It captures your voice

Meine Kollegin Lotte Römer hat mir die Woche den Link zu diesem Video geschickt, weil sie meine Liebe für Schreibmaschinen kennt und auch verfolgt hat, wie Erika bei mir eingezogen ist. Ich kann mich ja wie bescheuert freuen: Über den Klang beim Tippen, über das Schriftbild, über das Aussehen der runden Tasten. Wenn mich irgendwer darauf anspricht, sprudele ich los und erzähle, meine Begeisterung ist wie ein Geysir: heiß und plötzlich. Jedenfalls.

Heute hatte ich endlich Zeit das Video zu schauen. Van Neistadt erklärt hier, dass eine Schreibmaschine die eigene Stimme einfängt. Und ich dachte, wieder mal völlig begeistert JA. Man kann ja über das Intenet sagen was man will. Man kann Vor- und Nachteile aufzählen und darüber philosophieren, was die Anonymität und der Umstand alles ungefiltert raushauen zu können, mit uns allen macht. Ich finde im Internet viel Zugewinn. Ich kann mir auf Instagram Videos und Bilder und Reels zum Thema Adhs und Autimus und Depressionen anschauen und zum ersten Mal in meinem Erwachsenen-Leben erkennen: Woah, denen geht es ja wie mir. Wie krass! Ich bin ja doch kein Alien. Die Sachen haben alle einen Namen. Das sind Symtome. Ja, das tröstet mich.

Also, eine Sache, die ich schon lange mache, und just in diesem Moment erkenne: Ich erfasse meine Stimme. Ich halte sie fest. Und offensichtlich bin ich nicht die einzige, die das so macht. Ungewöhnlich ist das auch nicht. Ich bin Autorin. Das wusstest du vermutlich schon. 😉 Wenn ich ein neues Projekt starte, dann öffne ich in meinem Schreibrpogramm eine neue Datei und benenne diese: Arbeitstitel und Datum. Und wenn ich am nächsten Tag (Hahahaha, oder einen Monat später!) an der Datei bzw. dem Entwurf weiter arbeiten will, dann mache ich eine Kopie und benenne sie um. Arbeitstitel und Datum. Das bedeutet, alles was ich in der Sittzung vorher geschrieben habe, bleibt exakt so stehen. In der neuen Datei überarbeite ich das bisher geschriebene, ich erweitere den Text, schreibe weiter, notiere mir auch, was ich in der nächsten Sitzung alles tun will bzw. wie die Story weiter gehen soll. Tja, und wenn ich dann das nächste Mal wieder an die Arbeit gehe, kopiere ich die vorherige Datei und wiederhole den ganzen Prozess. Somit habe ich am Ende, wenn das Buch fertig geschrieben ist, unzählige Dateien, Titel und Datum, und kann jeden Arbeitsschritt nachvollziehen. Wenn ich was gelöscht habe, und der Meinung bin, dieser eine Absatz war doch gut, kann ich ihn einfach wieder herholen. Es geht nicht ein Wort verloren, mein ganzer Denk- und Arbeitsprozess ist bis ins letzte Komma dokumentiert. Wozu das Ganze, fragst du jetzt vielleicht. Du fragst zu Recht. Mit dieser Methode muss ich nicht ein Wort löschen. Es geht nichts verloren. Das ist einizig und allein für mich wichtig. Vor ein paar Jahren habe ich diese Methode entwickelt, weil ich Schwierigkeiten hatte mit einer wichtigen Sache im Überarbeitungs-Prozess: Kill your Darlings.

Überarbeiten ist wichtig. Lektorat, Korrektorat, Anmerkungen der Lektorin, der Testleser, eben allen die an der Entstehung eines Buches beteiligt sind, einschließlich meiner eigenen Zweifel. Die reden auch mit. Manchmal finde ich das, was ich fabriziert habe, sensationell. Und dann wieder, mitten in der Nacht, wache ich schweißgebadet auf, und Schwester Innerlich schreit mich an: DAS KANNST DU DOCH SO NICHT SCHREIBEN.

Also stehe ich auf, kopiere meine aktuelle Arbeits-Datei, versehe die Kopie mit dem heutigen Datum und handle: Lösche, ergänze, schreibe. Da nichts verloren geht, kann ich viel großzügiger, radikaler, angstfreier vorgehen um am Schluß zufreiden festzustellen: Mit dem Überarbeiten ist der Text besser geworden. Der Ausdruck ist genauer, unwichtiges ist gelöscht und diese eine wichtige Sache, die ist jetzt im Rampenlicht, so wie es sein soll.

