Wieder da!

Ostseedünen
Ostseedünen

Liebes Universum,

ich bin frisch erholt aus dem Urlaub zurück. An der Ostsee war es schön, wirklich schön. Die Fahrt war weit, aber hat sich vollumfänglich gelohnt. Mir war nicht klar wie groß meine Sehnsucht nach dem Meer war. Ich sollte viel öfters ans Meer fahren und einfach nur gucken.

Ich hatte Zeit zu lesen, auch das habe ich vergessen im Stress vor dem Urlaub; Wie viel Genuss mir das Lesen ist. Drei Bücher hatte ich dabei: „Margos Spuren“ von John Green, „Gretchen“ von Einzelkind und „Gehe hin, stelle einen Wächter“ von Harper Lee. Ich hatte keine Erwartungen an den Wächter, weil ich im Vorfeld keine Rezensionen gelesen habe, noch nicht mal den Klappentext. Ich wollte das Buch ganz unbefangen lesen, so wie ich damals mit dreizehn die Nachtigall las. Damals hat mir mein Vater das Buch in die Hand gedrückt, weil er genervt war von meiner Lektüre. Donald Duck und Liebesschnulzen aus der KuschelRock-Reihe. Ja, ich weiß, eine Interessante Mischung. Er meinte „Lies was richtiges!“. Und so las ich kurz hintereinander, „Wer die Nachtigall stört„, „Für´n Groschen Brause“ und das „Tagebuch der Anne Frank„. Danach habe ich keine Schnulzen und keine Comics mehr gelesen. Aber das ist eine andere Geschichte. Weil an Comics und Schnuzlen nichts falsches ist. Ich kenne niemanden, der comicbegeistert war und dann zu einem nicht-Leser geworden wäre. Wenn man lesebegeistert ist, schafft man zwar irgendwann den Absprung in die „richtige“ Literatur aber mir würde gefallen, wenn allgemein anerkannt würde, das sich diese Gattungen alle prima ergänzen.

Jedenfalls. Damals war ich beeindruckt von Scout und ihren Vater, und heute wieder. Ich finde, die beiden Bücher runden sich gegenseitig ab. Ich mag Harper Lees Schreibstil, wie detailliert sie beschreibt, ihre Figuren sind zum anfassen da, ihre Rückblenden geschmeidig, ich bin mitten drin in Maycomb. Damals wie heute. Ich habe irgendwo, ganz am Rande, quasi aus den Augenwinkeln mitbekommen, wie jemand schrieb, mit dieser Veröffentlichung vom Wächter, würde man die Nachtigall zerstören. Ich kann darüber nur den Kopf schütteln. Scout ist erwachsen geworden, aber nicht gezähmt. Im Gegenteil, sie ist wild und stur wie eh und je, und diesmal tritt sie für ihrer Überzeugungen ein, streitet um ihr Leben, strampelt und wehrt sich, und ich finde sie jetzt noch wunderbarer, noch runder. Jetzt hat die Geschichte einen richtigen Abschluss – ohne das mir klar war, dass ich diesen Abschluss benötige.

Ich werde den Wächter nochmal lesen, langsamer. Durch neue Bücher hetzte ich immer durch, weil ich wissen will, wie sie enden. Beim zweiten Lesen habe ich dann die Ruhe mir alles anzuschauen, die Details zu schätzen, zu genießen. Bis jetzt war „Wer die Nachtigall stört“ mein Lieblingsbuch. Seit meinem dreizehnten Lebensjahr. Nun ergänze ich das. Der Wächter gehört dazu.

So gestärkt aus dem Urlaub zurück beginne ich endlich, nach meinen Recherchen und nach dem Plotten, mit der eigentlichen Schreibarbeit an Band 2 meiner Saga: Das Drachenvolk von Leotrim. Der Arbeitstitel lautet „Drachenfeuer“. Ich hoffe, ich kann dir im März berichten, dass es auch der Titel zu meinem neuen Buch ist.

Das wird super.

~Caro

 

Marzipan-Kirsch-Fragen

2015-07-08 14.25.15

Liebes Universum,

beim Bäcker meines Vertrauens gibt es pervers gute Marzipan-Kirsch-Torte. Wenn es nach dem Schweinehund ginge, müsste ich gar keinen schlechten Tag haben, um mir dieses geile Zeug zu gönnen. Mach ich nämlich nur, als Trost, an unterirdisch blöden Tagen. Also selten. Und jedes Mal frage ich mich, warum noch niemand Marzipan-Kirsch-Kugeln erfunden hat. Die müssen ja nicht unbedingt nach mir benannt werden. Ich bin ja nicht so ein Mozart-Profilneurotiker. Die dürfen gerne „pervers-geile-Fettmacher“ heißen. Das wär´ ehrlich. Und jede Kugel wäre hübsch in Knisterfolie eingewickelt, damit das auspacken auch Spaß macht, das gehört dazu.

