
Ich bin schon wieder spät dran, der März ist fast um und ich komme hier noch mit meinem Lese-Monat Februar angelatscht. Interessiert es dich noch? Ich hoffe doch. Jedenfalls. Dieses Jahr, samt Pandemie und Gesamtsituation ist eine Zeit der Extreme. Aktuell arbeite ich viel, aus Gründen, und die Zeit rast dahin. Ich mit ihr, in meinem Hamsterrad. Ich komme überall zu spät, nicht nur in meinem eigenen Blog. Also, hier ist meine Februar-Lektüre.
Stephen King – Band 3 / Verrat (Graphic Novel) ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Stephen King – Band 4 / Der Untergang Gileads (Graphic Novel) ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Die Graphic Novels begeistern mich sehr, überhaupt bin ich im King-Fieber. Man kriegt noch mal einen ganz anderen Einblick in das Turm-Universum. Ich kann das nicht spoilerfrei erklären, weiß aber jetzt, warum das Horn des Arthur Eld so wichtig war. Vermutlich wusste ich das früher schon, als ich die Romane gelesen habe, allerdings ist diese Info irgendwo auf dem Weg hier her verschütt gegangen und jetzt weiß ich es wieder, und das freut mich. Aktuell höre ich noch „Es“, das Buch ist umfangreich, gefühlt lausche ich schon vier Wochen, und es dauert wohl nochmal so lange, bis ich das Abenteuer bestanden habe. Ich finde es großartig wie Stephen King die Geschichte aufbaut und aufdröselt, schließlich sind es sieben Hauptfiguren, und eine Ansicht nach der anderen bzw. ein Ereignis baut auf das andere auf, es ist ganz logisch und schlüßig und spannend und detailreich. Da ist nichts unnötig, nichts zu viel, eins führt zum anderen, wie ein rauschender Fluß.
Jenny Colgan – Die kleine Sommerküche am Meer ⭐️⭐️⭐️⭐️
Ich kenne Jenny Colgan als Kinderbuch-Autorin, ich liebe ihre „Polly and the Puffin“ Reihe sehr. Ganz wunderbare Geschichten für Kleine und Große; die vier Bücher kann ich herzlich empfehlen.
Jenny Colgan schreibt offensichtlich in mehreren Genre, warum auch nicht? Ich weiß nicht, warum man AutorInnen da so festnagelt, nach dem Motto, wenn du spannend Leute abmurksen kannst, dann kannst du keinen Humor haben oder wenn du für Kinder schreibst, sind deine Themen zu banal für richtige LeserInnen. Alles Blödsinn, IMAO. Wenn jemand richtig gut Pizza bäckt, trau ich demjenigen auch einen lecker Nachtisch zu. Jedenfalls.
Ich bin regelrecht durch das Buch geflogen, fand die Figuren und den Schauplatz toll, ich musste auch ein paar Mal herzlich lachen, weil das Ganze noch mit einer Prise schwarzem Humor gewürzt war, und damit kriegt man mich eben. Schön und lustig. Dieses Buch lag nun schon ewig auf meinem SUB und hat mich im Februar besonders angelacht. Aus Gründen. Verreisen, zumindest auf Papier, geht ja immer.
Pilcher – Stürmische Begegung ⭐️⭐️⭐️
Auf meinem SUB lag auch ein Pilcher-Roman, den ich gleich nach dem Colgan-Buch zur Hand genommen habe. Wenn schon Liebesschwüre und Kitsch, dann gleich richtig, oder? Ich habe zwei Liebesgeschichten geschrieben (London und Nina) und hatte einen ganz pragmatischen Gedanken: Wenn man in diesem Genre schreibt, sollte man wissen, was die anderen machen. Und Rosamunde Pilcher ist so ein Name, an dem kommt man nicht vorbei. Bei Liebe und co. denkt man unweigerlich an Pilcher. Ob man die Bücher nun gelesen hat, oder die Filme lieber mag. Sie ist wohl die Mutter aller… ja, was eigentlich? Ich habe Cornwall und Kitsch und ein Happy End erwartet. Jetzt ist dieser Roman aber kaum eine Liebesgeschichte. Bis zwanzig Seiten vor Schluß wartete ich darauf, dass da noch was kommt. Sie und er und das „glücklich bis an ihr Lebensende“. Das Buch ist solide geschrieben, aber mir fehlt so manches. Die Figuren blieben blaß, ich bin nicht so wirklich abgetaucht. Es trifft nicht ganz meinen Geschmack, aber das ist ja nur Meinung, kein Qualitätsmerkmal. Aber wenn mich eine*r nach Liebesglück in Buchstabenform fragen würde, dann würde meine Empfehlung einen anderen Namen tragen.