Und dann kann ich sehr gut schlafen. Endlich. Ob nun Schreibmaschine oder Computer, das ist ja keine Frage des entweder oder. Für mich hat sich mit dieser Erkenntnis einiges in meinem Arbeitsprozess geändert. Überarbeiten ist endlich nicht mehr so fürchterlich. Und mich nun, in diesem Video bestätigt und gesehen zu fühlen, ist das Kirschlein oben auf dem Sahne-Eisbecher. Kann ich nur empfehlen.

~Caro

Monatsrückblick Juni

Tops und Flops im Juni

Bücher:

  • Mängelexemplar ⭐️⭐️⭐️⭐️
  • Du einsamer, du schöner Wicht ⭐️⭐️⭐️⭐️
  • Ulla Hahn – Liebesgedichte ⭐️⭐️⭐️⭐️
  • Volker Demuth – Bits and Bones; abgebrochen
  • Kurzgeschichten schreiben ⭐️⭐️⭐️⭐️
  • Malen mit Wasserfarben ⭐️⭐️⭐️⭐️

Serien:

  • Big Bang Theory Staffel 11 ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  • Good Omens Staffel 1 ⭐️⭐️⭐️
  • Dead to me Staffel 1 ⭐️⭐️⭐️
  • Nos4A2 Staffel 1 ⭐️⭐️⭐️⭐️
  • When they see us ⭐️⭐️⭐️⭐️
  • Bonding ⭐️⭐️⭐️
  • Stadtgeschichten ⭐️⭐️⭐️⭐️
  • Dark Staffel Staffel 2 ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
  • Absentia Staffel 1 – abgebrochen

Filme

  • The Book of Henry ⭐️⭐️⭐️⭐️
  • Valerian ⭐️⭐️⭐️⭐️
  • Mary Poppins Returns ⭐️⭐️⭐️⭐️
  • Brené Brown ⭐️⭐️⭐️⭐️
  • Spiderman Homecoming ⭐️⭐️⭐️
  • The Osiris Child ⭐️⭐️

Getan

Internetkram

Monatsrückblick Mai

Gefühlt war dieser Monat sehr, sehr lang. Entsprechend sieht meine Liste aus.

Gedoodle nach der Methode von Melissa Dinwiddie

Tops und Flops im Mai

Bücher:

  • Mascha Kaléko – Das lyrische Stenogrammheft ⭐️⭐️⭐️⭐️
  • Eva Christina Zeller – Liebe und andere Reisen ⭐️⭐️⭐️⭐️
  • Matthew Johnstone – Der schwarze Hund  ⭐️⭐️⭐️⭐️

Filme:

  • Best Exotic Marigold Hotel 2 ⭐️⭐️⭐️
  • Wonderwoman ⭐️⭐️⭐️
  • Ich bin Maris ⭐️⭐️
  • Highwayman ⭐️⭐️ (langweilig)
  • Anne auf Green Gables Teil 1, 2 und 3 (2016/Prime) ⭐️⭐️ ⭐️⭐️

Serien:

  • The Five ⭐️⭐️⭐️
  • Bosch Staffel 5 ⭐️⭐️⭐️⭐️
  • Game of Thrones Staffel 8 ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ + Dokumentation

Uff. Ich habe mich irrsinnig, wie viele andere auch, auf die letzte Staffel gefreut und mich dann durch die sechs Folgen hetzen lassen. Zum einen, weil die Staffel so ein Tempo vorgelegt hat, aber auch wegen der Reaktionen im Netz. (Ja, alle Figuren, die ausgedient haben, wurden gekillt. Das ist ja kein neues GoT-Phänomen!) 

Ich wollte auf keinen Fall gespoilert werden. Doch wenn ich mich montags bei Facebook eingeloggt habe, hatten diverse Leute nichts besseres zu tun, als zu schreiben bzw. in ihren Stories zu erzählen, was genau passiert ist, und wie Scheiße sie es finden. Das hat mir viel von dem Vergnügen genommen. Ich kann jetzt natürlich auch darauf schimpfen, dass David Benioff und D. B. Weiss nicht so schreiben, wie es George R. R. Martin es tut. Wie auch? Ein Drehbuch ist keine Belletristik und umgekehrt. Aber darum geht es mir gar nicht. Die Serie und die Bücher weichen ja schon eine Weile voneinander ab. 

