Es gibt gewisse Themen und Geschichten, die sehe ich mir in all seinen Facetten und Erzählweisen an, immer wieder. Peter Pan ist so ein Thema. Und Sherlock Holmes. Serien, Filme, Trickfilme, Bücher. Egal in welcher Darreichungsform. Erstaunlicherweise finden sich nämlich immer neue Blickwinkel und Interpretationen. Manchmal kommen auch nur ein paar Spezial-Effekte und Geschwindigkeit hinzu. Sherlock Holmes ist eine (gefühlt) ewig währende Wiederholung eines Stereotyps. Und mir wird nie langweilig.
Ich habe den Trailer zu „Mr. Holmes“ entdeckt und musste den Film sogleich anschauen.
Ian McKellen ist ein verdammt gutes Argument für den Film. Dieses mal ist Mr. Holmes sein eigener Fall, er ermittelt sein Gedächtnis. Das ist eine schöne Variation, auch mal ein bisschen anders, zudem spricht mich dieses Zusammenspiel „Alter Mann mit neugierigem Jungen“ sehr an. Auch diese Erzählform, Alt und Jung arrangiert sich mit den eingeschränkten Umständen des Lebens, ist nicht neu. Kinder dürfen noch nicht alles, alte senile Menschen können nicht mehr alles. Es scheint, diese Kombination geht immer.
Jedenfalls.
Ian McKellen alias Mr. Holmes lebt nicht mehr in der Baker Street. Die gemeinsame Zeit mit Mr. Watson liegt lange zurück. In dieser Version hat Sherlock Holmes die Bücher seines geschätzten Kollegen nie gelesen. Nach dem Tod seines Bruders Mycroft fallen ihm die gesammelten Werke in die Hände und er beginnt zu lesen.
Im Film werden drei Handlungsstränge erzählt. Als erstes, der alternde Mr. Holmes, der gegen das Vergessen kämpft, der im Exil lebt, mit seiner Haushälterin und dessen Sohn. Der Junge ist clever und neugierig, er hilft dem alten Mann dabei seine Bienenstöcke zu versorgen. Gemeinsam ermitteln sie ein mysteriöses Bienensterben.
Im zweiten Handlungsstrang erinnert sich Mr. Holmes an eine Reise nach Japan, dort war er um eine seltene Pfeffersorte zu finden, die seinen geistigen Verfall aufhalten soll.
Im dritten Handlungsstrang versucht sich Mr. Holmes zu erinnern, wie sein letzter Fall ausgegangen ist. Er las die Geschichte, die Mr. Watson aufgeschrieben hat und ist sich sicher: So ist das alles nicht passiert. Er will die Geschichte erinnern und aufschreiben, mit dem wahren Ende der Geschichte.
Es geht schließlich um menschliche Beweggründe, die sich nicht mit Logik erklären lassen. Ich fand den Film ganz wunderbar, gerade deshalb, weil es nicht um den Fall an sich geht, sondern um die Figur Sherlock Holmes, ohne Spezialeffekte und Brimborium. Natürlich ist er immer noch ein Stereotyp, einer, der versucht zu verstehen warum Menschen das tun, was sie tun. Dafür braucht es keinen scharfen Verstand, sondern Empathie. Und die fehlt Sherlock Holmes, durchweg in allen Erzählformen. Er ist klug, auf analytischer Ebene, aber nicht auf menschlicher.
Hier gegenüber steht Sherlocks Haushälterin, die diesen Part übernehmen soll: Die zwar nicht gebildet, aber bauernschlau ist.
Wie gesagt, das Thema ist alt, der Charakter „Sherlock Holmes“ in hundertfacher Ausführung schon da gewesen. Aber diesmal ist es eben Ian McKellen, dieses mal geht es um Sherlock selbst und das verdammt einsame Leben das er geführt hat – bis zum Schluss. Nicht neu, aber dennoch wirklich hübsch anzusehen.
Eckdaten:
Mr. Holmes (2015)
Ian McKellen, Laura Linney, Milo Parker
Hey Carolin,
ich hab den Film auch gesehen. Er hat mich nicht umgehauen, aber ich fand ihn schön. Ich finde Ian McKellen ist ein fantastischer Holmes. Ich hätte ihn gern in jüngeren Jahren in dieser Rolle gesehen. Aber vielleicht finde ich das nur, weil ich ihn besonders mag. 🙂
Liebe Grüße
Sanne
Hallöli!
Ja, ich mag ihn auch sehr! Der kann spielen was er will, er gefällt mir immer.
Das ist ne gute Zusammenfassung: Haut einen nicht um, ist aber für einen gemütlichen Abend wirklich hübsch anzusehen. 🙂
Ich finde den modernen Benedict-Cumberbatch-Sherlock sehr toll. Allerdings kann man diese zwei kaum vergleichen, finde ich. Muss man vermutlich auch nicht. Ich kann beides gut schauen.