Ich habe eine kleine Blog-Pause eingelegt, weil ich so mit meinem Lektorat beschäftigt war. Am 1. April (kein Scherz) erscheint Band 2 meiner Saga „Das Drachenvolk von Leotrim“ und bis dahin ist noch einiges zu tun. Der Weg bis hier hin war anstrengend, ich glaube ich habe noch für keinen Text so hart gearbeitet wie für diesen. Gleichzeitig hatte ich aber auch einen riesen Spaß an der Sache. Immer wieder dachte ich ganz glückselig: Ja, das ist es, was ich machen will. Nun kümmere ich mich mit meiner Lektorin um den Feinschliff und ich bin echt gespannt, was die Leserinnen und Leser zu Band 2 sagen werden. Da ich so viel Zeit mit Schreiben verbracht habe, hatte ich kaum Zeit zu lesen. Meine Lese-Challenge habe ich aktualisiert, es sind wieder neue Bücher dazu gekommen, aber ich hatte nur Zeit eines zu lesen: „Wie wir begehren“ von Carolin Emcke.
Ich habe vor einiger Zeit ihren Kolumnen in der Süddeutschen Zeitung entdeckt und gedacht:
Hoppla, von der liegt doch ein Buch auf meinem SUB.
Gesucht, gefunden, gelesen. Mich begeistert ihre kluge, unaufgeregte Schreibweise – in den Kolumnen und im Buch. In „Wie wir begehren“ beschreibt sie ihren sexuellen Werdegang. Da ist die Musik und das Begehren – was bei ihr ganz eng miteinander verknüpft ist. Sie schreibt die meiste Zeit in Wir-Form und bringt es doch fertig ganz nah bei sich zu bleiben, sie erzählt von sich und den Mitschülern, dem Großwerden, von den Gemeinsamkeiten und bald auch von den Unterschieden. Daniel ist anders, so wie sie. Doch während sie ihre Sexualität entdeckt und hineinwächst in dieses Anders sein, geht er daran kaputt, er begeht Selbstmord. Sie handelt die Schuld aus, die sie selbst, die andere daran tragen, fragt nach der Sprachlosigkeit, die zwischen ihnen geherrscht hat und den Gründen dafür. „Wie wir begehren“ ist ein intimer Einblick in die Jugend von Carolin Emcke, ihr Leben, das von Daniel, ohne platt oder vulgär zu werden.
In vielen Situationen habe ich mich wiedererkannt bzw. meine Schulzeit. Die Hierarchien sind doch immer dieselben, zu jeder Zeit, in jeder Schule. Da braucht es nicht mal Homosexualität. Rote Haare oder ein mädchenhaftes Lachen reichen schon um jemanden als Opfer in die Mitte zu stellen und ihn zu schikanieren. Ich nehme mich da nicht aus. Ich erinnere mich an so einiges, was ich während meiner Schulzeit gesagt und getan habe – worauf ich wirklich nicht stolz bin. Auch deshalb wird das Buch und die Geschichte um Daniel noch etwas in mir nachklingen.
Als nächstes werde ich endlich den zehnten Band der Sandman-Reihe lesen. Ach, und von Olivia Warta möchte ich dir noch erzählen. Ich mag ihren Tumblr-Blog Freitag-ist-rosa sehr gerne, lese da regelmäßig ihre Gedichte und Haikus. Neulich hat sie ein Wandergedicht verlost. Ich habe die Verlosung nur per Zufall mitbekommen und dann prompt gewonnen. Nun hängt eins ihrer Gedichte gerahmt in meinem Wohnzimmer. Es ist so schön.
„Wellengang“ habe ich schon gelesen, „Hundertneunzehn“ habe ich noch vor mir. Ihre Gedichte haben eine enorme Sprach- und Bildgewalt, sie hat den Sound. Du weißt schon, diesen einzigartigen Sound. Jeder Autor, der seine eigene Stimme gefunden hat und eine Geschichte oder ein Gedicht nur auf diese einmalige Art erzählen kann, die seiner Stimme eigen ist, hat ihn. Diesen Sound, an dem man seinen Lieblingsautor, seine Lieblingsautorin aus hundert fremden Texten raus lesen kann.
Hinzu kommt, dass ich oft an Meerweh leide. Vielleicht kennst du das. Dieses Bedürfnis, das Meer zu sehen, das Salz zu schmecken, das Rauschen zu hören, einfach hinauszublicken und nichts zu müssen. Ein Blick in das Büchlein „Wellengang“ kommt dem ziemlich nahe. Ein Pflaster auf Sehnsuchts-Wunden.
Meine Empfehlung!
Ein Kommentar zu „Da bin ich wieder“