Aber Samstag und Sonntag macht der gute Mann Pause. Ich bin sehr froh, dass ich noch WOCHEN vor mir habe, mit Vater, Mutter, Dimitri und wer da eben alles noch dazu kommt. Ich hatte lange nicht mehr so viel Spaß am lesen. Zuletzt dachte ich, ich finde keine guten Bücher mehr, die mich begeistern.
Letzte Woche habe ich mit den Jungs der get shorties Lesebühne eine Lesung in der Buchhandlung Wittwer, in Stuttgart gemacht. Ich war viel zu früh da, wie immer, und stöberte so durch die Stockwerke, in die verschiedenen Abteilungen. Um die Schreibwaren habe ich einen Bogen gemacht, dort finde ich immer was, und ich habe noch SO VIELE Notizbücher zuhause, die darauf warten, dass ich sie endlich voll schreibe, dass ich mir selbst verboten habe, weitere zu kaufen. Vorerst.
In der Buchhandlung nahm ich dann „Auerhaus“ in die Hand. Im Netz habe ich das orangefarbene Buch schon diverse Male gesehen, dachte aber jedes Mal: Selbstmord? Will ich so ein schweres Thema?
Ich nahm es also zur Hand und las die erste Seite. Die Kasse stand nur zwei Meter neben dem Regal, das ist doch Absicht! Jedenfalls, mit Seite 2 stand ich vor selbiger, zahlte und noch im Lesen suchte ich mir einen gemütlichen Platz in der Rolf-Benz-Lounge. Lümmel-Sofas hat es da. Ohne Witz, da ist es gemütlicher als bei mir daheim. Ich las also, vor meiner eigenen Lesung, die ersten 50 Seiten weg.

Das orangefarbene Buch ist wirklich hübsch, Ausstattung, Schrift, Layout. Ich bin Legastheniker, ich habe wirklich Mühe mit alten Flohmarktbüchern, wenn die Schriftgröße 10 und der Zeilenabstand null beträgt, und der Text so auf der Seite verteilt ist, dass kaum Platz für die Seitenzahl bleibt, dann ist der Effekt Ich-sehe-nur-Buchstabensalat besonders schlimm. Dann muss ich oben und unten den Text mit einem Stück Papier abdecken, um die Zeile, in der ich gerade bin, lesen zu können. Hier nicht. Hier ist alles eine Einladung: Lies mich.
Ich mag die Figuren, ich mag die Story, die vier Hauptfiguren waren mir von Seite 1 an sympathisch – wie gesagt, mein Lesevergnügen war lange nicht mehr so groß. Irgendwas hat diese Lese-Challenge mit mir gemacht. Ich habe Lust zu lesen, am Wochenende blieb der Fernseher aus, weil meine aktuelle Lektüre mich sehr begeistert.
Jedenfalls. Bov Bjerg hat einen leichten Stil. Das bedeutet nicht, dass er seicht schreibt. Sondern, dass er ein schwieriges Thema so gekonnt verpackt, dass ich als Leser nur so hindurch husche. Fernsehen und berieseln lassen ist einfach. Lesen, denken, dran bleiben ist (oft) mühevoll. Hier nicht. Ich hab noch das halbe Buch vor mir, und weiß jetzt schon: Es wird mir zu kurz sein. So müssen Bücher sein – ich will nicht, dass sie enden.
Irgendwann musste ich meine neue Lektüre weg legen, weil ich ja selber gefragt war. Frau Dutzmann-Schoch hat sich prima um uns gekümmert, die Handwerker stellten pünktlich zur Lesung ihre Sägearbeiten ein, die Stimmung war supi und die Lesung gut besucht. So mag ich das. Anschließend habe ich noch meinen Buch-Gutschein eingelöst und kam mit einem Meter Literatur nach Hause. Feinerle.

Zu meiner persönlichen Lese-Challenge 2016
cmh