Also, ihr Zuckerbäcker, Konditöre und Patissiers,  legt mal los. Ich warte.

~Caro

 

 

 

Eindrücke aus Second Life

Liebes Universum,

ich habe meine erste virtuelle Lesung hinter mir. Mein Vater, der am Samstag anfing meinen Fantasy-Roman zu lesen, und sich mit seinen 73 Jahren ein bisschen schwer tut, sich mit Drachen in einer archaischen Welt zurecht zu finden, fragte, was denn Second Life sei und was man da macht. Ich habe es dann wie ein Computerspiel erklärt – eine Figur, die man selber gestaltet und durch eine virtuelle Welt steuert, mit dem Unterschied dass man auf niemanden ballert, sondern wie gestern sich hinsetzt und an einer Lesung teilnimmt. „Ah ja“, sagte er und meinte „Hä?“.

Ich saß also mit Kopfhörern in meinem Arbeitszimmer, die Schildkröten in ihrem Terrarium neben mir, dotzten mit dem Kopf an die Glasscheibe – das tun sie gern wenn ich rede. Wenn ich nur am Computer sitze und schreibe, liegen sie nebeneinander und glotzen mich an. Aber wenn ich telefoniere oder Besuch habe und es wird gesprochen, meinen sie wohl es ginge sie an, da wollen sie dann immer ausbrechen und partizipieren, was ich sehr süß finde. Gestern jedenfalls, waren sie hochengagiert und taten lautstark kund, dass sie auch da sind.

Es war eine doppelte Premiere für mich, meine erste virtuelle und meine erste Drachenbrüder-Lesung. Obendrein war ich auch noch die 100ste vortragende Autorin der Gruppe „Brennende Buchstaben“. Wow. Doppelt, was sag ich, dreifach toll. Ich ziehe meinen Hut vor den Organisatoren, tolle Leistung – so viel Engagement für die Literatur.

Ich habe zwei Kapitel aus meinem Roman gelesen, ca. 40 Minuten. Hinterher war ich völlig platt. So lange am Stück zu lesen bin ich nicht gewohnt. Bei den get shorties kommt es auch mal vor, dass ich an einem Abend drei oder sogar vier Kurzgeschichten lese – zum Beispiel bei der Kulturnacht in Böblingen, aber dazwischen hatte ich immer eine Pause.

Es ist merkwürdig am Schreibtisch zu sitzen mit Kopfhörern und nichts vom Publikum mitzukriegen. Ich hab irgendwas von „normalerweise sitze ich vor Menschen“ gesagt. Das ist natürlich quatsch. Ich saß gestern auch vor Menschen. Die waren real und haben mich genauso angeschaut wie bei einer „normalen“ Lesung. Nur habe ich sie nicht gesehen. Ich sah sie natürlich schon. Also ihre Avatare. Da war zum Bespiel einer (ich weiß nicht mehr ob es eine Frau oder ein Mann war) dessen Avatar in Flammen stand. In Flammen. Wie cool ist das? Ich sah also belustigt zu, wie da Männlein, Roboter und Feen (?) ankamen und sich setzten. Ein anderer hatte immer so eine Wolke vor dem Mund. Irgendwann patschte ich mir die Stirn ab; der raucht. Und das fand ich dann sehr komisch. Da gestaltet sich jemand eine Figur, mit Klamotten und Brille und allem drum und dran. Und sitzt zum Schluss da und raucht Pfeife. (Ich frage mich gerade ob man sich auch ein Haustier dazu gestalten kann. Ich wollte schon immer Mal einen Hund.)

Ich dachte ja, ich blick schon voll durch, kann sitzen und fliegen, und das mein Avatar ein Buch in der Hand hielt und tatsächlich las, beeindruckte mich schon fast nicht mehr, weil Hey, ich sitze in einem virtuellen Gebäude,mdas aussieht wie der Dresdner Zwinger, mit Kunst an den Wänden und seitlich über mir war noch so ein Urtier – ich hab nicht mal gefragt, was das ist, sah jedenfalls aus wie eine Mischung aus Rochen und Dinosaurier – da ist doch ein Buch pillepalle. Oder? 😉 Tja, und prompt habe ich mir, zur Erheiterung der Anwesenden, einen Würfel angezogen. Mein Avatar stecke dann da drin, dabei wollte ich nur wissen, was der Würfel für Infos beinhaltet. Sprichwörtlich: mich. Also war ich wieder geerdet, setze mich brav und machte keinen Unfug mehr. 🙂

