Meine Vorstellung

Ich habe mich tatsächlich mal wieder für eine Schreibwerkstatt bei der VHS angemeldet. Das letzte Mal ist ewig her. Corona hat da ja ganz viel durcheinander gewirbelt. Früher – und es fühlt sich sehr merkwürdig an, das so zu schreiben, als wäre das Jahrzehnte her, als wäre ich alt und könnte nicht mehr – jedenfalls, früher und vor der ganzen Virenlast bin ich gern und mindestens ein bis zwei Mal im Jahr zu einem Seminar oder einer Schreibwerkstatt gegangen, weil ich den Austausch mag, weil mir die Impulse und Schreibaufgaben immer so einen Motivations-Schub verpassen, weil es einfach Spaß macht.

Fun Fakt: Ich saß in Rottweil, in einem Schreibkus von Marin von Arndt und als Eisbrecher-Aufwärmübung fragte er uns, wie es wohl wäre einen Drachen als Haustier zu haben. Das war die Geburtsstunde von Norwin. Da habe ich den ersten Text mit ihm und über ihn geschrieben und nun… ja, nun erscheint am Montag Band 4 meiner Reihe „Das Drachenvolk von Leotrim“. Aber darum soll es heute gar nicht gehen. Schreibkurse und Seminare sind toll. Ich war bei einigen, da musste man einen Text mitbringen, vorlesen und dann wurde darüber ausführlich diskutiert. Bei anderen Gelegenheiten schrieben wir TeilnehmerInnen fleißig vor Ort. Für sich, aber auch für die Gruppe. Vorlesen kann man, muss man nicht. Alle diese Begegnungen haben eine Sache gemeinsam: Die Vorstellungsrunde am Anfang. Wer bin ich, was mache ich hier, was erwarte ich heute?

Für gewöhnlich ist mir dieses erste Vorstellen unangenehm, ich stottere herum, mein Profilierungskomplex ist nicht ausgeprägt genug, was soll ich denn sagen?

Gestern Abend hatte Lena Grimm die Idee uns gleich mal eine Übung mit großem Effekt vorzulegen. Wir sollten einen Gegenstand wählen, etwas, das uns wichtig ist, das uns täglich im Alltag begegnet und dieser Gegenstand erzählt dann von mir: Ein Text in der 3. Person, das schafft sofort Distanz auf das eigene Ich, das macht den Blick frei für ganz andere Dinge. Über mich sprechen ist kompliziert, wie schon erwähnt. Die Übung hat mir ausserordentlich viel Spaß gemacht, den anderen TeilnehmerInnen auch, und die Vorstellungen, die dabei heraus kamen waren wirklich persönlich, da war sofort Charakter zu sehen, das hatte Inhalt. Eine Frau wählte ihre Brille, eine andere ihr Smartphone undsoweiter. Ich habe meinen Füller genommen und hier ist mein Text. (Gerne zur Nachahmung empfohlen!)

© cmh_Märchen für alle

Ich bin der Füller von Carolin Hafen. Sie hat mich schon seit 20 Jahren dabei, im täglichen Gebrauch. Ich war ein Geschenk von ihrer ersten großen Liebe. Er hat sogar ihren Namen in meinen Bauch gravieren lassen. Caro mag praktische Geschenke. Blumen, zum Beispiel, sind doof. Die sind bei der Übergabe ja schon quasi tot. Die Liebe hat nicht gehalten, aber ich bin noch da. Wir Zwei schreiben täglich Tagebuchgedanken auf, wobei Caro sich einbildet ihre Handschrift sei häßlich und unleserlich. Ich soll das, BitteDanke richten. Caro ist eigen mit Stiften und Papier. Wenn sich die Struktur nicht richtig anfühlt oder ein Kuli bockig ist in seiner Benutzung, dann wirft sie den Kollegen auch gern mal genervt durchs Zimmer. Sie trifft selten den Mülleimer auf Anhieb. Ich musste noch nie so fliegen. Nicht quer durchs Zimmer, aber gern mal über das Papier. Weil, wenn Caro einen Einfall hat, dann muss es schnell gehen. Ich husche dann hektisch die Zeilen entlang, und ja, dann wird es auch mal unleserlich. Upsi. Das kann nicht mal ich in Ordnung bringen. 

Caro findet es ganz toll neue Wörter zu entdecken. Mit ihrem Handy bzw. dem digitalen Wörterbuch schlägt sie alles gleich nach. Neulich, zum Beispiel, da las sie das Wort „gründeln“ in einem Buch. Es gibt also tatsächlich ein Wort dafür, wenn Enten ihren Kopf ins Wasser tauchen um nach Futter zu suchen. Die Enten gründelten auf dem See. Wir mussten dann kurz das Kinderlied umschreiben. 😉

Carolin erfindet auch gern Wörter, weil sie findet, davon gibt es zu wenig. Wir lesen gerade Max Goldt und wie war es bitte möglich 40 Jahre alt zu werden ohne diesen Ausdruck: „Resttröpfchengetränkte Klofußumpuschelung“ Das ist doch ein Fest! Jedenfalls. 

Wir schreiben viel, wir lesen viel und beim Lesen werden Passagen unterstrichen, da bin ich dann auch dabei. Caro ist so ein Barbar, die schreibt auch in Bücher rein. Nichts ist vor ihr sicher. Interessanterweise denkt sie, sie würde zu wenig machen, müsste mehr Output produzieren. Ich sehe das nicht so, wenn mir die Federspitze glüht vor lauter Tatendrang. Ich finde Pausen gut. 

