#tbt – Morgens, halb acht

VON CAROLIN HAFEN

Er hatte lange Haare, trug eine Retro-Sonnenbrille und ne braune Lederjacke. Man würde ein Motorrad erwarten bei dem Aufzug. Aber er fuhr Fahrrad, einen rostigen Drei-Gänge-Geppel.

Ihr gefiel seine improvisierte Lebensart, zusammengetragen aus weggeworfenen Gegenständen anderer Leute. Seine Küche, aus mindestens vier verschiedenen Einbauten unterschiedlicher Farbe, stammte vom Sperrmüll. Die Regale hatte er sich zusammengestohlen aus der Verschnitt-Kiste im Baumarkt, die Ziegelsteine von verschiedenen Baustellen. Bücher und Schallplatten stapelten sich bis unter die Decke. Das Sofa war ein Ausstellungsstück von einem Abholmarkt, es hatte abends vor der Tür gestanden. Ein Bettgestell besaß er nicht, der Lattenrost lag auf dem Boden. Die Matratze, noch aus Kindertagen, war zu kurz für ihn, seine Füße ragten darüber hinaus.

Er besaß kein Handy und hatte keinen Facebook-Account. Sie hatte ihn gegoogelt. Er war in der digitalen Welt nicht existent.

„Spring auf“, sagte er, „ich fahr dich heim.“

 

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