Gleich vorweg, ich hatte keine Ahnung, dass es einen Sundance Channel (Link: SundanceTV) gibt, und der eigene Serien produziert. Ich kenne das Sundance Film Festival (Link: Wikipedia) und die Umstände wie das zustande kam, – es ist mir auch ein großes Bedürfnis in diesem Leben mal nach Park City zu kommen, und mir lauter gute Indie-Filme rein zu ziehen. Die Vorstellung eine Woche in einem Kino, popcorn fressender weise, ohne mit Menschen reden oder auch nur an die frische Luft zu müssen, stelle ich mir romantisch vor. Mein Misanthropenherz geht da auf.
Jedenfalls.
Neulich habe ich also den Sundance Channel und die Serie „Rectify“ auf arte entdeckt. Kurze Rede, langer Sinn: Ich habe die erste Staffel gekauft und in einem Rutsch gesehen. (6 Folgen).
Worum geht´s?
Daniel Holden (unglaublich gut) gespielt von Aden Young wird nach zwanzig Jahren aus dem Gefängnis entlassen. Genauer gesagt, dem Todestrakt, in dem er wegen Mordes saß. Seine Schwester hat mit ihrem Anwalt seine Freilassung erkämpft; eine DNA-Probe entlastet ihn. Trotzdem sind viele weiterhin von seiner Schuld überzeugt, nicht zuletzt deshalb, weil er den Mord gestanden hat. In Staffel 1 folgt man Daniel sechs Tage lang – vom Tag der Entlassung an. Eine kleine harmlose Stadt mitten im Nirgendwo von Amerika und ein abscheuliches Verbrechen. So geht es los. Nach und nach, tauchen die Charaktere um ihn herum auf. Seine Schwester, die sich für ihn aufopfert. Die Mutter, die weiter gelebt, geheiratet, ein weiteres Kind bekommen hat. Daniels Familie ist angewachsen um einen Stief- und einen Halbbruder. Der Halbbruder ist ausgerechnet in dem Alter, in dem Daniel ins Gefängnis musste: Kaum 18. Da ist es nicht verwunderlich, dass diese beiden es noch am ehesten schaffen, so etwas wie eine Verbindung herzustellen, in dieser umfassenden Fremdheit. Ich will gar nicht zu viel verraten…
Mein Eindruck
Daniel ist, gelinde gesagt, völlig Banane im Kopf. Wie soll es auch anders sein, er hat zwanzig Jahre in einem fensterlosen Raum verbracht und seine einzige Gesellschaft waren Wärter oder Verbrecher. Er war nicht nur physisch eingemauert, sondern auch psychisch in seiner eigenen Marter. Die Frage ob er den Mord begangen hat oder nicht, ist für mich gar nicht so wichtig. Das ist natürlich Teil der Serie, es wird viel angedeutet, und der Zuschauer kann sich schnell ein Bild machen, ob er ihm das zutraut, ob es sein kann, undsoweiter. Viel spannender finde ich die Eigendynamik der Ortschaft, in die er zurück kehrt. Es brodelt, Selbstjustiz liegt in der Luft. Während Daniel apathisch durch die Gegend tappt und die Stadt seiner Jugend sucht, passiert so viel um ihm herum. Ich war völlig fasziniert, von Aden Young, den ich bis dato nicht kannte, wie er diesen Charakter, die arglose Leere von Daniel im Gesicht herum trägt; ein Wahnsinn. Ich bin sehr gespannt auf weitere Staffeln!