Die Erfahrung, so getrieben zu werden, war mir neu. Üblicherweise schaue ich meine Filme und Serien allein – in meinem Umfeld ist niemand, der Filme, Bücher oder Serien so konsumiert wie ich es tue. Die wenigsten haben Netflix, noch weniger teilen meine Interessen und Genre-Vorlieben. Beispielsweise Stranger Things. Die zweite Staffel habe ich an einem Abend geschaut. (Das ist, als Beispiel, ein arger Kritikpunkt: Es war nicht möglich, #GoT so zu konsumieren. Ich musste zwischen den Episoden eine Woche warten. Man kommt sich ja vor wie im Mittelalter.)

Jedenfalls. Da war dieses Gefühl von Ende, und das Gefühl von Hetze. Sich abschotten zu müssen, bei Facebook und Twitter, schneller zu sein und kollektiv mitmaulen zu müssen. Das will ich aber gar nicht. Meine Lieblingsfiguren sind und waren immer John Snow, Arya und Bran. Von Anfang an. Und ich habe dauernd darauf gewartet, das Bran mal was nützliches macht. Daher kann ich mit dem Ende gut leben. Es ist nicht mein Wunsch- Ende. Aber es hat auch keiner gesagt, dass das Leben ein Wunschkonzert ist, und mir irgendwas zusteht. Mit etwas Abstand kann ich nun sagen, dass diese Serie, ganz grundsätzlich sehr viele Emotionen ausgelöst hat. (Stichwort: Die rote Hochzeit. Ramsay Bolten, Arya in Königsmund, meine Fresse.) Ich habe mitgefiebert und mitgelitten, es war ein Erlebnis! Und im Besonderen waren da ein paar Szenen und Dialoge drin, die viel Schönes hatten. Ich werde mir also, die ganze Serie noch mal anschauen. So, wie ich eben Serien konsumiere. Ich werde die gewaltigen Bilder und die Musik schätzen, und vielleicht ein paar Dinge entdecken, die mir in der Eile entgangen sind. Ich werde mich nicht mehr hetzen lassen. Insgesamt bin ich zufrieden mit dem Ende. Uff.

  • Lucifer Staffel 4 ⭐️⭐️

Mir ging diese Identitätskrise wahnsinnig auf die Nerven. 10 Folgen um zu klären wer bei wem er selbst sein darf/kann/soll und die Frage, ob man  sich für den Partner verbiegt oder besser nicht. Wär ich dem Alkoholkonsum zugeneigt, ich hätte jedes Mal einen Schnaps gekippt, wenn jemand sagte „Ich weiß nicht wer ich bin.“ Das war alles sehr seicht und platt und kaum zum aushalten. Ich habe die Serie nur noch aus Gewohnheit geguckt. 

  • Conan without Borders ⭐️

Ach herrje. Grenzwertiger Klamauk am Rande des Fremdschämens. Ich musste zwar lachen, aber herzlich war das nicht. Der Irrsinn ist zudem unnötig laut. 

Conan fragt die Leute irgendwas, fällt den Leuten dann ins Wort und hört nicht zu. Dann macht er dümmliche Witze und die Leute, die ihre Sache ernst und gut machen wollen, werden vorgeführt – beim Versuch ihre Würde zu behalten. Sie scheitern alle. Ich habe mich am Schluß sogar geärgert, weil es irgendwann nicht mehr witzig war. Beispielsweise ist er in einer Schulklasse und hat nichts blöderes zu tun, als die Kinder völlig aufzuwiegeln. Fast hysterisch. An einer anderen Stelle sind sie bei einer Weinprobe. Da ist eine Frau, die ganz ernsthaft ihren Job machen will, im Sinne von professionell. Und dann keifen sich zwei Erwachsene an, die Spaß-Ebene haben sie schon lange verlassen, und ziehen sie da in eine Scheiße rein, die sie nicht handhaben kann. Es hat ihr im Vorfeld sicher auch keiner gesagt, was auf sie zukommt. Dann hätte sie ja die Möglichkeit gehabt, die ganze Sache abzulehnen. Schade. Ich bin nicht in der Zielgruppe.