Wir beide sind uns einig: Texte sollten Menschen verbinden. Texte sollten immer von Einsamkeit erzählen und trösten. Wir beide finden es nämlich sehr toll, wenn eine Person zur anderen sagt: „Hast du DAS schon gelesen? Nein? Dann musst du das sofort anfangen, ich warte hier.“

Wir denken da an Mariana Leky, an „Kummer aller Art“ und an innere Zerzaustheit. Das waren tolle, kurze Texte, ganz nah am Menschen dran. Mit Liebe und Verständnis, das war lustig, das war tröstlich. Eine gute Mischung. Sowas würden wir auch gerne schreiben. 

Ich schreibe ja am liebsten „Ende“ unter einen Text. Caro mag Anfänge. Da wohnt angeblich ein Zauber drinne. 

Ja und jetzt muss ich meine Hausaufgaben machen. Für nächste Woche. Ui. 

Schreiben Tag für Tag

Duden: Schreiben Tag für Tag

Ich habe zuweilen das Bedürfnis, Dinge zu schreiben, die ich zum Teil nicht fassen kann, die aber gerade den Beweis für das erbringen, was in mir stärker ist als ich.

Camus

Ich war mit dem Band „Schreiben über mich selbst“ aus dieser Duden-Reihe ja sehr unzufrieden. Alles, was ich dort vermisst habe, fand ich nun endlich hier und bin wieder versöhnt. Sinngemäß lautet die Aussage dieses Buches: Erst wenn du das Werkzeug Sprache beherrschst, bist du in der Lage damit kreativ zu arbeiten. Und wo fängt man an, wenn man mit dem Schreiben loslegt? Bei sich selbst. 25 Übungen laden dazu ein, mit verschiedenen Spielarten von ganz pedantisch bis hin zu eher grob. Innenleben, Aussenleben, Listen, Chroniken. Vom sachlichen Aufzeichnen zum Ideenbuch oder der eigenen Identitätsfindung. Als jahrelange Tagebuchschreiberin war mir schon manches vertraut, aber ich habe auch viele neue Anregungen und Ideen gefunden und ausprobiert. So mag ich das, so habe ich mir das gewünscht.

Es waren so viele Tagebuch-Beispiele dabei, dass ich praktisch das halbe Buch unterstrichen habe und meine Wunschliste um einige Titel reicher geworden ist. Ich muss unbedingt die Tagebücher von Kafka, Wittgenstein, Camus und Rousseau lesen. (Wegen mir hätten unter den Beispiel-Tagebuch-Schreibern auch ein paar Frauen sein dürfen, aber das ist ein anderes Thema.)

Ich schreibe schon seit vielen Jahren Tagebuch, dokumentiere meine Alltag, meinen Empfindungen, ich komme auch manchmal drauf, dass man nicht jeder Emotion trauen darf. Hier in diesem Büchlein lauteten die Übungen ganz oft: sei authentisch, wage auch mal einen Blick in die zerzausten Ecken deiner Persönlichkeit und halte das dann aus. Ich finde es einigermaßen schwierig die eigenen blinden Flecken auszumachen. Ich kann hart mit mir ins Gericht gehen, alle meine Fehler aufzählen und mich übel beschimpfen für meine Blödheit, wenn ich denn irgendwas ordentlich verbockt habe. Aber das führt noch nicht zu einem versöhnlichen Blick auf mich, noch nicht zu einem Fazit: Was kann ich besser machen? Vielleicht braucht es das gar nicht. Mich selber zu optimieren, als wäre ich die Beta-Version irgendeines Start-ups ist auch sehr bescheuert. Das kann nicht das Ziel sein. Jedenfalls. Hier geht es also um das Verständnis des eigenen Ichs, darum sich schreibend in Beziehung zu bringen, mit sich selbst, mit der Natur, mit allen anderen. Und ich bin überzeugt, dass das geht. Das Schreiben zu leben hilft. Schreiben schafft Bedeutung.

Kein Tag sei ohne Zeile!

Nulla dies sine linea!

Ich bin noch von einer anderen Sache überzeugt: Wenn man in sich (in Form eines Tagebuchs) etwas Ordnung geschaffen hat, dann kann man eine neue Datei anlegen oder ein neues Blatt Papier im Notizbuch aufschlagen und dann etwas neues, etwas Kreatives beginnen. Textarbeit. Schriftsteller versuchen immer ein Problem zu lösen. Ob nun fiktiv oder biografisch, das ist ja eigentlich egal. Mein Gemütszustand hängt oft mit meiner Fähigkeit zu schreiben zusammen, und wenn zu viel los ist, im Seelenhaus, dann klappt es a) mit dem kreativen Schreiben nicht und b) weiß ich manchmal vor Lauter Zuviel gar nicht, was ich denn denke oder fühle und überhaupt. Es ist tröstlich zu wissen, dass es anderen auch so geht. Mir war gar nicht klar, wie gern ich anderer Leute Tagebuch lese. Hinein schnüffeln in andere Gedankenhäuser und erstaunt feststellen: So anders ist deren Fundament gar nicht. Die wollen auch nur sich selbst und die Welt begreifen und dann etwas daraus machen. Dieser Band war sehr hilfreich und ich werde ihn wohl noch manches Mal in die Hand nehmen und aus den Übungen schöpfen um mich selber besser kennen zu lernen und zu begreifen. Bei Susan Sontag hieß das: Ich schreibe, um herauszufinden, was ich denke. (So, jetzt habe ich noch eine TagebuchschreiberIN rein geschmuggelt.) ★★★★★

Ich elender Mensch!