Wenn sich die Leute zu Wort gemeldet haben, dann in einem kleinen Chat-Fenster, das ich nicht im Blick hatte, während ich aus meinem Buch las. Auf einer Bühne, mit Scheinwerferlicht ist es schnell warm, die Atmosphäre ist direkter, die Ablenkung auch. Ich höre und sehe die Leute, merke sofort, ob ein Scherz anklingt oder nicht – und mache dementsprechend Pause. Gestern habe ich wie mit Scheuklappen gelesen, ich war ganz bei mir, hatte so auch Zeit zu registrieren: Bin ich zu schnell? Betone ich anständig? Das war interessant und auch angenehm zu lesen, gleichzeitig unwirklich. Wenn dann jemand ins Chat-Fenster „Applaus“ schrieb, musste ich sehr grinsen. Was für eine Welt. Ich hätte gerne noch gefragt, wo denn die Zuhörer ihre Computer stehen haben – es werden ja, nicht wie sonst, wenn ich im Raum Stuttgart lese, alles Schwaben gewesen sein. 🙂 Ich mag die Vorstellung, dass da ganz unterschiedliche Leute, über Deutschland verteilt, einfach an einem Ort zusammen kommen und eine Erfahrung teilen. So gesehen, war es so intim, als hätte ich die Leute alle in mein Wohnzimmer eingeladen. Sehr cool.

Vielen dank dafür.

~Caro

Hier noch ein paar Links mit Bildern und Rückmeldungen der Zuhörer.

Kueperpunk2012

BukTomBlog

Hydorgol

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Wortwerkstatt #5

Liebes Universum,

du hast es bestimmt gemerkt, ich habe eine kleine Blogpause gemacht. Ich stecke mitten im Lektorat für meinen Debütroman, und komme kaum zu etwas anderem. Es hat mir auch keiner gesagt, dass ein Lektorat eine Lektion in Sachen Demut ist. Ich als Person bin letztendlich unwichtig, und mein Ego hat im Text nichts verloren. Meine Lektorin hat mich aber überall entdeckt und gewissenhaft heraus gelöscht. Das tut dem Text gut, das Ego erholt sich gerade.

Inzwischen habe ich auch eine Leseprobe online: hier entlang bitte.

In zwei Wochen ist es also soweit. 12 Jahre Arbeit – so lange schreibe ich schon auf dieses Ziel hin. Nicht auf diesen Roman explizit, in diversen Schubladen befinden sich Textfragmente, vermeintlich fertige Romanmanuskripte, viel angefangenes Zeug, wohlweislich abgebrochener Mist, viele Stunden und Übungen, viel Einsamkeit und Verzweiflung und aufgeben-wollen, sowie Tagebücher voller Gedanken, Eindrücke, Listen, weiter-wollen & Wünschen. Und nun das.

Die letzten Wochen wurde mir klar, dass ich die ganze Zeit nur auf den Weg geschaut habe – der soll ja bekanntlich das Ziel sein. Daher habe ich mit keinem Gedanken daran gedacht, wie es sein wird, wenn ich es geschafft habe, was das mit mir macht, das Erreichen. Ob es mich ändert, oder alles weiter geht wie bisher: Der Kampf, die Selbstzweifel, die vielen vollgeschriebenen Zettel die man weg schmeißt, weil der innere Zensor sagt: Nicht gut genug. Und was ist gut genug?

Ich werde es raus finden. Ich werde dir davon erzählen.

~Caro

Aus der Wortwerkstatt #1

Ich mag den Ausdruck „Schreiberling“ nicht, das klingt als wäre man sechs Jahre alt, und dabei mühsam mit einem Bleistift das Alphabet abzumalen. Irgendwo auf der Reise von Ich-möchte-ein-Buch-schreiben hin zu Ich-tue-es-tatsächlich, gab mir mal jemand den Rat, mich selber ernst zu nehmen, und seither wehre ich mich gegen den Ausdruck „Schreiberling“. Schreiben ist in erster Linie Handwerk. Und ein Handwerk kann man erlernen. Daher betrachte ich mich als Wortwerker, und ich mag das Wort, weil es schwer ist und ausdrückt, dass es Arbeit ist. Schreiben ist wunderbar, aber oft eben auch Kampf. Von den schönen Seiten, von der Arbeit, und den Siegen möchte ich dir erzählen.

Mein Schreibtisch ist meine Wortwerkstatt, und da passiert gerade eine Menge. Ich habe einen Vertrag unterschrieben, und eine Deadline. 31.Dezember 2014

Das ist das Ziel. Ich arbeite schon eine Weile an diesem Manuskript, es ist also nicht so, dass ich heute bei null anfange, und versuche in vier Monaten einen Roman fertig zu stellen. Nein. Einen Auszug aus meinem Leotrim-Universum findest du in der Anthologie „Exotische Welten“.

