bücher!“ Und dann verstecke ich „Ein unendlicher Spaß“ bei den Sachbüchern, und Pipi Langstrumpf bei den Schulaufgaben, das ist Allgemeinbildung, Freunde. Ich mache die Angestellten ganz verrückt. 🙂
Wenn es ruhig ist, will ich laut sein. Das ist so in mir. An Orten wo es laut ist, bin ich ganz leise und gucke. Keine Ahnung, was da in meiner Erziehung falsch gelaufen ist.
Und einem Puck gleich flüstere ich euch ins Ohr: Lach mal wieder. Laut und wunderbar. Nur Mut.
Das wird super.
Heute sind wir übrigens in der Stadtbibliothek Göppingen. 20 Uhr.
Büchereien sind ganz grundsätzlich wunderbare Orte. Nur das mit dem Stillsein kann ich nicht so gut. #Blog
Freitag waren wir, das heißt die Autoren der get shorties Lesebühne in Göppingen in der Stadtbibliothek. Das Besondere diesmal: Eine Ausschreibung, offen für alle. Wer wollte, konnte eine Geschichte über 400 Wörter zu einem Kinderfoto einreichen. Ein paar Beispiele, wie das aussehen kann, finden sich im Blog der Stadtbücherei Göppingen. (Ich habe meine Geschichte inzwischen umgeschrieben. Ganz nach Hemingway: Die erste Fassung ist immer scheiße. Ich bin tatsächlich meist erst nach der dritten Version meines Textes wirklich zufrieden.) Jedenfalls.
Da die Ausschreibung auch im Uschtrin-Newsletter gelandet ist bzw. auch im Newsletter des BvjA, haben sogar Schreiber aus der Schweiz teilgenommen. Das die nicht extra nach Göppingen anreisen, ist auch klar. Nachdem eine Jury dann drei Texte ausgewählt und diese drei Schreiber auch bereit waren in Göppingen zu lesen, hatten wir also Gastautoren. Ich finde es immer beeindruckend, wenn ich sowas erlebe, wie am Freitag gesehen: Menschen, die sich die Mühe machen ihre Gedanken aufzuschreiben. Also in einer sinnvollen Reihenfolge. Ich höre ja oft den Satz: Ich könnte auch ein Buch schreiben. Mein Leben ist irre spannend.
Das ist in der Theorie sehr hübsch, vielleicht sogar wahr, scheitert in der Praxis aber gerne. Ich weiß jetzt nicht, ob die drei Damen, die da waren, oft und gerne schreiben, oder ob das ein einmaliger Ausflug war. Im Prinzip ist es auch egal. Sie haben sich vor das Publikum gesetzt, ohne erkennbare Aufregung und ihre Texte gelesen. Sehr gut gelesen. Auch das erfordert Übung.
Ich hebe also meine Däumchen und sage: Gefällt mir.
Weitere get shorties Lesebühnen Termine; gleich vormerken!
4. April – Stadtbücherei Backnang
5. April – Café Provinz, Marbach a. N.
6. April – Merlin, Stuttgart
12. April – Blaues Haus, Böblingen