FAQ: Was bedeutet dir das Schreiben?
Das Schreiben ist mein Zuhause. Hier kann ich sein. Im Alltag da sind wir viele Personen. Tochter, Mutter, Freundin, Arbeitskollegin, Kundin. In jeder Situation verhalten wir uns anders. Ich rede mit meiner Mutter anders, als mit der Nachbarin. Im Büro verwende ich keine Schimpfwörter, am Freitagabend mit den Freundinnen in einer Bar machen wir böse und vulgäre Sprüche. Mutti dürfte mich da nicht hören. 🙂
In manchen Momenten frage ich mich, welche Caro eigentlich die echte, die richtige ist. Wenn ich allein bin?
Es gibt ein unglaublich schönes Gedicht von Shel Silverstein über die Masken, die wir tragen. In dem Gedicht suchen zwei nach der Farbe blau und verbergen aber, dass sie Blau sind.
Wenn ich schreibe, trage ich keine Maske. Alle Personen, die ich bin, werden zu einer. Ich finde heraus wie ich über die Welt und ihre Fugen denke, lerne mich dabei selber besser kennen, sehe, über welche Dinge ich lachen kann, über welche nicht. Die besten Texte sind die, die ich mit großer Emotion geschrieben habe, Dinge über die ich mich ärgere, die mich freuen oder die ich liebe. Ich fasse in Worte, was ich sehe.
Für die meisten Menschen ist wohl ein Ort ihr Zuhause, für mich ist es ein Gefühl. Wenn mich einer fragt, was ich bin, dann sage ich laut „Schriftstellerin“ und leise in mich hinein „unfertig.“ Eine Geschichte oder gar ein Buch zu veröffentlichen bedeutet ja nicht, dass man nun fertig ist und alles erreicht hat. Wie im Job; Ausbildung, Prüfung, Arbeitsleben. Im Beruf kann ich Berufserfahrung sammeln. Beim Schreiben braucht es Lebenserfahrung und dafür gibt es kein Zertifikat mit wichtigen Unterschriften drunter. Im Gegenteil.
Vermutlich werde ich in fünf Jahren zurück schauen, mein Büchlein an einer beliebigen Stelle aufschlagen und einen Rechtschreibfehler finden. Und dann werde ich lächeln, nachsichtig darüber hinweg sehen, und mich freuen, dass sich meine Texte, also der Inhalt so wie die Erzählweise, weiter entwickelt haben. Fertig werde ich dann immer noch nicht sein. Ich hoffe sehr, dass ich diesen Prozess bis ins hohe Alter wiederholen kann. Vielleicht kann ich sogar, so wie ich angefangen habe, entscheiden aufzuhören, und es gut sein lassen. Nachdem ich erzählt habe, was mir wichtig war.
Das Buch ist nur eine Stufe auf einem langen Weg. Und der verläuft nicht gerade oder nur bergauf, der hat Steine und viele Kurven, Schlaglöcher und Gruben. Neulich sagte ich zu einem Kollegen, dessen Buch ich gelesen hatte: „Ich träume nachts davon, solche Geschichten wie du zu schreiben.“ Und ich meinte es so, es war ein großartiges Buch, gleichzeitig dachte ich: Sowas, das schaffst du nie. Dabei habe ich bestimmt ein Dutzend Dinge erreicht, von denen ich dachte, dass ich sie nie schaffen würde. Ich werde also weiter schreiben und sehen was passiert.
Ich denke manchmal, auf dem Weg hierher, da habe ich keine Grube ausgelassen. Das ist aber gar nicht schlimm. Ich habe gelernt wieder heraus zu krabbeln, ich habe gelernt zu scheitern, und dann weiter zu machen.
Ich mache immer weiter. Weil ich das Schreiben liebe. Ich liebe es geschrieben zu haben.
~Caro
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Ein Kommentar zu „Fragen an die Autorin #5“