Der Kindshüter von Leotrim ist eine Kurzgeschichte aus diesem Universum, erschienen Anfang des Jahres, und bei Lovelybooks kann man einige Rückmeldungen dazu lesen. Jedenfalls. Der Kindshüter steht genau genommen ganz am Schluss einer langen Reihe von Ereignissen. Ich arbeite gern Rückwärts, vom Schluss zum Anfang. Wenn ich weiß, wie die Geschichte ausgehen soll, wenn das Ende fest steht, dann nimmt mir das viel Druck aus der Schreibarbeit. Es ist ja schön, wenn der Weg das Ziel ist – aber wenn man keine Ahnung hat, wie lang der Weg ist, noch wo es hin gehen soll, tappt man sinnfrei im Dunkeln. Das habe ich die vergangenen Wochen gemerkt. Das Ziel war vorgegeben, 120 Normseiten. Ich tappte 40 Seiten herum, nichts gefiel mir, die Perspektive passte nicht, und meine Protagonisten liefen durch mein Universum, und fragten mich: „Was soll denn das?“

Also habe ich neu angefangen. Ich hab das Exposé überarbeitet – die erste Fassung hatte mich nicht dahin geführt, wo ich hin wollte. Dann habe ich meine Figuren nochmal eingehend gefragt, wer mit wem welchen Konflikt hat und warum. Und das führte endlich da hin, wo es hin führen soll. Zum Höhepunkt der Geschichte, dem Climax Movement kurz vor dem Schluss.

Heute Nacht fiel mir dann die Auflösung des Höhepunkts ein, ich bin an diesem Punkt einer Geschichte, ob kurz oder lang, immer ganz glückselig. Das bedeutet nämlich, ich weiß genau was passiert, und muss die Puzzleteile für den Leser nur noch spannend zusammensetzen. Yay.

 

Stay tuned!

Der Kindshüter von Leotrim

bearbeitet2Liebes Universum,

ich möchte dir ein wenig von Leotrim erzählen. Es ist schon wieder ein Weilchen her, da habe ich an einer Ausschreibung teilgenommen, es ging um Fantasy und Sci-Fi und andere Welten. Damals schrieb ich meine erste Fantasy-Geschichte überhaupt; Abbild. [Link]

Es war aufregend und neu, dieses Genre, die Möglichkeiten, das Sprengen der gegebenen Grenzen der Realität. Ich fuhr nach Dortmund uns las dort auf der Dort-Con [Link] und mir gefiel mein Ausflug auf vielerlei Weise.

Ich habe viel Fantasy und Co. gelesen und gesehen, aber mich bis dato nicht heran getraut. Als wär es anmaßend nach „Herr der Ringe“, „Hobbit“, „Narnia“ und „Eragon“ selber so etwas zu versuchen. Vielleicht ist es das tatsächlich. Ich bin zum Glück mit einem gesunden Maß Arroganz gesegnet. 🙂

Derzeit lese & sehe ich, wie alle anderen auch, „Game of Thrones“ mit Spannung, großen Erwartungen und Entsetzen. Wieder einmal stellt sich bei mir aber eine Unzufriedenheit ein, nicht weil ich meine es genauso gut oder sogar besser zu können. Im Gegenteil. Wieder und wieder wächst in mir die Idee selbst eine Fantasy-Geschichte zu schreiben – eine, die gerade NICHT so ist wie all das bisher Gelesene.

Ich nahm wieder an einer Ausschreibung teil, diesmal zum Thema „Exotische Welten“ und ich schrieb die Geschichte „Der Kindshüter von Leotrim“.  Die Story schaffte es in die Anthogie [Link] und wurde veröffentlicht. Plötzlich fand ich mich bei Lovelybooks wieder, einer Plattform die bisher fröhlich existierte, ohne von mir wahr genommen zu werden. Ich meldete mich an um bei der Leserunde [Link] teilzunehmen. Das war aus mehreren Gründen spannend. Ich hatte keinen blassen Schimmer was meine Kollegen zu dem Thema verfasst hatten, noch wie eine Leserunde funktioniert und was mich da erwartet. Ich war ehrlich überrascht welche Formen und Spielarten die Anthologie bietet, und das sage ich jetzt nicht, weil ich selber drin bin und hier werben will, sondern weil ich mit ehrlicher Neugier an das Buch heran gegangen bin um zu sehen, was man alles machen kann in diesen Genren und Sub-Genren. Und dann kamen die Leser, die sich bemühten ihre Ansichten zu formulieren, einige sogar zu jeder einzelnen Geschichte. Und wir reden hier von 25 Texten! Welche Arbeit, welch Liebe zum geschriebenen Wort. Wahnsinn. Ich faule Sau habe es mir einfach gemacht, beobachtet und nur die Perlen kommentiert, die Texte die mich persönlich ansprachen und für mich heraus stachen. Ich habe also Lovelybooks entdeckt und mich gefreut über die Resonanz. Nicht zuletzt zu meiner Geschichte und dem Wunsch einen Roman aus dieser Leotrim- Welt zu machen.