Frank Berzbach – Die Schönheit der Begegnung Seite – abgebrochen
Ich kenne Frank Berzbach sonst nur als Sachbuchautor und kann, als Beispiel „Die Kunst ein kreatives Leben zu führen“ herzlich empfehlen. Ich störe mich nicht an Leuten, die in verschiedenen Genre schreiben. Dachte ich zumindest. Das Buch lag jetzt ewig auf meinem SUB, und nun schnappte ich es mir und legte los. Im Untertitel heißt es „32 Variationen über die Liebe“. Schön und gut, dachte ich, klingt ja nett. Liebe – nach Colgan und Pilcher; da steck´ ich thematisch ja grad voll drin.
Bei der vierten Variation war ich genervt. Da entwickelt sich nichts. Mir war nicht explizit klar, dass ich eine Entwicklung brauche. Aber mit jedem Kapitel zurück an den Anfang zu müssen ist wie Mensch-ärgere-dich-nicht spielen. Ich gehöre normalerweise nicht zu den Menschen, die Brett und Figuren durch die Gegend werfen. Aber ich bin auch noch nie so oft raus geworfen worden. Während des Lesens wurde ich zornig, dann hab ich das Buch abgebrochen und in eine Ecke gepfeffert. Das geschieht selten.
Es geht inhaltlich darum, dass er eine Frau kennen gelernt hat und erzählen will, wie sie sich begegnet sind. Und diese Story gibt´s dann in verschiedenen Variationen. Wäre ja eine hübsche Idee, eigentlich. Sie lernen sich kennen, steigen nach 5 Minuten miteinander ins Bett (was in meinen Augen sexuelle Anziehungskraft ist und noch keine Liebe, aber sei´s drum) und verkaufen mir dieses Verhalten dann also großes Liebes-Glück. Kann er ja meinen. Dann kommt eine Variation, sie sind beide für eine Woche in einem Religions-Seminar, irgendwas Katholisches. Statt hübsch keusch zu sein und zu beten, ficken sie. Auch das wäre für mich völlig okay. Aber dann werden Wörter wie Schwanz und Arsch schamhaft mit **** ausgeblendet. Ich verstehe sowas nicht. Was denken sich Verlag und Autor dabei?
Wenn du Schwanz meinst, dann schreib das doch hin. Und wenn du dich für das Wort schämst, dann verwende was anderes. Ich habe also beim Lesen das Gefühl, dass der Autor beim Schreiben rote Ohren gekriegt hat, weil er im nächsten Satz schon wieder alles relativiert im Sinne: Alles ausgedacht. Ich bin so ein cleveres Kerlchen und ach so einfallsreich.
Echt jetzt? Dann spar dir das doch.
Jede Variation endet damit: So begann es mit uns. Genau so. Nur diese eine, die ist ausgedacht, is klar, ne?
Also wenn man ein Buch in der Ich-Form schreibt, muss man dem Leser auch zutrauen, dass er das einordnen kann, also ob das biografisch ist oder nicht. Mir persönlich ist der Wahrheitsgehalt völlig schnuppe. Darüber denke ich nicht nach. Aber wenn der Autor hergeht und wie ein schlechter Taschenspieler alle seine Tricks verrät, sich sogar outet: Ich lüge dich an! Dann falle ich komplett aus dem Buch raus.
In jedem Kapitel freuen sie sich, dass der jeweils andere das richtige Shirt anhat und den richtigen Musik-Geschmack. Das sie Christen sind, keine Drogen nehmen, und bumsen können bis zur Erschöpfung. Das muss ich nicht 32 Mal lesen. Wirklich nicht.