Die Entdeckung von Neil Gaiman

Das erste Buch, das ich von Gaiman las, war das Graveyard-Buch. Danach folgten Zerbrechliche Dinge, Coraline und Der lächelnde Odd und die Reise nach Asgard. Die genaue Reihenfolge weiß ich nicht mehr, doch nach jedem Buch hatte ich den Wunsch nach mehr. Mehr von Gaiman und seiner Welt, mehr von seinen Ideen und ungewöhnliches Charakteren. (Die einzige Ausnahme: Coraline. Das Buch fand ich stinklangweilig und die Knopfaugen beunruhigend-seltsam.)

Jedenfalls drückte mir Björn auf der Dort.Con Ewige Nächte in die Hand, meinen ersten Comic seit bestimmt 15 Jahren. Comic, hm. Ist das was für mich? Ich weiß nicht wie es euch geht, aber Comics haben so einen Ruf – einen abschätzigen Ruf bei Leuten, die sonst keine Comics lesen. Neulich erzählte ich einer Freundin von der Sandman-Reihe, und sie vertrat die Meinung, Comics wären einfacher gestrickt. Die Handlung und Entwicklung der Figuren gäbe nicht so viel her. Wie ein Roman.

Ich hab auch mal so gedacht. Inzwischen weiß ich es besser.

Ohne es so in Worte zu fassen hatte ich Vorbehalte. Und Vorurteile. Alles zusammen. Und gleichzeitig bin ich völlig naiv an die Sache ran gegangen.

Durch die anderen Bücher wusste ich, Gaiman kann was, der ist ein toller Geschichtenerzähler, ich mag seinen Stil, ich mag seine ungewöhnlichen Ideen, ich mag seinen Blick für Details. Gerade Zerbrechliche Dinge fand ich sehr faszinierend. In dem Buch sind „nur“ Kurzgeschichten, und in jeder einzelnen Geschichte ein Mikrokosmos. Sehr genial.

Zurück zu Ewige Nächte; Ich lernte Dream kennen. Seine Schwester Death. Die Ewigen. Ein ganz neues Universum. Ich war hin und weg. Also habe ich mir Band 1 der Sandman-Reihe gekauft. Auf der Dort.Con wurde ich noch von einem wildfremden, der sich in unsere Unterhaltung einmischte, gewarnt. Band 1 ist nicht so dolle, gib nicht auf. Ab Band 2 wird’s richtig gut.

Ich bin kein Comic-Crack. Ich finde nichts schlechtes an Band 1, in meiner Naivität. Klar, Gaiman weiß in Band 1 selber noch nicht so recht, wohin die Reise mit Dream gehen soll. Ja, es kommen diverse andere Figuren vor – ich war beispielsweise überrascht, das Dream auf John Constantine trifft (ich kenne den Film mit Keanu Reeves). Ich hab mich gewundert, fand es aber cool. Hey, ich lese einen Comic, und weiß Bescheid. Als Laie freut man sich über so kleine Dinge J

Ich fand mich auch stark an Der dunkle Turm erinnert. Stephen King wusste auch noch nicht  wohin die Reise geht, als er Band 1 schrieb. Das ganze Buch schreit förmlich „Experiment“, was mich als Leser erst recht gereizt hat, dieser Umstand machte es für mich sympathisch. So konnte ich, zusammen mit dem Autor erleben, wie die Geschichte entstand. Mittendrin statt nur dabei.

Inzwischen habe ich Band 5 (der 10-teiligen Sandman-Reihe) gelesen und bin schwer begeistert. Na ja, einen Wehmutstropfen hat die Sache: Band 3 taugt, meiner Meinung nach, nichts. Während die Geschichten in Band 1, 2, 4 und 5 aufeinander aufbauen, sich aufeinander beziehen, und gemeinsam eine große Geschichte ergeben, fällt Band 3, für mich, völlig aus dem Rahmen. Die Geschichte über die Katzen, die die Weltherrschaft anstreben, scheint mir im Drogen-Wahn entstanden zu sein, und die Shakespeare-Story kapiere ich schlichtweg nicht. Alle vier Geschichten in dem Band haben nichts mit der restlichen Geschichte zu tun. Das Buch kann man sich getrost sparen.

Richtig gut und einfallsreich, dagegen, ist Band 4. Dream muss in die Hölle, um einen Fehler wieder gut zu machen, und Luzifer nutzt die Gelegenheit seinen Job an den Nagel zu hängen. Meine Favoriten, aus all den Büchern, die ich bis jetzt gelesen habe, sind Band 4 und 5.

Ich mag das Visuelle, das spricht mich sehr an: Düstere Bilder, die mit ganz wenig Text auskommen. Text, der kompensiert, der große Dinge auf kleinem Raum auf den Punkt bringt. Nur angedeutet, und doch noch Platz für Kopfkino. Wahnsinn. Für mich eine ganz neue Erfahrung. Dazu kommt die Vorfreude zu wissen, dass ich mit meinen Lieblingsfiguren noch viele Reisen begehen kann, da es eine 10-teilige Serie ist, es noch Sonderbände gibt, und ich mich nicht mit einem Buch zufrieden geben muss. Kennt ihr das? Ihr macht ein Buch zu und vermisst die Hauptfigur, oder euren Lieblingscharakter? Und ihr wisst, es gibt keine Fortsetzung? Das war’s!

Ich habe noch locker 8 Bücher vor mir und freu mich wie ein Schnitzel. Ich hätte auch nie gedacht, dass mir Comics gefallen würden. Nun muss ich auch mal Ausschau halten, was es noch zu Entdecken gibt, von Gaiman im Allgemeinen und Comics im Besonderen. Irgendwelche Empfehlungen? Bin ganz offen für Neues.

~Caro

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