Das ist mein Ziel. Seit Wochen und Monaten sammle und sortiere ich meine Ideen, setzte mich damit auseinander, was und wie ich erzählen will; Eine Heldenreise? Eine Drachen-Geschichte? Ein Game of Thrones Gemetzel?

Im Prinzip nichts davon. Ich kann das Rad nicht neu erfinden, aber ich kann mein eigenes Universum erschaffen, mit meinen Regeln, ich kann die Geschichte schreiben, die ich selber lesen möchte. Die Erkenntnis ist nicht neu, und um es mit den Worten von Yoda zu sagen;

Do or do not. There is no try.

 

I do.

~Caro

Freitagsfoto; Nähversuche

BlumenstoffLiebes Universum,

ich nenne die ganze Aktion: Die Entdeckung der Weiblichkeit.

Wobei mir nicht ganz klar ist, ob ich die überhaupt entdecke, oder ganz was anderes. Ich war nie eins der Mädchen, das mit Puppen spielt und zum Ballettunterricht geht. Meine Mutter hätte das wohl gern gehabt, stattdessen rannte ich in verschlissenen Jeans herum, hatte aufgeschürfte Knie und war verdammt gut im Tor.

Wenn ich zurück denke, legt sich ein Schleier über das was wirklich gewesen ist und macht es romantischer, wilder als es tatsächlich war. Kind sein, frei sein, auf die Hausaufgaben pfeifen und ganze Nachmittage auf der Wiese hinter dem Haus verbringen, im hohen Gras rennen, die Blüten und Gräser und Bienen gegen die nackte Haut dotzen lassen und sich nicht drum kümmern, Grashüpfer einfangen und Mutti mit einer Blindschleiche aus Gummi erschrecken. Was haben wir gelacht.

Und jetzt? Jetzt schreibe ich über romantisch-wilde Nachmittage, statt über die Wiese hinter meinem Haus zu rennen, Grashüpfer zu fangen, und Nachbarn zu erschrecken. Meine Schildkröten lümmeln müde in der Sonne, und ich beneide sie, während ich in einer Sporthose stecke, Kaffee schlürfe und Sklave bin, meiner eigenen Zeit, und dem was ich damit anfangen will. Man muss so viel. Die Arbeit, und langweilige Veranstaltungen, einkaufen und bügeln, und vernünftig sein. Irgendwo dazwischen noch ein paar Zeilen schreiben über Dinge, die man erlebt hat, Dinge die man gern erleben würde, und wieder andere Dinge, die man erzählen muss, weit entfernt von Lügen und der Realität. Mein Schlupfloch. Es ist wie ein Griff im Nacken, eine starke Hand, die mich an den Schreibtisch zerrt oder von mir verlangt, sofort und gleich, das Notizbuch voll zu schreiben, in meiner unleserlichen Handschrift. Um dann zufrieden zu sein, für eine kleine Weile. Bis die Hand wieder zupackt.

Es war im letzten Jahr, da frug eine gute Freundin: Willst du vorbei kommen? Nähen?

Und ich dachte: Nähen?

In der Schule hatte ich Nähunterricht. Ich habe gelernt, die Maschine zu bedienen, musste als Projekt eine Decke fertigen, weil ich mich geweigert habe, damals mit 15 einen niedlichen Bären zu machen. Was soll ich mit einem Bären? Heute, wenn ich einen gemacht hätte, und drauf zurück blicken könnte, fänd ich es irgendwie nett. So wie Katzen-Content. Awww.

Ich habe eine Decke genäht, und nicht besonders gut. Der Stoff war störrisch, die Nähte hielten nicht, warm war das Ding auch nicht. Hübsch anzusehen? Vielleicht, von einer Seite. Die andere? Reden wir nicht davon.

Ich war dankbar für die Einladung, es war Sonntagnachmittag, es hat geregnet und meine aktuelle Lektüre war langweilig. Also fuhr ich zu ihr. Ich habe ein T-Shirt genäht. Ohne den strengen Blick meiner Lehrerin von damals. Der Stoff war nicht störrisch, die Nähte halten noch immer – es ist schick und das Gefühl „Das habe ich gemacht“ sehr schön. Es folgten weitere. Inzwischen habe ich, aus dem obrigen Blumenstoff ein Kleid genäht. Ich habe den Stoff ausgesucht. Er kommt meiner Blumenwiese von damals wohl am nächsten und ist das weiblichste, das schönste Stück, das ich je besessen habe. Ich habe den Schnitt ausgesucht, die Arbeit gemacht.