Kafka

  • SchreibenTag für Tag
  • DUDEN Kreatives Schreiben
  • Christian Schärf

Schreiben über mich selbst

Schreiben über mich selbst

Während des Lesens hatte ich mir vorgenommen, einen Verriss zu schreiben. Inzwischen bin ich durch, habe alles ein bisschen sacken lassen und staune jetzt, wie viele Passagen ich unterstrichen und angemerkt habe. Ja, ich bin so ein schrecklicher Mensch: Ich schreibe, zumindest mit Bleistift in Bücher hinein. Ich unterstreiche Stellen, die mir gut gefallen. Tagebücher anderer Leute finde ich offensichtlich spannend, hier waren schöne Formulierungen drin. Ich hab keine Ahnung, wer John Cheever ist. Aber er hat das in sein Tagebuch geschrieben: 

Mich versöhnlich und mitfühlend der entsetzlichen Einzigartigkeit meiner selbst stellen.

John Cheever

Und jetzt will ich seine Tagebücher lesen. Jedenfalls. Ich habe also doch ein paar Dinge mitgenommen: Zitate, die mir gut gefielen, Anregungen zum Nachdenken, und Literaturtipps in andere Richtungen. Ich bewerte „Schreiben über mich selbst“ trotzdem nur mäßig, weil mich zwei Dinge stören an dem Schreibratgeber.

  1. Die Partneraufgaben. Vier oder fünf Übungen erfordern einen Interview-Partner, der einem Fragen stellt und die Aufgaben mitgestaltet. Es geht ja um das Schreiben über mich selbst, ich verstehe dasd als inneren Dialog. Dass ich mich dafür erst jemandem offenbaren muss, dass ein Tagebuch nicht ausreicht, nervt mich. Das Szenario, dass ich eine Freundin bitte, mir diese Fragen zu stellen, sehe ich einfach nicht. Schreiben über mich selbst impliziert auch ein gewisses Schreiben für mich selbst. Da brauche ich niemanden extra. Ich bin mir da genug. Diese Schreibaufgaben habe ich alle ausgelassen, das interessiert mich nicht.
  2. Die Übungen beziehen sich nahezu alle auf die Kindheit. Es gibt ganz am Schluss noch eine Aufgabe, die sich an Großeltern richtet, die Texte für ihre Enkel verfassen wollen. Ein Nachlass, quasi. Sinngemäß lautet die Aussage des Buches also: Zwischen dem 20. Lebensjahr und der Rente passiert nichts, worüber es sich zu schreiben lohnt. Das ist langweilig und uninteressant. Und da bin ich ganz entscheiden anderer Meinung. Mir ist völlig klar, dass ein Büchlein von 160 Seiten gar nicht leisten kann, was ich da erwarte: Ein ganzes Leben plus Charakter und diese zauberhafte Sache: Lebenserfahrung. Aber zu meinen und explizit auszudrücken, dass Schreiben über sich selbst nur dazu da ist, seine Kindheit aufzuarbeiten, ist meiner Meinung nach zu kurz gedacht. (Wobei es hier nicht um den therapeutischen Aspekt geht) Kind ist man nur ein paar Jahre, Erwachsen ist man Jahrzehnte. Ich bin jetzt 40 und wenn ich davon ausgehe, dass ich 80 werde, dann habe ich meine bisherige komplette Lebenszeit noch mal vor mir. Ich weiß nicht, was ich von dem Buch erwartet habe, vielleicht Schreiben über mich selbst im Sinne von mich besser kennen lernen. Die Kindheit ist ein Aspekt davon, ja. Prägungen, Sozialisation, meine Wurzeln. Jajaja. Ich stehe hier und schaue in eine bestimmte Richtung. Ich hätte wohl gerne einen atemberaubenden Rundumblick. Jedenfalls, das Buch bietet das nicht, es ist vermutlich auch zu viel verlangt. Ich bin kein Kind mehr, ich hab keine Enkel, ich bin offensichtlich nicht in der Zielgruppe für das Buch.

Ich bin überzeugt davon, dass es mehr Spielformen gibt und auch mehr Gründe, den Blick nach innen zu richten und Dinge und Ansichten zu Papier zu bringen. Dieser Schreibratgeber kratzt da nur an der Oberfläche. Schade. ★★★

  • Schreiben über mich selbst
  • DUDEN Kreatives Schreiben
  • Hanns-Josef Ortheil

Hamburg Impressionen #1

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen.

Ich saß im Zug Richtung Heimat. Wie immer im öffentlichen Raum war mir alles zu laut. Mein Blickwinkel ist da oft auf die negativen Dinge fixiert. Der Typ, der stundenlang und laut telefoniert. Der andere Typ der ohne Kopfhörer ein Video nach dem anderen schaut und den ganzen Wagon daran teilhaben lässt und auf die Bitten, sein Handy leiser zu stellen, nicht reagiert. Ich höre also, dass der Typ im Sekundentakt WhatsApp-Nachrichten bekommt – wim wim wim – er hat die Tastentöne eingestellt, er witscht durch TikTok, er nervt mich. Dazu das Gerumpel des Zuges, die allgemeinen Gespräche als Hintergrundrauschen und die ständigen Durchsagen der Deutschen Bahn. Es dauert also nicht lange, da habe ich Kopfweh, bin völlig reizüberflutet, müde und mordlüstig. In dieser Stimmung schiele ich nach links, da sitzen zwei Jungs und eine alte Dame in einer Vierergruppe mit Tisch. Die Jungs schätze ich auf 16 oder 17, ihren Gesprächen nach sind sie definitiv noch Schüler. Beide haben weite Jeans an, ich kann ihre Knöchel sehen, sie tragen eine Bauchtasche schräg über der Brust wie eine Schärpe, als hätten sie einen Schönheitswettbewerb gewonnen. Die Gesichter sind glatt und arglos, wie man eben aussieht, wenn man erst 17 ist. Die Frisuren sind auch ganz ähnlich. Seitlich rasiert, über der Stirn ein gelocktes Geraffel, das ganz knapp in die Augen hängt.

