„Ich bin ein Geschichtenerzähler“, sagt Irving ganz schlicht. Ein verdammt Guter. Dieser Film beleuchtet seine Arbeit, das Wie und auch das Warum. Während er den Kameraleuten Pizza bäckt, erzählt er von seinen Büchern, von seinem Leben, und von der Grenze dazwischen. Manchmal, so hat es den Anschein, existiert sie nur in seinem Kopf.
Dieser Film ist nichts für Leute, die vielleicht ein oder zwei Bücher von ihm kennen. Irving hat Fans, statt Leser. Entweder man liebt ihn, oder kommt nie über das erste Buch hinaus. Für Leute wie mich, die jedes Wort von ihm gelesen haben, ob Englisch oder Deutsch, ist es ein bisschen so, als würde man von einem Zauberer die Tricks verraten bekommen. Komischerweise verliert der „Trick“ dadurch nicht seine Magie.
Wirklich schön finde ich, wie immer wieder deutsche Wörter in seine Erzählungen einfließen, und wie er mit seinen Händen in die Luft malt. Wenn er vom Schreiben redet, schreiben seine Hände. Wenn er vom Ringen erzählt, hält er einen imaginären Freund im Schwitzkasten.
Erstaunlich finde ich auch seine Liebe zu den Details. Er lebt eine Leidenschaft, für seine Figuren, für die Geschichte die er erzählt, für das Schreiben an sich und damit einhergehend, die Details. Leidenschaft ist Liebe zum Detail. Wie viel Zeit und Arbeit er da rein investiert: Es ist mir ein Rätsel wo er die Geduld und das Interesse dafür hernimmt. Ich als Leser kann immer wieder nur staunen.
Staunen; Darüber, dass es diese gebeugte Kiefer, die symbolisch für Cookie steht, in „letzte Nacht in Twisted River“ wirklich gibt. Wieso überrascht mich das?
Nun habe ein neues Buch auf dem Nachttisch liegen: In einer Person. Ein neues Buch aus dem Irving-Universum. Ich freue mich darauf Billy Abbott kennen und lieben zu lernen. Wie alle Irving-Charaktere.
„Geschichten sind Wunder.“
Trailer
2 Kommentare zu „John Irving und wie er die Welt sieht“