Zum ersten Mal, seit langer Zeit, erfahre ich diesen Flow ausserhalb des Schreibens; zufrieden zu sein, konzentriert und ruhig zu sein, ohne die Überschrift „Du musst“. Ich könnte das Kleid anziehen, ein Foto machen, und es teilen, in der Hoffnung, dass jemand sagt; Hui, toll. Aber das werde ich nicht tun. Nicht, weil es zu persönlich wäre, sondern weil es dieses Mal einfach Meins ist. Manche Dinge müssen nicht von anderen für gut befunden werden. Manchmal weiß man es einfach und das ist dann gut genug.

 

~Caro

 

Lebenszeichen

Liebes Universum,

ich habe dir lange nicht geschrieben, mea culpa. Ich hatte gute Gründe, war dauernd unterwegs und ein Tag hat einfach nicht genug Stunden, IMAO. Ich habe mir die Show „Amazing Shadows“ angesehen und mich die halbe Zeit – sehr beeindruckt – gefragt, wie die das, verflixt noch eins, anstellen. Die acht Tänzer waren wirklich amazing.

In derselben Woche habe mich mir dann noch Senay Duzcu auf der Bühne angeschaut und mir die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede zwischen Deutschen und Türken erklären lassen. Ich kann ihren Namen nicht aussprechen (und damit bin ich wohl nicht alleine), aber immerhin kann ich jetzt meine Mitmenschen mit Merhabalar begrüßen. Glaube ich zumindest. J Werde es beim Obsthändler meines Vertrauens antesten. Jedenfalls. Ist dir klar, dass es im Comedybereich nur wenig lustige Frauen gibt? Bitte, jetzt soll keiner aus dem hinterletzten Eck rufen: Cindy aus Mahrzahn. Es hat wenige Frauen auf Kabarettbühnen, und nicht alle sind komisch. Senay kann ich herzlich empfehlen, das war ein kurzweiliger, schöner Abend mit einigen unerwarteten Pointen.

Kipplings Ripple

Danach war ich bei der Buchpräsentation von „Kipplings Ripple“ in Tübingen. Mein lieber Kollege Wolfgang Kirschner hat in der Buchhandlung Osiander sein neuestes Buch vorgestellt und eingewickelt in eine Decke und behutet mit einer Polizeimütze über eine Stunde aus dem Werk vorgelesen. Ich hab das Buch natürlich gleich käuflich erworben und verrate dir nicht, was es mit dem Titel auf sich hat. Ich weiß nämlich voll Bescheid. Haha. Nur so viel, es hat für alles eine vernünftige Erklärung. Sobald ich das Buch gelesen habe, werde ich dir darüber berichten.

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Irgendwo dazwischen, teils in der Mittagspause, teils in den Abendstunden habe ich mich noch um das Lektorat einer Geschichte gekümmert. „Der Kindshüter von Leotrim“. Mit dieser Geschichte habe ich es nämlich in die Anthologie „Exotische Welten“ geschafft, die ab Ostern als eBook erhältlich sein wird. Auf das gute Stück bin ich ziemlich stolz. Ich lese sehr gerne Fantasy, aber auch Märchen, eben alles um Drachen und Ritter und spannende Geschichten in anderen Welten. Schreibend bin ich in dem Genre aber noch nicht sehr lange unterwegs. Meine Erste Geschichte hieß „Abbild“ und wurde auch in einer O´Connell-Anthologie abgedruckt; Avatare, Roboter und andere Stellvertreter.

Damals habe ich Blut geleckt, sozusagen. Dieses Mal habe ich mich also an Drachen versucht, statt an Stellvertretern und mag meinen Kindshüter sehr, sehr gerne. Ich hoffe, die Leser sehen das auch so, ich bin dementsprechend aufgeregt.

Und weil das alles noch nicht reicht, habe ich noch ein Auto gekauft (großer Haul) und ein neues Hörbuch von dem schrecklichen Mr. Gum (kleiner Haul), aber davon werde ich dir separat berichten.