Die alte Dame hat ganz weißes Haar, ein Pilzkopf, aber noch kräftig und dick. Sie ist zart geschminkt, hält ihre Handtasche auf dem Schoß fest und wirkt aufgeregt. Ich höre also mit. Die Dame, gerüscht und geblümt, fragt die Jungs wo sie hinfahren. Heim, sie haben Freunde besucht. Und die alte Dame? Ich schätze sie auf 65, vielleicht auch schon 70. Wo war sie, wo will sie hin? Und da wird es interessant, ich blende all die nervigen Dinge plötzlich aus. Sie hat ein Date. Sie trifft Otto in H. Sie haben sich schon ein paar mal getroffen, sie meint, das könnte was werden, sie ist schon eine Weile Witwe, in ihrem Alter, da ist das alles nicht mehr so leicht, aber Alleinsein ist auch nicht leicht, doch der Otto, der macht ihr ein warmes Gefühl in der Brust. Das ist schön.

Die Jungs fragen ganz interessiert, sie fragen empathisch und offen und ich wundere mich nur kurz, dass sich die Jugend für das Liebesleben einer alten Frau interessiert. Aber die Aufregung und die Schmetterlinge im Bauch, das ist ganz ähnlich. Ob 17 oder 70 – das ist doch ganz egal. Jonas erzählt von Ariane, vom ersten Treffen und wie das war. Aufregung und Zweifel: Mag sie mich? Also richtig? Da drüben am Tisch, wo sich die drei gegenübersitzen wird viel gelacht. Ich hab meine Kopfhörer nicht auf, ich schließe die Augen und höre heimlich zu. Ich habe den Eindruck, ich bin nicht die Einzige.

Die alte Dame ist aufgeregt, sie schaut auf die Uhr, noch 6 Minuten, aber wir haben Verspätung. Die Jungs versichern ihr: „Der Otto wartet, ganz bestimmt.“

Es kommt eine weitere Durchsage, wir erreichen demnächst den Bahnhof H, Ausstieg in Fahrtrichtung links. Die Dame säufzt. Hier wurden Informationen ausgetauscht, die man zwei fremden Teenagern mit Leichtigkeit erzählen kann. Vielleicht geht das bei einer guten Freundin nicht, die hat zu viele Bedenken und gut gemeinte Ratschläge und Warungen; „Pass bloß auf.“ Manchmal ist zu viel Lebenserfahrung auch Fehl am Platz. Da braucht es einen frischen, neugierigen Blick. Könnte ja gut werden.

Auf dem Bahnsteig steht ein Herr, ebenfalls mit schlohweißem Haar. Das blaue Hemd, das er trägt hat diesen verräterischen Streifen auf Bauchhöhe. Das hing heute morgen noch auf der Leine, es ist nicht gebügelt. Aber er trägt eine Fliege und schaut dem Zug so erwartungsvoll entgegen, als wäre es das erste Mal. Wirklich, das allererste Mal.

Die Dame verabschiedet sich von den Jungs, eilt zum Ausgang. Sie trägt blitzblanke, weiße Gesundheitsschuhe mit flachem Absatz. Sie ist flott unterwegs. Fast leichtfüßig.

Die zwei sehen ihr nach, lugen dann durchs Fenster zu ihm hin und stellen freudig fest:

„Oha, er hat Blumen dabei, siehst du das?“

Ich sehe es, andere auch. Der eine steht auf, der andere kniet sogar auf dem Sitz und lehnt mit Armen und Stirn gegen das Fenster. Auf dem Bahnsteig umarmen sich zwei, so türmisch, dass der Blumenstrauß ein paar Blütenblätter verliert. Da wird heftig und innig umarmt und lang.

„Sie mag ihn wirklich“, sagt Jonas. Die Jungs buffen sich gegenseitig gegen den Oberarm, als hätten sie die zwei persönlich verkuppelt und freuten sich jetzt über ihren Erfolg.

Der Zug fährt wieder an. Die Frau lässt Otto kurz los und winkt den Jungs. Die heben beide Daumen. Otto weiß zwar nicht, worum es geht, aber er strahlt und winkt auch.

Die Jungs setzen sich wieder hin, auf dem Bahnsteig wird weiter umarmt und ich setze meine Noise-Cancelling-Kopfhörer wieder auf. Lächelnd. Ich bin froh, dass ich das nicht verpasst habe.

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* Die Namen wurden von der Redaktion geändert. 🙂

Schreiben dicht am Leben

Rezension:

Ich konnte inzwischen das dazugehörige Notizbuch – gebraucht – kaufen und habe somit die Reihe voll. Das bedeutet, ich kann nun all meine Schreibübungen ins Duden Blank Book hineinschreiben, alles hübsch ordentlich und am richtigen Platz. Mein innerer Monk ist sehr zufrieden. Jedenfalls.

Aus dieser Schreibratgeber-Reihe gefällt mir „Schreiben dicht am Leben“ bisher am besten, das spricht mich am meisten an. 19 verschiedene Übungen laden zum Schreiben ein und dieses Mal gefallen mir durchweg auch alle Impulse. Das ist nicht oft so. Üblicherweise picke ich mir ein paar Aufgaben heraus und lasse alles andere links liegen. Jede Übung greift einen Aspekt auf, wie man die Welt betrachten und in Worte fassen könnte. Das geht über den üblichen Tipp „Setze dich in die Fußgängerzone und beobachte Leute“ hinaus. Diese Schreibanregung ist ja nicht neu und findet sich in vielen Ratgebern.

