VON CAROLIN HAFEN
Henri ist fünf. Er hat ein Kuscheltier. Eine niedliche Eule.
„Wie heißt denn deine Eule?“, frage ich, wie Erwachsene eben Kinder ausfragen.
Henri schaut mir ernst in die Augen, dann seiner Eule, die er mit beiden Händen fest hält. Er sagt leise: „Huhu.“
„Wie bitte?“, frage ich, weil ich Bobo verstanden habe. Der Siebenschläfer aus dem Kinderbuch wandert noch durch mein altes Hirn.
Henri flüstert seiner Eule ins spitze Ohr: „Sie hört schlecht.“
„Ich höre sehr gut!“, behaupte ich.
„DAS WAR EIN PRIVATES GESPRÄCH!“, brüllt Henri und drückt Huhu an seinen Bauch.
Augenblicklich ist das Bedürfnis geweckt, von Henri gemocht zu werden, auch wenn es keinen verwandtschaftlichen Grund dafür gibt. Und ich will von der Stoffeule gemocht werden, auch wenn es dafür keinen rationalen Grund gibt. So behauptete ich kurzerhand: „Ich kann eulisch sprechen!“
„Kannst du nicht“, sagt er, drückt Huhu aber etwas weniger fest an seinen Bauch.
„Doch. Whoot whoot whoot.“
„Was hast du gesagt?“
„Das war ein privates Gespräch!“