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Tja, und dann habe ich noch drei get shorties Lesungen gemacht, mit meinen geschätzten Kollegen Ingo, Nick, Markus, Ralf, Jole, Rainer und Volker. Ich glaube, im Grunde bin ich ein schüchterner Schreiberling, viel lieber einsam mit meinen Buchstaben, denn auf Bühnen umgeben von Menschen. Die meisten merken das auch, nicht nur deshalb, weil ich nervös, in einer Minute dreißig, durch einen Text hetze. Ich weiß nicht genau was passiert ist, ist es Routine? Die Erkenntnis, dass das Lesen auf einer Bühne verdammt viel Spaß macht? Dass es noch was anderes gibt, denn Selbstzweifel? Als Schreiberling ist man ja immer mit der Frage konfrontiert: Was will ich eigentlich erzählen? Und wenn man das weiß, fragt man sich, ob man das gut erzählt. Wenn man auf einer Lesebühne sitzt, kommt noch hinzu: Ist das auch witzig?

Und wenn man dann, ganz am Schluss, auf alles eine Antwort gefunden hat, und zufrieden ist, dann fühlt sich das für einen Moment wie eine warme Mütze an. Das ist super. Ich hatte das, dieses Wochenende.

Yeah!

~Caro

Nachlese: Blaues Haus

Liebes Universum,

Samstag hatte ich ein volles Programm, obwohl kränklich mit dem Bedürfnis mich auf dem Sofa zu verkriechen und auszukurieren. Aber; Wat mutt, dat mutt. Mein monatliches Schreibtreff stand an und eine get shorties Lesung in Böblingen. Und dabei habe ich nicht mal meine Hausaufgaben gemacht. Fast wie früher…

Meine Damen waren fleißiger als ich. (Ich bin nie um eine Ausrede verlegen, ich muss mich ja noch um meinen Text für die Ausschreibung „Exotische Welten“ kümmern und es gilt Prioritäten zu setzen. Jaja.)

Wir hatten vier Themen zur Auswahl, unter anderem deshalb, weil wir im letzten Monat unsere Schreibaufgaben nicht ausgereizt hatten. Es gab mehr Texte zu besprechen, denn zu schreiben. Ich entschied mich diesmal für eine „Schreibreise“ und das Thema „Eine Treppe führt immer nach oben„. Es gibt zu beiden Themen einen Textentwurf von mir, sobald mir eine hübsche Pointe eingefallen ist, werde ich die Texte hier noch einstellen. (Wer sich derweil davon angesprochen fühlt, darf sich gerne an der Schreibübung versuchen.)

Nach dem Wichteln (ich bekam einen wunderschönen Anhänger, der aus den Seiten eines alten Buches gefertigt wurde) fuhr ich weiter nach Böblingen. Das Blaue Haus ist gut versteckt, ich wurde dennoch fündig und war ganz überrascht. Wenn man als Nichtortskundiger im Dunkeln durch Böblingen tappt und irgendwo durch ein Mausloch muss um dann in einem Hinterhof zu stehen, dann erwartet man nicht so eine gemütlich Lounge. Der Abend war rundum gelungen und ich dankbar, dabei sein zu können und obendrein froh mich gegen das Sofa entschieden zu haben.

Die Band Fields of lentils unterstütze uns, wie es bei uns üblich ist, zwischen den Kurzgeschichten mit ihren Songs. Ich habe die Jungs schon mal im Sudhaus in Tübingen spielen hören, vor zwei Jahren vielleicht, und fand sie da schon extrem gut, diesmal habe ich mir die CD gekauft, weil ich so begeistert war.

Ingo, Volker und ich waren krankheitsbedingt in kleiner Runde da, aber das hat überhaupt nichts gemacht – das Publikum hat sich über die kleine, aber feine Leserunde jedenfalls nicht beschwert. 🙂

Obendrein habe ich für Weihnachten vorgesorgt, ein Buch für mich, eins für die beste Freundin.

Minne von Nicolai Köppel. Dazu gibt es demnächst dann auch eine Buchempfehlung von mir. 🙂

Dieses Jahr rast seinem Wechsel entgegen, was für mich immer einen Blick nach vorn und einen zurück bereit hält. Ein sehr anstrengendes Jahr liegt hinter mir. Aber auch viele Lichtblicke, Lesungen, Seminare, neue Leute, alte Freunde und die Metamorphose wenn aus neuen Leuten alte Freunde werden. Ganz wunderbar. Ich mache es jetzt wie in dem Film:

Happy.

Thanky you.

Please more.

~Caro

London, Helene und ich

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Liebes Universum,

Ich habe erneut die Helene Hanff Reise angetreten. Aus heiterem Himmel kam esüber mich – liegt es an dem guten Wetter oder meinem Urlaub? Keine Ahnung. Du weißt ja, mit siebzehn habe ich mich verliebt. Die Art Liebe, die einen erwischt und ein Leben lang nicht mehr los lässt.

London.

