
Langsam aber sicher tauche ich wieder auf. Messetage verschlucken einen Buchmenschen komplett, wie ein großer Wal – man fühlt sich auch ganz verdaut, wenn man endlich nach Hause fährt. Vor der Messe war meine Aufregung groß, ich freute mich wie Bolle auf den gemeinsamen Tag mit Lotte Römer, ich stöberte tagelang durch die Buchmesse-App um mir einen Plan zu machen, wen und was ich alles sehen wollte. Lotte machte es ebenso, dauernd schickten wir uns Nachrichten; Das noch. Und das auch!
Ein Tag schien zu kurz (objektiv betrachtet ist ein Tag auch zu kurz) um alles zu machen, was dann auf dem Plan stand. Hinterher, am Abend krabbelte ich auf allen Vieren auf mein Bett zu, ich hatte keine Worte mehr übrig (davon ausgehend, das eine Frau ca. 7000 Wörter am Tag schwätzt, hab ich am Freitag bestimmt das dreifache geplappert) und schloss meine Augen in dem Augenblick, als mein Kopf auf dem Kissen zu liegen kam. Das besagtes Kissen auf dem Boden lag störte mich dabei nur wenig – ich schaffte es nicht aufs Bett und Lotte war so lieb mich zuzudecken, da unten auf dem kuschligen Teppich.
Sie kommentierte es schlicht: Ich bin ganz Banane im Kopf. Sie hat Kinder, sie meint also die matschige, sehr reife Sorte.

Was war passiert? In unserer Euphorie standen wir Punkt 9 Uhr vor den Messetoren, wir hatten schließlich eine Mission. Lotte wollte Frau G. treffen, ich wollte zum Stand des BvjA um ein paar Vereins-Kollegen, die dort den Stand betreuten, Hallo zu sagen. Schon da zeigte sich ein Problem. Weite Wege, viele Hallen, Leute und noch mehr Leute. Es ist wirklich schön in jedem Gang eine Facebook-Bekanntschaft zu treffen, die man bisher nur digital und lesend kennt, und nun endlich mal in Natura anschauen kann. Mit Handschlag und allem drum und dran. Aber weit kommt man da nicht. 😉 Und mein Plan stellte sich als blödsinnig raus, weil ich nicht bedacht hatte, dass Veranstaltung X in Halle 3.0 statt findet, während ich Freund B. in Halle 4 treffen wollte. Es wurde ein wildes hin und her, mit viel Geplauder und In-die-Arme-Laufen zwischen den Hallen.
Letztlich haben wir aber alle Leute getroffen und alle Lesungen/Vorträge besucht, die wir auf der Agenda hatten. Mein Highlight war Carolin Emcke, die über ihr neues Buch „Gegen den Hass“ sprach. Ich bin ja ein schlauer Mensch, ich habe das Buch schon vor der Messe gekauft, allerdings daheim liegen lassen, deshalb konnte ich mir kein Autogramm holen. Ich wollte Frau Emcke schon anmuffen, dass sie auf ihrer Lesereise nicht nach Süddeutschland kommt – vorher checkte ich noch ihre Termine. Tübingen und Stuttgart. Gut, dass ich nicht gemufft habe. Ich komme noch zu meinem Autogramm.


Jedenfalls. Ich war auch bei einem Papyrus-Vortrag. Das wäre soweit auch gut gewesen, schließlich liebäugle ich damit mir diese Software zu kaufen. Allerdings ist der Geräuschpegel in den Hallen irrsinnig laut. Die kleinen Bühnen überall, mit Hockern und Soundanlage haben es schwer gegen diesen Geräuschpegel anzukommen, der Betrieb drum herum läuft ja weiter. Menschen kommen, setzten sich, plappern, stehen auf, gehen wieder. Ich hatte wirklich Mühe dem Vortrag zu folgen und werde mich wohl anderweitig damit beschäftigen (mit einem YouTube-Tutorial o. ä.) bevor ich mich zum Kauf entscheide. Der Buchmesse-Beitrag hat nun nicht wirklich weiter geholfen. Schade.

Wir hatten einen wirklich schönen Tag, der proppenvoll war mit Gesprächen, Eindrücken und viel Input. Ich halte mich nicht für einen schüchternen Menschen, auf den Mund gefallen bin ich auch nicht und trotzdem dachte ich zwischendurch „Ich hätte gern mehr Mut“. Da liefen viele Buchstaben-Menschen herum, die ich „kenne“ im Sinne von verfolgen. Twitter, Facebook, Blogs. Ich lese still mit, ich schreibe selten Kommentare. Bei vielen wäre ich gern, mit Mut, hingegangen und hätte gesagt: „Ich lese, was du schreibst. Mir gefällt was du machst.“ Und dann hätte ich mich umgedreht und wäre gegangen. Mehr will ich gar nicht. Bei Mara Giese habe ich es gemacht, das war eine sehr nette Begegnung. Bei Stefan Mesch hat es sich nicht ergeben. Vielbeschäftigter Typ. 😉 Bei Zoë Beck habe ich mich auch noch getraut, bei vielen anderen Bloggern aber nicht. Seltsam. Als wenn ein Kompliment etwas Schweres wäre.


Jedenfalls. Nach der Messe hatte ich noch weiteres Programm. Am Samstag las mein Kollege Wolfgang Kirschner in Balingen. Wir sind seit Jahren befreundet, was er schreibt, lese ich und wenn er irgendwo liest, geh ich da hin. So einfach ist das. Und wenn ich eine seiner Kolumnen tatsächlich ein zweites, drittes Mal höre, kichere ich immer noch darüber. Wie die Lesung war, kann man hier nachlesen.
Am Sonntag stand ich früh auf (für meine Verhältnisse) obwohl mir die Messe noch in den Knochen steckte, ich fühlte mich immer noch wie zerkaut und verdaut. Das Kulturzentrum Merlin in Stuttgart feierte seinen 33sten Geburtstag. Da darf die get shorties Lesebühne natürlich nicht fehlen. In der kleinen Besetzung (Ingo Klopfer, Rainer Bauck und ich) machten wir insgesamt vier Lesungen. Aber bevor ich mich selbst auf die Bühne im Flaschenkeller setzte, lauschte ich noch Maximilian Buddenbohm. Wieder ein Blogger, ich lese die Herzdamengeschichten sehr, sehr gern. Er hat so einen Humor, den ich schätze – nie unter der Gürtellinie, mit einem liebevollen Blick auf das Leben und die Söhne. Ich saß zwischen all den Eltern mit ihren Kindern, kicherte über den Alltag der Buddenbohms und fühlte mich wohl. Anschließend kaufte ich mir ein Buch und ließ es mir auch signieren. Ich weiß nicht genau warum, aber ich mache das wahnsinnig gern – in meine Bücher hinein schreiben, wann & wo ich sie gekauft habe – letztlich schreibe ich sogar hinein, wann ich sie gelesen habe. Ich mag Autogramme von Autoren in meinen Büchern. Das gibt mir ein Gefühl von Nähe.
Sobald mich der Wal wieder ausgespuckt hat, arbeite ich an eigenen Texten. Schließlich brauche ich eine neue Kurzgeschichte für den 19. November.
Wir lesen uns!
~Caro