Wortgewalt

Als sie ein Kind war, wurde sie oft gehänselt. Wenn sie davon erzählte, sagte man ihr: „Worte tun doch nicht weh. Ignorier das. Lass sie reden.“ Für sie war Schlaggewalt und Wortgewalt aber immer dasselbe. Nur die blauen Flecken sahen anders aus. Aber sie verstand schon: Das musst du aushalten.

Heute ist sie erwachsen, die Worte sind verinnerlicht. Und doch wird sie stutzig. Niemand würde einer geprügelten Frau sagen: „Liebe tut doch nicht weh, das musst du aushalten.“

Sie erinnerte sich an das Kind das sie war, aber nicht daran je Worte für ihre Verletzungen gehabt zu haben, weil man ihr immer gesagt hatte, sie sei nicht verletzt. Dabei wollte sie keine Entschuldigung vom andern. Nur sagen dürfen, was ist. Die Beschreibung der Situation. Aussprechen. Ernstgenommen werden.

Heute möchte sie die Muster durchbrechen. Worte tun weh. Manchmal. Vielleicht spricht sich das herum.

 

 

 

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