  • Turn up Charlie ⭐️⭐️⭐️⭐️
  • Sarah Wiener ⭐️⭐️⭐️⭐️

Krasser Gegensatz zu „Conan“. Ja, es ist mir klar, dass eine ist ein amerikanischer Comedian, das andere eine österreichische Köchin. Der Unterschied ist Menschlichkeit. Die Sendung von Sarah Wiener fällt für mich in die Kategorie „Sachen machen“. Sie geht los, und verlässt ihre Komfortzone. Sie macht ihre Gegenüber nicht lächerlich, sondern versucht mit ihrer Art in die fremde Welt einzutauchen. Einmal auf einem Fischer-Boot. Sie kocht, sie nimmt Fische aus, wird Teil der Crew, hält den Seegang aus, fragt die Leute, warum sie tun, was sie tun, und läßt Raum für die Antwort. So auch im Olympia-Vorbereitungs-Trainingskurs oder im Kloster. Das habe ich mir sehr gerne angesehen. Das war ein schöner Sonntag-Nachmittag. 

  • Real Detectives Staffel 1 und 2 (Keine Ahnung, warum ich mir sowas ansehe.)
  • Fleabag Staffel 2 ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Klare Empfehlung. Ich mochte die erste Staffel schon sehr gern, und auch die Zweite hat mich nicht enttäuscht. Ich hatte kurz Sorge, wie es mit Fleabag weiter gehen soll, ob die neue Staffel nur ein Abklatsch ist… aber nein. Sie ist immer noch wütend, rennt durch London und versucht ihren Scheiß geregelt zu kriegen; chaotisch, exzentrisch, liebenswert – trotz allem. Ich mag diese schnodderige Erzählform, dieses shakespeareske. Fleabag schaut in die Kamera und kommentiert immer das Geschehen. Mich spricht sie sehr an. Mehr davon, bitte. Ich hab noch nicht genug. 

  • Dead to me – abgebrochen

Das fing eigentlich nett an. Doch das Ende der ersten Folge war so ätzend; das habe ich schon tausend mal gesehen. Ich ahne, was passiert. Und finde es blöd. Ich dachte trotzig „Och nö!“ und werde es dabei belassen. 

Getan 

Musik

Internetkram

Und, was hast du so geguckt/gelesen? Erzähl´s der Carolin.

Horst Evers

Als Lesebühnen-Autorin liegt es nahe, Horst Evers zu lesen, schließlich hat er das ja praktisch erfunden. Ich fragte meine Kollegen: Was soll ich als erstes lesen, wo und mir wem fange ich an? Die einhellige Meinung lautete:

Horst Evers – Die Welt ist nicht immer Freitag.

Gesagt getan. Nach dem ersten Buch war ich ein Fan, und als ich sah, dass es Horst Evers ins Schwabenlände verschlägt, habe ich sofort Veranstaltungskarten gekauft und diverse Freunde genötigt, mit mir da hinzugehen. Kein einziger von ihnen hat den Kauf seiner Karte bereut, ich am allerwenigsten. 90 Minuten lang krümmte ich mich vor lachen, vorgetragen sind seine Sachen noch besser als in Buchform – aber genau das ist ja der springende Punkt einer Lesebühne.

Was mir besonders auffällt: Er gewinnt dem Alltag und banalen Situationen immer was komisches ab, allerdings ohne je böse oder gemein zu werden.

Ich hatte inzwischen drei Bücher von ihm gelesen und während ich an besagtem Abend anstand, um ein weiteres mit Autogramm versehen zu kaufen, dachte ich: Was für ein krasser Unterschied zu den gängigen Kabarettisten, die Witze auf Kosten anderer machen, gerne auch unter der Gürtellinie. Hier nicht. Kein einziges Mal. Daher meine herzliche Empfehlung für jeden, der Horst Evers nicht kennt. Es geht, sehr gut sogar, andere zu unterhalten, ohne Sarkasmus, ohne zu verletzten.

ICH! Und ist da noch wer?

Guy Helminger: „ICH! Und ist da noch wer? Die Biographie als Basis von Literatur“ (Tag 3)

 

Ich finde es ganz großartig – den Umstand, dass man Autoren, wie hier mit der Veranstaltung „Poet in Residence“ Raum gibt um so ausführlich über ihre Arbeit zu sprechen, und es dann sogar noch online zu stellen, um angehenden Autoren wie mir die Möglichkeit zu geben, zuzuhören und lernen zu können, obwohl man nicht vor Ort war.  Ich möchte immer wieder Ja! Ja! Ja! rufen, und bin ganz begeistert, wie Guy Helminger über das Schreiben spricht und Dinge, für die ich nur ein Gefühl habe, Worte findet.