Home is where your heart is

Hach, wenn ich so tolle Videos sehe, wird meine Sehnsucht nach London noch größer. Mein Countdown läuft!

Es gab mal diesen einen Nachmittag – ich war in London im Urlaub und besuchte mit einer Freundin einen einwöchigen Sprachkurs. Und dann hatte sie am Nachmittag Unterricht und ich nicht. Ich zog allein los, zum allerersten Mal. Ich wollte das Globe Theatre sehen, am liebsten auch eine Vorstellung besuchen und landete ungeplant im Shakespeare Museum, es war so cool. Ja, ich schreibe Museum UND cool zusammen! 🙂 Anschließend machte ich einen langen Spaziergang und versuchte mich ein wenig wie Helene Hanff zu fühlen, die durch die Stadt flaniert, als wäre es ihre. Überhaupt hat meine Begeisterung für die Stadt viel mit Büchern und Filmen zu tun. Ich versuche schon eine Weile Worte dafür zu finden.

Zum ersten Mal in London war ich mit 17; die Abschluss-Klassenfahrt. Meine Eltern sind sehr reisefreudig und ich wurde früh mit diesem Fieber angesteckt – aber ich kann mich nicht erinnern mich je an einem Ort sofort und in dem Ausmaß wohl gefühlt zu haben wie hier. (Vielleicht noch in Nova Scotia, am Leuchtturm Peggy´s Point. Dieser Tag bzw. der Besuch der Ortschaft Peggy´s Cove prägt mich bis heute. Irgendwann werde ich mal Urlaub machen in einem Leuchtturm um dort zu schreiben, oder ich werde in einem heiraten, je nach dem was vorher passiert und was ich dann zu erzählen habe… aber ich schweife ab.) Damals, mit 17, kam ich mit dem Bus bzw. mit der Fähre an, und mir war noch einen Tag lang kotzübel von der stürmischen Überfahrt. Meine Eltern saßen zuhause, sahen den Wetterbericht und warteten schon sorgenvoll auf die Nachricht ich sei jämmerlich zwischen Calais und Dover abgesoffen. Die gesamte Klasse war erst im MäcDoof an Bord der Fähre, um später geschlossen alles vollzukotzen. Wahlweise die Toiletten, die Fähre oder den Ärmelkanal. Das war ein Fest.

Natürlich zogen wir los diese verdamme Notting-Hill-Tür zu suchen. Wir ließen uns mit einem Bobby fotografieren, versuchten einen dieser Guards aus der Fassung zu bringen und probierten die Baked Beans, die wir von den Gastfamilien zum Frühstück bekamen. Trotz der Fähr-Erfahrung gab es wieder MäcDoof-Essen, wir waren da sehr ignorant. (Ja, ich mochte die Bohnen.)

Wir hatten verhältnismäßig viel freie Zeit, und da wir im September da waren, zeigte sich die Stadt von ihrer besten Seite, die ganze Woche kein Regen. Ich habe sofort die Parks lieb gewonnen und dachte sehnsüchtig, Himmelpoponochmal, reiten müsste man können. Und dann zeigte ich mich von meiner besten Seite mit meinen Landei-Allüren, und grüßte so ziemlich jeden Menschen, der mir begegnete, höflich wie man das auf dem Land eben so macht. Bei uns heißt es allerorts „Grüß Gott“ und ich sagte „Hello“ und „Good day“ und „Welcome, step inside and bring good luck with you!“ Und als das erste Mal jemand mit Akzent und aller Liebenswürdigkeit die ein Engländer aufbringen kann, zu mir sagte: „Oh dear“, war es um mich geschehen. Ich dachte, damals mit 17, ich heirate Hugh Grant und dann sagt er jedes Mal, wenn wir miteinander durch einen der Parks reiten „Oh dear“ zu mir, und ich bin bis an mein Lebensende unfassbar glückselig. Es kam ein bisschen anders. Das macht aber fast gar nichts.