Wie schon in den anderen Büchern der Reihe sind alle Schreibanregungen mit Text-Beispielen untermalt, meine Wunschliste ist schon wieder um 4 weitere Bücher angewachsen, weil mir die Beispiele so gut gefallen haben. Ich habe gestaunt und gedacht: „Was man alles machen kann. Toll.“ Wenn ich also mit meinem Notizbuch in der Fußgängerzone sitze, kann ich alles ganz minimalistisch einfangen, Dialoge mithören, überspitzt darstellen oder ganz anders, den Blick nach innen richten: „Wie geht es mir hier eigentlich?“

Es hindert mich ja keiner daran, mir ein paar Anregungen auszuwählen und miteinander zu vermischen. Ich finde es aber gut, dass hier im Buch die Übungen getrennt voneinander dargestellt sind mit dem Augenmerk auf einer einzige Sache. Ich würde es als „Sehen lernen“ zusammen fassen. Es geht ums beobachten, erfassen und komprimieren: Das Gesehene/Gefühlte in Worte zu fassen. Und da gibt es wirklich sehr viele Möglichkeiten. Ich habe herzlich gerne alles ausprobiert und damit gespielt und auch noch ein paar neue Dinge für mich mitgenommen. Dieser Ratgeber ist, meiner Meinung nach fürs kreative Schreiben, also für SchriftstellerInnen geeignet, Anfänger wie Fortgeschrittene, aber genauso fürs Tagebuchschreiben, für den ganz persönlichen, eigenen Gebrauch. Eine Universalanleitung, quasi.

  • Schreiben dicht am Leben ★★★★★
  • DUDEN – Kreatives Schreiben
  • Hanns-Josef Ortheil

DUDEN: Kreatives Schreiben

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Ich mag Listen. Und ich mag Buchreihen, ganz besonders wenn ich sie vollständig habe. Hier im Blog führe ich mehrere Listen bzw. Projekte, jetzt kommt eine weitere dazu: Projekt Duden. Letzte Woche stöberte ich durch meine Schreibratgeber, die gelesenen und die ungelesenen. (Was sich noch auf dem SUB befindet, kannst du hier nachlesen: Lese-Challenge 2022) Dabei stieß ich dann auf die Reihe „Kreatives Schreiben“ aus dem DUDEN Verlag. Die gebundenen Bücher sind alle sehr hübsch und soweit ich mich erinnere auch hilfreich. Allerdings ist das zehn Jahre her. Jedenfalls. Nun habe ich Lust die Reihe noch mal zu lesen und auch zu renzeniseren. Ich habe mit Schreiben unter Strom angefangen, als nächstes lese ich „Schreiben dicht am Leben“. Den Fortschritt meines Projekts dokumentiere ich hier, mit Links und Fotos und Anmerkungen. Mir fehlt allerdings das Notizbuch zur Reihe, das habe ich damals nicht dazu gekauft. Jetzt fände ich es aber hübsch, der Vollstänigkeit halber, es auch noch zu erwerben. Allerdings ist das gute Stück nicht mehr erhältlich. Falls du mir einen Tipp hast, wo ich es noch kaufen könnte, gern auch gebraucht, dann sag Bescheid, ja? Hier ist die Liste.

Mai 2022 Nachtrag: Ich habe die Reihe voll. Samt Notizbuch. Yay.

Duden – Kreatives Schreiben

Liste: Duden Kreatives Schreiben + Blank Book

Stand: Mai 2023

Leuchtturm Haul

Ich war auf der Webseite von Leuchtturm1917 und wollte eigentlich nur die Buch Box kaufen. (Schade, dass es die nicht in gelb gibt. Und DIN A5 wär auch ein praktisches Format, aber man kann nicht alles haben, gell?) Jedenfalls. Es blieb nicht bei der Buch Box, mein Haul wurde etwas umfangreicher. Den Drehgriffel und Bleistift musste ich auch noch haben, und wenn ich eh grad dran bin, warum nicht noch das Visitenkartenetui und den Reporterblock? Eben, so lohnt es sich wenigstens. Mit der Box kann ich jetzt den Krimskrams auf dem Schreibtisch aufräumen, der Rest kommt in meinen Rucksack. Das ist mein Unterwegs-Equipment.

Und vielleicht kann mir noch irgendwer vernünftig erklären, warum Kisten und Aufbewahrungsboxen so eine Anziehungskraft auf mich haben. In jedem Laden, wo es leere Boxen und Kisten gibt, könnte ich völlig eskalieren. Ich hab wohl mehr Ordnungs-Kisten als Kram zum rein räumen. 🤷‍♀️ Geht‘s dir auch so?

BAO – Absent Studio

Letztes Jahr habe ich die Serie „Home before dark“ auf Apple TV+ gebingt. Ich will jetzt nicht damit angeben, dass ich neben Netflix und Prime auch noch Apple TV+ habe, als wäre ich Krösus. Darum soll es nicht gehen. Wir haben Pandemie, was soll ich denn sonst tun? Auch noch stricken lernen? Dann ist die Verwandlung in meine Oma komplett. Also nein, einfach nein. Jedenfalls.

Die Serie kann ich herzlich empfehlen. Hilde, die 9-jährige Protagonistin versucht einen mysteriösen Mordfall aufzuklären. Das ist spannend, das kann man gut gucken. Viel wichtiger aber ist ihr Notizbuch. Hilde hat das tollste Notizbuch, dass ich je gesehen habe. Sie ermittelt damit und ich war zehn Folgen lang glühend neidisch auf dieses supi-dupi-Umhänge-Teil mit Reißverschluß und allem. Mussichauchhaben!

