Was wäre dein größter Wunsch an Weihnachten?
Grundsätzlich wünsche ich uns allen etwas mehr Mut und Mitgefühl.
An Weihnachten Geld zu spenden und Menschen zu helfen, denen es nicht so gut geht wie einem selbst, ist im Dezember sehr einfach. Im März oder im August ist das aber genauso nötig. Und da muss ich mir an die eigene Nase fassen… ich vergesse das auch gern im Laufe des Jahres. Es würde schon viel ausmachen, in der eigenen Nachbarschaft anzufangen.
Letztes Jahr erzählte mir ein Mann, wir kennen uns, sind jetzt aber nicht dick befreundet, dass er am Weihnachtsabend joggen geht. Er sagte es lächelnd, so als wäre das eine normale Beschäftigung am 24. Dezember. Ich habe das so verstanden: Er hat niemanden. Keine Eltern, keine Geschwister, keine Partnerin, keine Kinder. Er hat ein Dach über dem Kopf, genügend zu Essen, ein schickes Auto. All die Dinge, die in unserer Konsum-Gesellschaft wichtig sind. Aber am Heiligabend geht er joggen. Die Hauptstraße entlang. Ich habe ihn gefragt, ob er bei uns mit essen will. Das ist für mich der „Geist der Weihnacht“ – Selbstverständlich einen Teller hin zu stellen und zu sagen „Iss mit uns“. Er sagte Nein, er wolle joggen gehen. Er klang nicht mal trotzig dabei. Und ich habe das akzeptiert.
Ich werde dieses Jahr wieder fragen. Vermutlich wird er Nein sagen, aber ich will gefragt haben. Vielleicht überrascht er mich ja. Das passiert manchmal an Weihnachten.(Nachtrag: Vermutlich wird auch diese Szene, 2020, anders verlaufen. Manches, das letztes Jahr noch selbstverständlich war, gilt jetzt nicht mehr. Daher wünsche ich mir, für uns alle, dass wir endlich diese Pandemie überstehen und hinterher noch in der Lage sind, zivilisiert und liebevoll miteinander umzugehen.)
(Auszug aus der Weihnachtsaktion von DiaBooks78, 2019)