Literatur-Coach?

Caro und wie sie die Welt sieht

Gelesen: «Sex und Leidenschaft gehören zusammen. Liebe ist etwas für sich»

Interview mit Elke Heidenreich

Ich bin in einem Haus aufgewachsen, in dem nicht gelesen wurde. Musik war auch kein Thema. Ich erinnere mich an Roy Black und die Kelly Family auf langen Autofahrten. 1995 entstand bei uns im Ort eine winzige Bücherei. Vorher war in dem Raum ein Schuhladen drin. Also ein Laden, wo man seine Schuhe reparieren lässt, denn neue kauft. Es gab also ein Schaufenster zur Straße hin und eine Tür mit Glöckchen.

Ich bin an dem einen Regal, das den Raum beherrschte, vorbei gestreift, mit dem Zeigefinger auf den Buchrücken. Meine Finger und die Bücher machten so ein schabendes, leises Tap Tap Tap, so wie man an einem Gartenzaun vorbei geht und jede einzelne Latte berührt. Ich stand auf dem Regal, tatsächlich, nicht sprichwörtlich. Unten waren Schubladen, die lugten so hervor, dass ich drauf stehen und gehen konnte. Einmal den länglichen Raum zum Fenster hin und wieder zurück. Und nur wenn ich da drauf stand, konnte ich sehen, was im obersten Regalfach für Bücher standen. Da war ich also auf der Suche nach meinem ersten Bücherei-Buch. Die Masse erschlug mich fast. Ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte.

Vorn an der Tür, hinter der alten Theke des Schuladens, saß ein Junge aus meiner Schule, der hatte die Aufsicht. Er war ein bisschen pummelig, hatte lockig-wilde Haare und blühende Pickel. So, wie man eben aussieht mit 16. Er hat mir meinen Ausweis ausgestellt. Mit seiner schludrigen Handschrift schrieb er meinen Namen auf den Ausweis und eine Nummer. Die war dreistellig, aber ich erinnere mich nicht mehr genau.

So fing das an, mit den Büchern und mir. Der Junge sagte, ich dürfte die Bücher 30 Tage ausleihen. Also habe ich irgendwas mitgenommen und sie exakt 30 Tage behalten. Obwohl ich sie schon nach wenigen Tagen gelesen hatte. Ich dachte, da gibt es eine Regelung, an die man sich zu halten habe. 30 Tage später habe ich neue Bücher mitgenommen, so viele wie ich tragen konnte, in meinem Schulranzen. Eigentlich waren sie alt. Sie rochen muffig und die Schrift war winzig, und die Bücher sahen so aus, als wären sie älter als meine Oma. Aber es waren neue Bücher für mich. Neue Geschichten. Neue Welten.

Damals wie heute denke ich, in der Musik und der Literatur gibt es so viel zu entdecken. Ich hätte gern jemanden, der mich da durchführt. Schritt für Schritt. Naiv wie ich bin, glaube ich noch immer, dass es da einen gelben Weg gibt, dem ich folgen kann in meine literarische Heimat. Wenn ich Interviews sie dieses lese, frage ich mich kurz, ob man Elke Heidenreich mieten kann, als Literaturchoach.

Und bis ich einen Coach gefunden habe, lese ich, so wie ich früher Memory gespielt habe. Ich habe keine Ahnung, was sich hinter den Deckeln verbirgt, ich hoffe einfach, dass die Dinge, die ich aufdecke, zu mir passen.

~Caro

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