Ich habe das Internet befragt und keine Antwort bekommen, ich habe gesucht, geseufzt und schon fast aufgegeben. Es ist Pandemie, aber auch ohne diesen Umstand pflege ich eine ungute/ungesunde Marotte. Ich liege oft schlaflos im Bett und glotze aufs Handy. Ob ich nun schlecht schlafe, weil ich dauernd die Funkpeitsche in den Händen habe, oder ob ich da debil drauf glotze, weil ich schlecht schlafe – genaues weiß man nicht. Jedenfalls.

Bei Instagram entdeckte ich die BAO-Tasche von Absent Studio. Das kommt dem Notizbuch von Hilde noch am nächsten. Es ist nicht genau das, was ich gesucht habe, aber immerhin so sehr fast, dass ich das gute Stück käuflich erworben habe. Ich war nicht im Urlaub, auf keiner Veranstaltung, mein Wochenhighlight ist ein Spaziergang am Samstagmittag. Eine gute Freundin und ich, wir treffen uns unter freiem Himmel, tappen durch die Gegend und knurren uns nur noch an: „Geil, wir gehen schon wieder spazieren!“ Und auf die Frage „Links rum oder rechts rum“ mault die jeweils andere bloß noch „IST DOCH SCHEIßEGAL!“

Nach dem siebenhundertdreiundzanzigsten Mal kennt man jeden Stein, jeden Baum, jeden Hund in der Gegend – man kann das statt kriegen; fremde Hunde streicheln. Selbst die Köter knurren: „Nicht du schon wieder!“.

Was bleibt da also: Die große weite Welt im Internetz. Ich gucke mir Leute und Krempel an, bestelle Sachen. Plötzlich ist es mein sehnlichster Wunsch ein T-Shirt mit Raglanärmeln in gelb zu besitzen. Und das nicht nur deshalb, weil das Päckle dann zu groß für meinen Briefkasten ist und der Postmensch klingeln muss. „Hallo Hallo! Wie geht es dir, erzähl mir von deinen Hobbys, welcher ist dein drittliebster Dinosaurier, welche Blutgruppe hast du, erzähl einen Schwank aus deiner Jugend, ich will alles wissen – renn doch nicht schon wieder weg.“  Menno.

Nun habe ich also eine Notizbuchtasche und hocke hier wie ein fieser kleiner Kobold auf einem Goldtopf. Ich mache „Muhahahah“ und „Hehehehe.“ Die Haare sind wild, ich sehe verlottert aus und ein bisschen irre. Ich kann ja nirgends hin, mit dem Teil, aber jetzt ist es da und ich freue mich. Ich stelle mir vor, wenn ich dann endlich wieder raus darf, in die echte Welt, wie ich irgendwo sitze, in der Sonne, und Tee trinke, Kuchen esse, mit Leuten rede und Notizen in mein Täschle schreibe. Bis dahin sortiere ich Krempel. Welches Papier ist das Richtige? Welcher Stift schreibt am Schönsten? Was muss ich unbedingt dabeihaben, wenn ich unterwegs bin? Das sind total wichtige Entscheidungen, das muss gut überlegt sein. Besser ich kaufe auch noch Trennlätter und neue Textmarker, vielleicht ist ja irgendwann wieder was wichtig. Das Glück trifft den, der vorbereitet ist.

Hallo Glück, ich bin hier.

Caro mit Corona-Friese und BAO Tasche.

Lese-Monat Oktober 2020

Lese-Monat Oktober 2020
Mein Lese-Monat Oktober 2020

  • Diana Hillebrand – Heute schon geschrieben? Band 5 ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  • Stephen King – Blutige Nachrichten (Hörbuch) ⭐️⭐️⭐️⭐️
  • Nina George – Die Schönheit der Nacht ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  • Konzepte -Zeitschrift für Literatur 39/2020 (Link: Konzepte)
  • Qwertz 3/2020 (Link: BvjA)
  • Die Feder Nr. 123 (Link: VS)
  • Bill Watterson – There´s Treasure Everywhere (Calvin and Hobbs #10) ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  • Gerard Way & Gabriel Ba – The Umbrella Academy Band 2 / Dallas ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  • Steffen Gumpert – Der bleiche Hannes (Graphic Novel) ⭐️⭐️⭐️⭐️
  • Neil Gaiman – Traumjäger ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ (Link: Rezension)

Lese-Challenge 2020 / GoodReads / Lovelybooks

Fazit:

Nina George hat mich mal wieder am Schlafittchen gepackt. Zuerst kam ich nur mühevoll in die Geschichte rein, ich fand einige Beschreibungen zu blumig. Das liegt aber nicht an der Autorin, sondern an meiner Stimmung. Jeder Roman, vor allem Liebesromane brauchen ja ein gewisses Maß an Kitsch und Schmalz. Ich halte das aber nicht immer gleich gut aus. Als ich mich auf die Geschichte endlich einlassen konnte, also in Stimmung dafür war, habe ich wieder das halbe Buch mit Bleistift unterstrichen. Ja, ich mache solche Dinge: Anmerkungen, ins Buch, aber auch eigene Notizen, wenn mir Passagen gut gefallen, mit Unterstreichungen und allem drum und dran. Ich mag Claire und Julie, und ich mag was Nina George mit mir als Leserin macht. Ertappt, denke ich dann oft. Sie schaut mich an, findet Worte, wo ich keine habe, nur ein Gefühl. Und das ist toll. Das macht Lesen für mich aus. Sich selbst entdecken, ein bisschen besser verstehen, Sprache finden, wo vorher nur Unbestimmtheit war. Großartig.