Später habe ich dann Helene Hanff entdeckt, die mir heute noch eine gute Freundin ist. Immer, wenn mich die Schlechtigkeit der Welt fast erdrückt, ziehe ich ihre Bücher aus dem Regal, und lese, wie sie den armen Frank anmault, oder oder mit welchen Hunden sie im Central Park spazieren geht, oder welche Bücher sie liest und liest und liest. Helene ist frei von Sarkasmus, von Bösartigkeit, und dabei klug und liebenswert. Ich mag es, bzw. es tut mir immer wieder gut, zu lesen, dass es Menschen und Situationen gibt, die FÜR eine Sache sind, statt immer nur dagegen. Wenn ich Helenes Worte lese, bin ich nett zu Hunden, lade meine Nachbarn zum grillen ein, und verschenke jedes gute Buch, dass ich besitze.

Mit der Herzogin der Bloomsburry Street zog ich durch London – ich besuchte jeden Ort, den Helene besucht hatte, und bildete mir ein, sie würde mir zuflüstern „Berühr John Donne!“ in der St. Pauls Cathedral, „Ich hab´s auch gemacht!“ 🙂 Und wieder hieß mich die Stadt auf ihre besondere Art Willkommen. Ich saß in einem dieser Liegestühle im Kensington Park, die man für ein paar Pfund mieten kann und ausnahmsweise war ich mal ruhig. Die Sonne schien mir aufs Haupt, angenehm, ich brauchte keine Sonnenbrille um mich zu schützen. Sonst lässt meine Rastlosigkeit mein Bein hibbeln oder beide Beine oder den ganzen Körper, und natürlich immer dann, wenn ich versuche zu schlafen und mein Hirn noch Achterbahn fährt. Hier ruhte ich aus und wollte nirgends sonst sein. Und dieses Gefühl kommt der Liebe verdammt nah.

Oh dear, ich komme wieder. Bald.

6 Kommentare zu „Home is where your heart is

  1. Oh, ich hasse Dich! … Nein, natürlich nicht. Aber ICH. WILL. AUCH. NACH. LONDON! *wein*
    Nimmst Du mich mit? Im Koffer vielleicht? Ich hab keinen Urlaub, vielleicht könntest Du mich entführen? Ich geh Dir auch nicht auf den Keks *schwör* Ich streune ganz alleine durch meine Stadt der Sehnsucht, weil ich so viel noch gar nicht und das Wenige viel zu kurz gesehen habe.
    Hach, jetzt hab ich wieder Londonweh. Du bist doof. 😦

    Hmmm… nein, natürlich nicht. Aber trotzdem. *g*

    1. Mit Londonweh kenn ich mich aus. In meinen Koffer passt du wohl nicht – den muss ich beim Hinflug leer lassen, damit beim Rückflug viel London rein passt. Ich werde aber Eindrücke und Fotos mitbringen, versprochen.

      1. Also wenn es bloss darum geht, dass Du mich nicht mit zurück nehmen kannst, weil Dein Koffer dann so voll ist, das ist fei echt so überhaupt gar kein Problem. Bleib ich halt in London. hihi
        Aber nichtsdestotrotz ich wünsch Dir eine tolle Zeit. Dass Du nachher alles hier im Blog teilst, darauf vertraue ich 🙂

      2. Ok, Deal. Ich nehm dich mit im Koffer. 🙂
        Welche Größe hast du denn, dann kauf ich noch was passendes.
        NATÜRLICH teil ich das hier. Ich werde Damian Lewis im West End sehen und die Harry Potter Studio Tour machen. Es wird dann ein Foto von mir geben: Caro im Gryffindor-Umhang auf einem Besen. Das wird super. Jaja.

      3. Ohuuuuu, ich steh auf Damien Lewis. Kannst Du vielleicht auch in die North Gower Street gehen, wo glaube ich gerade die neue Sherlock-Reihe gedreht wird? Ich würde lieber den sprechenden Hut aufsetzen. hihi. Aber bei Hamleys kannst Du Dir auch Deinen eigenen Nimbus 2000 kaufen. 🙂
        Ich stelle Dir gern meinen Trolley zur Verfügung. Da müsste ich reinpassen und Du kannst mich halt rollen. 🙂 Super Idee.

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