Die Schulabschlussfahrt der 10. Klasse führte mich eine Woche in die tollste Stadt, die ich je gesehen habe. Und meine Eltern sind reisefreudige Menschen, bis dato hatte ich schon einiges gesehen. Es ist schwierig für mich, das in Worte zu fassen. Kennst du das Gefühl zuhause anzukommen? Dich sofort auszukennen, auszuruhen und bleiben zu wollen?

Ich mein, du bist wahrscheinlich überall und nirgends zuhause. Was weiß ich, wo du steckst. Bist du überall? Oder ist das wie bei mir; Der Nabel ist die Mitte, und mein linker, kleiner Zeh ist nicht so wichtig wie, beispielsweise, mein Magen. Mein Magen meldet sich immer. Wenn neue Dinge anstehen. Wenn ich verreisen muss, eine Prüfung, eine Lesung, Streit, Freude, Liebe. Alles muss erst mal durch diesen Filter und für gut befunden werden. Meinem Zeh ist das alles ziemlich wurscht. Hast du einen Magen? Kennst du Aufregung? Oder ist der linke, kleine Zeh überall und gleichwertig?

Ich war aufgeregt wegen der Reise. Nervös. Mein Magen sagte; Wärst du doch zuhause geblieben. Ich bin ein Stubenhocker. Mein Magen erinnert mich auch immer daran. Als ich das Haus meiner Unterkunft-Familie betrat, habe ich als erstes gekotzt. Meine ganze Aufregung, die Nervosität, die Überfahrt mit der Fähre, die Busfahrt, alles musste raus. Dann schlief ich. Eineinhalb Tage lang. Der nächste Tag war dann eine Überraschung. Keine Aufregung mehr. Keine Nervosität. Ich machte mir keine Gedanken darüber, wie komme ich an den Treffpunkt, wie wieder zurück zur Pflege-Familie. U-Bahn, Bus, zu Fuß. Es war mir egal. Ich hab kaum einen Blick in meinen Plan geworfen. Ich wusste, wo ich hin muss, wo ich sein soll, wie viel Zeit ich brauche.

Ich hab das Schulprogramm mitgemacht, Museen und Musical, Touren zu Fuß, auch die Bootsfahrt. Ich hatte meine Kamera dabei und war glücklich, egal was wir tun sollten. Und die Freizeit ist wie immer das Beste. Ich mochte das Essen und die Leute, sogar das Wetter. Es war perfekt. Zum ersten Mal wollte ich nicht nach Hause.

Ich stand eine Woche später wieder auf der Fähre und sah wie die Küste von mir abrückte, und ich war traurig und sicher: Ich komme wieder. Mit mehr Zeit. Ich sehe mir mehr an, lerne mehr Leute kennen, genieße das Gefühl, dass mir die Stadt gibt.

Und dann habe ich Helene Hanff entdeckt. Erst den Film „Zwischen den Zeilen“ mit Anthony Hopkins und Anne Bancroft. Es war ein Sonntagabend. Am nächsten Tag, nach einer ausgiebigen Internetsuche, kaufte ich „84, Charing Cross Road“ und las es in einem Rutsch. Und dann kaufte ich „Die Herzogin der Bloomsbury Street“ und dann „Briefe aus New York„.

Im Herzen muss sie Britin gewesen sein, anders lässt sich ihr wunderbarer Humor nicht erklären. Ich kam wieder nach London, diesmal mit meiner neuen Freundin im Gepäck. Es war ganz wunderbar, jemanden zu treffen, wenn auch nur auf Papier, die meine Leidenschaft, meinen Humor und meine Sicht der Dinge teilt. Ich war bei einem neuerlichen Besuch meiner Heimat in der Charing Cross Road 86 und habe mir dort mein Buch nochmals gekauft, auf Englisch. Und dann bin ich mit Helene durch die Stadt gestreift. Ich war mit ihr im Globe Theatre und im Regent’s Park. Ich war in der St. Pauls Kathedrale und habe mit ihr John Donne gesucht, der dort als weiße Marmorstatue steht. Sie lächelte und ich sah mich um und es war ein guter Moment, und da fasste ich ihn kurz an, obwohl man das nicht darf, und es war mir egal, und dann sind wir kichernd weiter gegangen, auf der Suche nach weiteren großen Schriftstellern.

Gestern überkam es mich also wieder. Meine Freundin hat aus dem Regal heraus gekichert und ich hab sie gehört und meine Bücher zur Hand genommen und zu lesen angefangen. Ich bin wieder auf einer Helene Hanff Reise. Ich war in der Charing Cross Road, und nun mache ich Bloomsbury unsicher. Ich glaube, ich sollte auch geschwind einen Flug buchen und nach Hause fahren.

Auf einen Besuch. Kommst du mit?

Deine Caro

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