Wenn ich „Calvin und Hobbes“ irgendwo sehe, dann denke ich an die Peanuts und frage mich jedes Mal, ob das vom Autor so gewollt ist. Nun bekam ich zum ersten Mal einen Band in die Hände. Meine Neugier war noch nie so groß, als das ich mir einen Comic selber gekauft hätte. Keine Ahnung woher diese Vorbehalte kommen, es ist auch egal. Jetzt brauche ich die Gesamtausgabe, ganz klar. Ich liebe Gesamtausgaben, ganz grundsätzlich. Mein innerer Monk feiert dann hart. 😉 Zurück zu Calvin und Hobbes. Ich bin vollumfänglich in der Zielgruppe und zähle mich ab jetzt zu den Fans. Ich liebe den Einfallsreichtum von Calvin (bzw. von Bill Watterson). Allein die Variationen der Schneemänner – ich habe herzlich gelacht. Wegen mir müsste es nicht so brutal zugehen, Calvin kriegt ja entweder von Mo auf die Mütze, Hobbs springt ihn an, oder Sofie (die mich an Lucy erinnert) watscht ihm einen Schneeball ins Gesicht. Er ist faul, aber klug, ängstlich und mutig, er hat einen tollen Sinn für Humor. Mehr davon, bitte.

„Blutige Nachrichten“ besteht aus vier Kurzgeschichten. Das habe ich aber erst beim Hören kapiert. Bei Stephen King, gelesen von David Nathan, mache ich mir nicht die Mühe, den Klappentext zu lesen. Das ist eine Kombi, die für mich immer funktioniert, da muss ich nicht erst nachschauen, ob mich das alles interessiert. Tragisch ist, dass es die Der-dunkle-Turm-Reihe NICHT von David Nathan gelesen gibt. Sonst hätte ich dieses Abenteuer schon LÄNGST erneut angetreten. Das wabert mir schon lange im Hinterkopf herum, diese großartige Reihe nochmal zu lesen oder zu hören. Ich werde mir das Hörbuch wohl zähneknirschend kaufen, auch ohne meinen Lieblingssprecher. Oder soll ich die Graphic Novel kaufen, hm??

Jedenfalls. Holly Gibney. Sie bekam in „Blutige Nachrichten“ eine eigene Kurzgeschichte. Stephen King hat in mehreren Interviews gesagt, dass sie sein Lieblingscharakter sei, und da bin ich ganz bei ihm. Die anderen drei Geschichten waren auch gut, aber eben nicht Holly-gut. Und bei der Gelegenheit habe ich bemerkt, dass ich ein Buch mit ihr verpasst/übersehen habe. „The Outsider“. Ich war in der Bücherei, gleich nachdem ich mit diesem Hörbuch durch war. Gab es – gelesen von David Nathan. 19 Stunden gruseln und mitfiebern. Ach, so ein neuer Lockdown, der kann mir gar nichts. Ich bin versorgt.

Ich hoffe, es geht dir gut.

~Caro

Lese-Monat August 2020

  • Kathryn Lasky – Clan der Wölfe Band 4 ⭐️⭐️⭐️⭐️
  • Dale Carnegie – Sorge dich nicht, lebe! ⭐️⭐️⭐️
  • Rachel Joyce- Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry (Hörbuch) ⭐️⭐️⭐️⭐️
  • Basiswissen Aquarellmalerei ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  • Paula Henderson, Adam Vornehmen – Die Welt der Baumhäuser ⭐️⭐️⭐️⭐️

Fazit:

Dale Carnegie und ich werden keine Freunde mehr. Leider. Im Prinzip ist das alles richtig, was er sagt/schreibt. Aber meiner Meinung nach ist es nicht mehr zeitgemäß. Die Bücher sind auch schon ein paar Tage alt, da darf das sein und ist nicht schlimm. Aber eine Anleitung, wie ich mich in einen Burnout hinein arbeite, brauche ich nicht wirklich. Zwischendurch, als es um das Thema Müdigkeit ging, habe ich kurz aufgehorcht. Da waren ein paar Tipps dabei, die ich hilfreich finde. Aber mehr habe ich dann nicht aus dem Buch heraus genommen und würde es nur bedingt weiter empfehlen.

Mit dem „Clan der Wölfe“ bin ich bei Band 4 angelangt. Das ist solide Arbeit, das kann man gut lesen. Ich bin jetzt nicht über die Maßen begeistert, in Band 4 störte mich die Selbstmord-Thematik, die ich für Kinder nicht so geeignet finde. Aber grundsätzlich mag ich die Charaktere, allen voran Faolan und seine Freunde. Sie sind Aussenseiter, eigentlich. Gleichzeitig nicht, weil sie ja die Fugen ihrer Welt zusammen halten. Er lebt in zwei Welten; die der Wölfe und der Bären und die Bereicherung, die sich für ihn daraus ergibt, schimmert durch alle Bücher bzw. seine Abenteuer. Wer also Kinder in dem Alter hat (Leseempfehlung ab 10 Jahre), kann ihnen gut diese Reihe ans Herz legen. Die ersten drei Bände haben mir sehr gut gefallen, das war spannend und schön zu lesen. Ich hab noch zwei Bücher vor mir und bin sehr auf das Ende gespannt. In allen Büchern baut die Autorin etwas Mystisches um Faolan auf – wer oder was ist Faolan in dieser und jener Welt!? Ich hab eine Theorie. Und ich will wissen ob ich Recht habe. Ich bleibe dran. 🙂

