Prolog aus Drachenwandel

Cover Drachenwandel - Band 4 der Reihe "Das Drachenvolk von Leotrim" von C. M. Hafen

Leotrim ist ein Lebewesen. Keines, das atmet oder blutet. Aber es lebt, ich spüre das. Ich habe aufgeschrieben und aufgezeichnet, was ich gesehen und erlebt habe. Manches kann ich beweisen, vieles nicht, meine Erzählungen müssen ausreichen. Leotrim hat sich mir nie ganz offenbart, doch ein paar Geheimnisse konnte ich entschlüsseln. Mein Wunsch, alles festzuhalten, trieb mich um, ich kroch in jeden Winkel dieses lebendigen Ortes und lernte etwas, das ich nicht erwartet hatte: Loslassen.

Diese Geschichte ist unvollständig, wie es alle Geschichten sind. Wenn das Leben ein Baum ist, mit vielen Ästen und Verzweigungen, mit Sturmschäden, Grünastbrüchen und Mistelbefall, dann kann ich nicht jedem Austrieb folgen, nicht jedes Blatt betrachten. Nun bin ich alt, ich kann nicht einmal mehr in den Baum klettern, um mir einen Apfel zu pflücken. Ich sitze im Schatten und erinnere mich. Setz dich zu mir, ich erzähle dir eine Geschichte.

Das ist nicht das Ende, daher fange ich auch nicht am Anfang an, sondern springe mitten hinein. Ich war sieben Jahre alt, ich war 25 Jahre alt und dann viel älter. In meiner Erinnerung verschwimmen diese Dinge. Was zählt, ist dies: Ich war da. Ich war da, um davon zu berichten.

Ambro Gulur. Kartograf von Leotrim

  • Drachenwandel
  • Band 4 der Reihe „Das Drachenvolk von Leotrim“
  • C. M. Hafen
  • eBook, 342 Seiten
  • O’Connell Press, 2023

Für Nächte am offenen Fenster

Ich lese gerade Max Goldt.

  • Für Nächte am offenen Fenster
  • Die prachtvollsten Texte von 1987 bis 2020
  • Rowohlt Verlag

Ich habe mich neulich mit meinem Shorties-Kollegen Volker Schwarz über den Autor unterhalten, er schwärmte sofort von der urindurchtränkten Klofußumpuschelung und ich guckte verwirrt. Den Text bzw. den Begriff kannte ich nicht. Vor Jahren war ich mal in Rottweil, bei einer Lesung von Max Goldt und habe mir dort gleich zwei Bücher gekauft, signieren lassen und gelesen. Ganz begeistert. Doch dann lockten andere Bücher, neue Lesungen, wie das halt so geht. Ich bin da nicht dran geblieben… Nun hat Volki mir dieses Buch mitgebracht, ich habe die ersten 100 Seiten weggelesen und meine alte Begeisterung flammt gerade wieder auf. Der Mann hat einfach einen größeren Wortschatz als gewöhnliche Leute und bedient die Klaviatur der deutschen Sprache wie ein Meister. Dazu erfindet er noch dauernd Begrifflichkeiten, die gefehlt und dringend nötig waren. Es ist ein Fest. Ich nicke und kichere und denke dauernd: Ja, genau!

Aber mehr noch: Volker hat das Buch richtig beackert. Passagen angestrichen, Gedanken hinein geschrieben, ich weiß genau wo er lachen musste. Ich liebe sowas. Menschen, die sich nicht scheuen mit einem Buch zu arbeiten, es mehrfach lesen, Zettel hinein stecken, rein schreiben und dokumentieren was ihnen gefallen hat und warum. Ich finde es schade, dass ich dieses Exemplar zurück geben muss. Ich kauf das, ist ja klar, ich bin ganz begeistert, das muss später in meinem Regal stehen. Aber ohne Volkers Notizen ist es nicht das selbe. Jetzt muss ich das selber machen. Ts. 

Wie sehen deine Bücher aus? Wie neu? Oder geliebt?

Herbstlese

Herbstlese

Die Buchhandlung vor Ort ermöglicht es, Dinge zu finden, die man nicht gesucht hat, von denen man nicht wusste, dass man sie braucht oder will. Es bedeutet auch, überrascht zu werden, Neues zu entdecken, neugierig zu bleiben und mal unverbindlich seine Nase in Sachen zu stecken, die man sonst nur skeptisch beäugen würde. Und mit „man“ meine ich mich. Ich hab nämlich festgefahrene Gewohnheiten, ich gehe nicht gern abseits meiner gefestigten Pfade, und Neues, ach, das sollen mal andere. Ich weiß doch was ich mag.

Herbstlese, das bedeutet, dass Lena und Bianka und Ursula ihre Lektüre der letzten Wochen vorstellen, zehn Bücher insgesamt, und ich dann fünf davon auf meine Will-ich-haben-muss-ich-lesen-Liste setze. Bücher, die ich ohne diese Empfehlung vermutlich nicht in die Hand genommen hätte.

(Ich habe ja die Devise, dass ich alle Bücher, die ich geschenkt bekomme, auch lese. Einfach aus Respekt vor dem Schenker. Schließlich hat sich der- oder diejenige die Mühe gemacht ein Buch für mich auszusuchen, das vielleicht sogar einzupacken und dann zu mir zu tragen. Da kann ich das ja gefälligst lesen. Einmal war´s ein Buch über das Fliegenfischen, ich gebe zu, das war ein bisschen trocken, das war zäh und meine Dankbarkeit kennt seither Grenzen. Aber es geht ums Prinzip. Jedenfalls. Durch die Schenkerei habe ich schon manche Perle entdeckt, die mir sonst verborgen geblieben wäre. Und das ist sehr schön.)

Schön war´s und interessant und inspirierend. Ich hätte „Kummer aller Art“ beinahe noch mal gekauft, weil Lena das so herzlich empfohlen hat. Dabei hab ich das ja schon zwei Mal durch. 🙂