Wer mir bei Instagram folgt, weiß, dass ich mich mit verschiedenen Mal-Stilen beschäftige. Doodeln, im Sinne von kritzeln, täglich ein bisschen, aber auch richtig Zeichnen lernen und aquarellieren. Ich habe einen Stapel Bücher zu diesen Themen zuhause, lese hier hinein, probiere da eine Übung, versuche das umzusetzen, was mir angeraten wird. Das „Basiswissen Aquarellmalerei“ habe ich inzwischen ganz ausgelesen und finde es ist das beste Buch mit dem ich gerade arbeite. Wie gesagt, es sind aktuell vier oder fünf gleichzeitig, ich habe also Auswahl- und Vergleichsmöglichkeiten. Es werden verschiedene Techniken erklärt, die man immer wieder am gleichen Motiv ausprobieren kann. Ich finde es sehr hilfreich, dass hier Empfehlungen ausgesprochen werden, welches Papier zur Übung passt, welcher Bleistift und welche Farben verwendet werden sollen. Bis jetzt fehlt mir in all meinen Büchern eine Übersicht, welcher Bleistift für was geeignet ist. Ich mache, nur als Beispiel, die Übungen in meinem Naturbuch „Die Kunst des Zeichnens“ und nirgends gibt es eine Empfehlung oder Erklärung, welcher Bleistift (hart, weich, mittel) für welche Übung gedacht ist, obwohl es eine Bleistiftbox zu den Büchern dazu gibt. Mir würde das sehr helfen. Ich probiere also Sachen aus und stelle dann fest: Nee, so geht es nicht, damit erziehle ich nicht den Effekt wie in der Vorlage zu sehen ist. Vielleicht ist das aber auch zu viel verlangt von einem Buch und ich müsste mal einen Kurs machen. Allerdings richtet es sich ja an Anfänger wie mich. Zudem werden Übungen auf gegenüberliegenden Seiten gestellt. Sobald man das Buch zuklappt, verschmieren beide Bilder und hinterlassen Abdrücke auf der jeweils anderen Seite. Ich habe mir daraufhin ein Fixativ-Spray gekauft und das Problem damit gelöst. Diesen Tipp bekam ich im Bastelladen. Im Buch stand davon nichts. Dieser Tipp gehört, m. E. ins Buch und zwar ganz an den Anfang. Just my two cents.

Jedenfalls.

Mir ist noch etwas anders aufgefallen, was nichts mit den Büchern zu tun hat, was mich aber dennoch beschäftigt. Seit ich meine Übungsbilder herzeige (#ausmeinemNotizbuch) werde ich regelmäßig gefragt, ob ich dann irgendwann meine eigenen Bücher illustriere. Ob ich meine Bilder verkaufe. Ich wurde sogar gefragt, ob ich einen anderen Job anstrebe. Ich staune über diese Fragen und bin ein paar Mal sprachlos dagestanden. Ich kritzele Blümchen und putzige Tierchen in ein Notizbuch. Das ist alles.

Ich weiß gar nicht, warum alles, was man im Leben tut diesen Leistungsanspruch haben muss. Also im Sinne von nützlich und profitabel. Ich mache das um abzuschalten. Es macht mir Spaß, ich kriege den Kopf frei, der Hashtag dazu lautet wohl #Resilienz. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe regelmäßig Tage, da möchte ich laut „Scheiße“ brüllen und mich wie ein Kleinkind auf den Boden schmeißen vor Wut und Frust und Streß. Ich bin aber kein Kind mehr und ich darf niemandem eine Kaffee-Tasse an den Kopf werfen, also patsche ich Farben auf Papier, schaue zu wie sie trockenen und freue mich, wenn ich anschließend wieder ruhiger bin, weniger gestresst. Also kein Leistungsanspruch, kein Profit. Ich weiß was mir hilft, und das mache ich dann. Klingt komisch, ist aber so. Die kurze Antwort auf diese Fragen lautet also Nein, nein und nein. Die lange Antwort würde ein paar Fragen beinhalten. Und den erstaunten Ausruf: Chill mal. 😉

Off Topic

Im August, im Urlaub habe ich noch eine kleine Beobachtung gemacht, von der ich dir erzählen will. Ich saß in einem Restaurant, es war Abend, die Sonne war schon untergegangen und meine Begleitung und ich wollten noch einen Absacker trinken. Am Nebentisch saß ein Ehepaar, dass mir allein deshalb auffiel, weil sie sich so angeregt unterhielten. Das Gegensatz-Programm, dass ich deutlich öfter sehe, sind Menschen, die sich gegenübersitzen, schweigend und an ihrem Glas herum drillen oder sich suchend im Raum umsehen, ob den irgendwo anders etwas passiert. Mir ist das auch schon so ergangen. Da ist man tagelang im Urlaub miteinander und irgendwann weiß man einfach nichts mehr zu erzählen. Diese beiden, je ein Glas Wein in der Hand, saßen nebeneinander, sich zugewandt und hatten sich viel zu sagen. Ihnen gegenüber saßen zwei Buben, vielleicht zehn und zwölf Jahre alt. Lesende Jungs sehe ich nun wirklich selten. Die Beiden hatte je einen dicken Wälzer in der Hand, soweit ich das sehen konnte ein Fantasy-Werk. Zumindest wirkte das Cover auf mich – auf die Entferndung – sehr nach Drachen und Abenteuer. Ich hab mich nicht getraut zu fragen, was sie denn lesen. Aber ich habe mich an dem Bild erfreut, dass sie zusammen abgaben. Das es sowas gibt. Toll.

~Caro